0108 - Die fliegenden Skelette
Hilfe du gegen die Mächte der Finsternis und des Bösen kämpfst, mit einem Zauber versehen!« Er nahm es zwischen beide Hände, ohne es Zamorra abzunehmen. Es dicht vor seine Augen haltend, murmelte er beschwörend klingende Worte, die Zamorra nicht verstand.
Als Leonardo de Montagne das Amulett losließ, richtete er den Blick zum Himmel hinauf, sagte laut einige Worte. Auch sie konnte Zamorra nicht verstehen.
»Ich werde dich jetzt verlassen«, meinte sein Vorfahr. »Wenn du wieder in Uztapiocs Reich eindringen willst, nimm das Amulett und sag meinen Namen. Du wirst sehen, dir wird Hilfe zuteil werden. Der Zauber wird dreimal vierundzwanzig Stunden wirken. Und nun leb wohl!«
Professor Zamorra wollte etwas sagen, doch die von Licht umflossene Gestalt war verschwunden. Kurz darauf wachte Zamorra im Zelt neben Nicole auf, die von seiner astralen Absentia nichts bemerkt hatte.
Professor Zamorra hatte bewußt miterlebt, wie er zurückgekommen war. Wie ein Pfeil so schnell war er von der Tempelanlage durch den Wald geeilt - bis hierhin zum Zelt. Nirgendwo war er angestoßen, nicht einmal einen Ast hatte er gestreift. Sein Unterbewußtsein jedoch hatte wie ein Computer den Weg vom Zelt bis zum Tempel gespeichert. Er würde ihn jederzeit wiederfinden. Er entspannte sich und war wenig später eingeschlafen.
***
Vogelgezwitscher weckte Professor Zamorra. Er setzte sich aufrecht hin, rieb sich die Augen und reckte sich. Dann schaute er auf die neben ihm liegende Nicole. Sie bot einen reizvollen Anblick, denn die Decke war von ihrem Körper gerutscht. Lächelnd sah Zamorra auf ihren sich rhythmisch hebenden und senkenden Busen, auf ihren halboffenen Mund und hielt ihr mit Daumen und Zeigefinger die Nase zu.
Es dauerte nur wenige Sekunden, bis Nicole Duval die Augen aufschlug. »Laß dir mal was anderes einfallen, um mich zu wecken, Chéri«, meinte sie in gespielter Empörung. »Warum hast du mich…«
Er unterbrach sie. »Draußen ist es bereits hell, mein Schatz! Und ich habe Hunger.« Er verschwieg seinen nächtlichen, astralen Ausflug, der - wenn auch nicht viel - doch an seinen Kräften gezehrt hatte.
Sie seufzte. »Gut. Dann werde ich uns etwas zurechtmachen.«
Nach einer schnellen Katzenwäsche zog sie sich einen Minislip über und schlüpfte in Mokassins. Zamorra sah ihr belustigt zu, wie sie Kaffee machte.
»Lachst du mich aus oder an?« fragte Nicole.
»Dich an natürlich«, erwiderte er. »Außerdem kommt es mir irgendwie komisch vor, Chéri. Wir sind auf der Jagd nach Uztapioc, sitzen in einem mexikanischen Wald in der Nähe einer alten Kultstätte, und du gehst einer so profanen Beschäftigung wie Kaffeezubereiten nach.«
Sie warf ihm einen schiefen Blick zu. »Das sollte doch hoffentlich kein Witz sein? Oder?«
»Nein, nur eine nüchtern-sachliche Feststellung. Übrigens - die Asche unserer nächtlichen Besucher ist verschwunden.«
Nicole Duval blickte sich um. Nur einige dunkle Stellen auf dem Waidboden verrieten, daß dort irgend etwas gelegen haben mußte. Sie schüttelte sich.
»Hör auf! Erinnere mich nicht daran!«
Er schüttelte den Kopf. »Aber Nicole! Du hast doch so was nicht zum ersten Mal erlebt.«
»Stimmt«, gab sie zurück. »Aberdas ändert nichts daran, daß es immer wieder scheußlich und grauenhaft ist.«
Nach dem Frühstück packten sie zusammen und setzten ihren Weg fort.
Nicole wunderte sich, daß Zamorra den Jeep von der Bucht weg durch den Wald steuerte.
»Warum?« fragte sie.
»Ich kenne den Weg, Chéri. Darum.«
Sie wunderte sich. »Ach? Und woher kennst du ihn? Ich meine, weißt du denn, wo du den Dämon findest?«
Er bremste den Wagen ab, sah Nicole an. Mit ernstem Gesicht. »Ja, ich weiß es, Mädchen! Sogar genau. Ich brauche nicht zu suchen.«
Sie lehnte sich an die Wagentür, sah Zamorra mißtrauisch an.
»Hör mal, ich finde es gar nicht nett von dir, daß du mir etwas verheimlichst! Irgend etwas ist doch passiert?! Ich will es wissen.«
Er seufzte.
»Nicole, ich hatte eine Eingebung. Wie du weißt, gibt es so was.«
»Erzähl nichts! Raus mit der Sprache! Ich möchte es genau wissen. War es eine astrale Projektion?«
»Na ja, ich hatte es eigentlich nicht vor. Aber nach dem Intermezzo heute nacht… weißt du… ich wollte mich absichern. Schließlich habe ich mit Quatlepec und Uztapioc noch nie etwas zu tun gehabt.«
Nicole schüttelte den Kopf. »Das war leichtsinnig! Du weißt, was das letzte Mal beinahe passiert wäre?«
Natürlich wußte er
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