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0108 - Die fliegenden Skelette

0108 - Die fliegenden Skelette

Titel: 0108 - Die fliegenden Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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durch die Finsternis, erfaßte dann zwei der Toten. Es waren Männer.
    Mit bösartigem Knurren, das hohl und dumpf klang, rissen sie die Arme hoch, hielten sie vors Gesicht. Zamorra veränderte die Streuweite des Fokus, der Strahl wurde breiter und riß nun auch die anderen aus der Dunkelheit.
    Wenn ihnen das Licht Schmerzen bereitete, so hinderte es sie nicht, ihren Weg fortzusetzen. Zamorra ließ es nicht darauf ankommen. Dazu war die Situation zu gefährlich. Außerdem lag ihm nichts daran, mit einer dieser halbverwesten, stinkenden Spukgestalten zu kämpfen.
    Das Feuerzeug flammte auf. Die Stablampe fiel auf den Erdboden. Die lange blaugelbe Flamme setzte eine Pechfackel in Brand, die Zamorra sofort hob und den Toten entgegenhielt. Vielleicht ist die Bezeichnung Toter nicht ganz richtig, aber Zamorra bezeichnete sie in Gedanken so. Untote oder Zombies waren für ihn etwas anderes - nämlich Wesen, die zwar in gewissem Sinne auch tot waren, jedoch wie lebende Menschen aussahen. Eigentlich verriet nur die von ihnen ausgehende Kälte, wen man vor sich hatte. Gab man einem von ihnen die Hand, spürte man keine Wärme, sondern bekam das Gefühl, einem blutleeren Wesen gegenüberzustehen. Und das stimmte auch.
    Wer das Opfer eines Vampirs wurde, war ein Untoter. In den meisten Fällen beschaffte er sich frisches warmes Blut, indem er es sich bei lebendigen Menschen holte.
    Aber es gab auch Untote, die kein Blut benötigten, um ihr Unwesen zu treiben. Sie bezogen ihre Energie von ihrem Meister, der soviel Macht über sie besaß, daß er sie auch zu lebenden und sprechenden Skeletten umfunktionieren konnte.
    Das Aufleuchten der gelbrot brennenden Pechfackel hatte eine verblüffende Wirkung. Die sechs stimmten heulendes Wehgeschrei an, jammerten und kreischten.
    Die drei Frauen versuchten, ins Dunkel zu entkommen, aber da hatte Zamorra die Magnesiumfackel entzündet. Deren helles Licht verhinderte die Flucht.
    Mit beiden Fackeln in einer Hand schritt Zamorra auf den vorderen Mann zu, der zurückwich, dabei gegen den zweiten stieß. Der dritte tappte zur Seite, wo die Frauen waren. Das Heulen und Wehklagen hörte nicht auf.
    »Versteht ihr mich?« fragte Zamorra. Er bediente sich der Aztekensprache Nâhuatl.
    Nicken war die stumme Antwort.
    Professor Zamorra beobachtete, wie sich Auflösungserscheinungen zu zeigen begannen. Bei dem einen verschwand die Nase, bei dem anderen ein Ohr. Den dritten konnte er nicht erkennen, weil er sein Gesicht abgewandt hatte.
    »Wenn ihr mich also hören könnt, gebe ich euch den guten Rat, zu verschwinden. Geht dorthin zurück, von wo ihr gekommen seid. Oder ich vernichte euch! Dann werdet ihr niemals mehr zur Ruhe kommen.«
    Sie nahmen sein Angebot nicht an, sondern setzten sich in Bewegung. Zamorra warf einen schnellen Blick auf die Fackeln. Sie würden noch eine Weile brennen.
    Dann begann er zu kämpfen. Setzte all seine Erfahrung ein, die er im Laufe der Jahre gesammelt hatte.
    Die Untoten hatten keine Chance. Diesmal vergingen sie endgültig und für alle Zeiten.
    »Mon dieu!« seufzte Nicole Duval. »Das ist ja grauenhaft, Chéri! Dabei hab ich das schon mehr als einmal gesehen. Es ist immer wieder entsetzlich!«
    Zamorra kam zum Zelt. »Ich weiß, Nicole«, sagte er. »Du hättest nicht raussehen sollen. Leg dich wieder hin.«
    Er wartete, bis sie den Eingang freigegeben hatte, und schob sich dann ins Zelt.
    »Denkst du, ich könnte jetzt noch schlafen?« Sie schüttelte sich, weil sie sich daran erinnerte, wie die furchtbaren Gestalten zerflossen waren.
    »Denk nicht mehr daran«, meinte er und ließ sich neben ihr nieder, umschlang sie mit beiden Armen. »In dieser Nacht wird nichts mehr geschehen! Also keine Sorge. Außerdem bin ich ja bei dir.«
    Sie kuschelte sich enger an ihn. »Und das ist auch gut, Chéri! Wenn ich so nahe bei dir bin, werd’ ich vielleicht wieder einschlafen.«
    Nicole gähnte. Er ließ seine Hände streichelnd über ihren Rücken gleiten. Sie liebte das und würde, dessen war er sicher, bald wieder einschlafen.
    Professor Zamorra glaubte nicht daran, daß Uztapioc noch etwas unternehmen würde. Der Dämon mußte annehmen, daß er, Zamorra, nach diesem schauerlichen Ereignis noch wachsamer als zuvor sein würde.
    Zudem nahm Zamorra an, daß Uztapioc im Grunde gar nicht vorgehabt hatte, ihn durch die aus den Gräbern entstiegenen Leichen töten zu lassen.
    Er sollte ia langsam sterben, einen grausamen Tod erleben - so war ihm durch Saunders prophezeit

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