0107 - Die Hand des Hexers
Schattenreich - hier in London!«
»Verstehen Sie jetzt, warum wir dringend mit Cher Cobalt sprechen müssen?« fragte Zamorra. »Sie muß uns sagen, wovor sie in so panischer Hast geflohen ist. Nur sie kann uns diese Information geben.«
Jason Ross nickte. »Gut, Professor. Kommen Sie.«
Der Chefarzt führte Nicole und Zamorra zu jenem Zimmer, in dem Cher untergebracht war. Vor der Tür blieb er stehen. »Ich vergaß zu erwähnen, daß der Schock sie vollkommen apathisch gemacht hat. Sie reagiert auf fast gar nichts. Liegt nur da und starrt die Decke an.«
»Vielleicht wird es ihr helfen, wenn sie Nicole und mich sieht«, sagte Zamorra. »Sie hat Vertrauen zu uns. Möglich, daß das ihre Zunge löst.«
Dr. Ross öffnete die Tür.
Nicoles Kehle trocknete aus.
Zamorra ließ ihr den Vortritt und betrat als letzter das Krankenzimmer. Man hatte das arme Mädchen mit einer Menge Gips bepackt. Sie hatte ein Gipsbein, einen Gipsarm, und ihr Brustkorb war ebenfalls eingegipst. Leichenblaß lag sie im Bett. Ihr Blick war starr zur Decke gerichtet. Als sie hörte, daß jemand eintrat, zuckte sie nur kurz mit den Wimpern, ein Zeichen dafür, daß sie in der Lage war wahrzunehmen, was um sie herum passierte.
Nicole Duval war nicht mehr zu halten. Sie eilte auf das Bett zu und nahm Cher Cobalts Gesicht zwischen ihre Hände. »Cher, oh, Cher, bitte verzeih mir. Es war leichtsinnig von mir, dich allein zu lassen. Ich hätte bei dir bleiben sollen, dann wäre dir das hier erspart geblieben.«
Chers Augen füllten sich mit Tränen.
Sie öffnete den Mund, wollte etwas sagen, aber kein Ton kam über ihre Lippen.
Dennoch war Dr. Ross über diese Reaktion sichtlich erfreut, denn Nicole Duval war es gelungen, die Patientin aus ihrer gefährlichen Apathie herauszulösen.
Nicole streichelte mit zitternder Hand Chers Gesicht. »Sag was. Bitte sag was, Cher. Beschimpf mich meinetwegen. Du hast mich und den Professor um Hilfe gebeten - wir sind zwar gekommen, aber wir haben nicht gut genug auf dich aufgepaßt. Mach uns Vorwürfe. Wir werden sie widerspruchslos hinnehmen, denn sie bestünden zu Recht.«
»Euch trifft keine Schuld, Nicole«, sagte da auf einmal Cher Cobalt mit leiser, kaum wahrnehmbarer Stimme. Es war wie ein Wunder. »Ihr konntet nicht wissen, daß mir Gefahr droht.«
Nicole richtete sich strahlend auf. »Habt ihr’s gehört? Habt ihr Cher gehört? Sie hat gesprochen!« rief sie Zamorra und dem Chefarzt zu. Dann wandte sie sich wieder an ihre Freundin. »Cher, jetzt schaffst du’s. Du bist schon so gut wie über dem Berg. Du bist deine Apathie los. Das Leben hat dich wieder. Gebrochene Knochen heilen schnell wieder zusammen, das ist kein Problem. O Cher, ich kann dir gar nicht sagen, wie froh ich bin, daß du darüber hinweg bist. Von nun an geht es mit dir nur noch aufwärts. Du wirst sehen. In ein paar Wochen entläßt dich Dr. Ross. Du wirst dann vielleicht noch eine Weile herumhumpeln, aber schließlich wirst du wieder ganz die alte sein.«
Zamorra legte Nicole seine Hand auf die Schulter. »Darf jetzt ich mal mit ihr reden?«
Nicole machte nur widerstrebend Platz.
»Wart ihr bei Dambir?« fragte Cher Cobalt flüsternd.
»Ja. Aber der Laden war geschlossen«, antwortete der Professor. »Cher, Sie können sich vorstellen, was ich jetzt von Ihnen wissen möchte.«
Die Schauspielerin nickte.
»Glauben Sie, daß es Sie zu sehr aufregen wird, wenn Sie darüber sprechen?« fragte Zamorra.
»Ich habe keine Angst mehr. Es ist vorbei.«
»Sehr vernünftig«, lobte der Professor.
»Sie erinnern sich an diese Teufelsstatue?«
»Natürlich.«
»Ich habe sie in den Müllschlucker geworfen.«
Zamorra nickte. »Das hätten Sie nicht tun sollen. Ich hätte es vielleicht geschafft, dem Bösen die Rückkehr in diese Figur zu verwehren.«
»Ich dachte, wenn ich die Statue wegwerfe, bin ich alle Sorgen los, aber ich habe mich geirrt.«
»Was ist geschehen, Cher?« fragte Zamorra eindringlich.
»Kurz nachdem Sie gegangen waren, stand dieser verdammte Teufel wieder an seinem alten Platz«, begann Cher Cobalt mit brüchiger Stimme, und dann erzählte sie schleppend, was für grauenvolle Dinge sich in ihrem Penthouse zugetragen hatten. Abschließend sagte die Schauspielerin völlig emotionslos: »Ich bin das nächste Opfer des Hexenjägers. Niemand wird Hyram Bell von seinem Vorhaben abhalten können. Auch Sie nicht, Professor Zamorra, das steht für mich heute unumstößlich fest.«
»Das wollen wir doch erst mal
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