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0108 - Die fliegenden Skelette

0108 - Die fliegenden Skelette

Titel: 0108 - Die fliegenden Skelette Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Joachim von Koblinski
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worden.
    Nein, das Erlebnis von eben war nur ein Vorgeplänkel, wenn auch ein schauriges. Und Uztapiocs Demonstration seiner dämonischen Macht. Einer bösen Macht.
    Nicole war tatsächlich wieder eingeschlafen. Zamorra ließ sie vorsichtig zurückgleiten und warf eine leichte Decke über ihren nackten Körper.
    Dann legte er sich zurück und bedeckte sein Gesicht mit den Handflächen.
    Er beherrschte die archaische Ekstasetechnik, die ihn ein Maori-Schamane gelehrt hatte. Das Wichtigste dabei war, daß man sich in Trance versetzte. Entweder mit Hilfe von Drogen oder durch Tanz bis zur physischen Erschöpfung. Zamorra benutzte dazu allerdings Autosuggestion.
    Nicht immer gelang es ihm. Außerdem wandte er die astrale Projektion äußerst selten an. Meistens, wenn er sich über seinen Gegenspieler aus der Welt der Finsternis informieren wollte, was in der Regel nur auf diesem Wege möglich war.
    Fast eine halbe Stunde dauerte die Konzentration. Zamorra spürte, wie sein Körper leicht wurde und zu schweben begann. Das Zelt mit Nicole blieb unter ihm zurück.
    Er stieg hinauf - über die Baumwipfel und über den Monte Tecali hinweg, drehte eine große Schleife und sah unter sich den Rio del Morte wie ein silbernes Band, das sich durch das Hochland schlängelte. Der Himmel über ihm war nicht blau, wie man ihn von der Erde aus sah, sondern goldfarbig, auch nicht klar, sondern nebelhaft.
    Zamorra entdeckte das dünne Band, das seinen Astralleib mit dem physischen Körper verband. Sein waagerecht schwebender Leib segelte nun wie im Gleitflug dem Wald entgegen. Plötzlich war es dunkel um Zamorra. Er sah nichts, keinen goldfarbenen Himmel, keinen Stern, nicht einmal die Erde. Er spürte auch nichts mehr.
    Dann gab es einen sanften Ruck, um ihn herum wurde es hell.
    Professor Zamorra durchschritt jenen Gang, in dessen Nischen grinsende Mumien standen. Es waren verstorbene und einbalsamierte Olmeken und Azteken-Priester. Zamorra erkannte es an den kostbar bestickten Gewändern und an den Kultgegenständen, die neben den Mumien aufgebahrt waren.
    Niemand begegnete Zamorra. Die Türen öffneten sich von selbst, und dann stand er in jener Halle, in der Uztapioc den Passagieren und der Crew der beiden Jumbos Solaria, die jungfräuliche Sonne, vorgestellt und wo sich Quatlepec gezeigt hatte.
    Das Licht in der Halle war gelblich und nicht konstant, es schien wie eine Gaswolke zu wallen. Zamorra betrachtete sich den Altar und die große Opferschale aus mit Gold überzogenem Onyx.
    Langsam ging er weiter, von einer rätselhaften Macht geleitet. Für ihn gab es keine Türen. Wo welche waren, gingen sie von selber auf. Zamorra konnte sich ungehindert bewegen, kein Wesen, kein Mensch begegnete ihm. Über eine Stunde wanderte er durch die unter dem Wald gelegene alte Tempelanlage der Azteken, prägte sich alles genau ein. Es war, als würde alles, was er sah, auf eine in seinem Kopf befindliche Fotoplatte gebannt und für alle Zeiten auf ihr festgehalten.
    Jene Räume, in denen Lieutenant Hammond mit Solaria gewesen war, lernte auch Professor Zamorra kennen. Doch die jungfräuliche Sonne war nicht da, ihr breites Bett war leer.
    Schließlich stand Zamorra vor einer aus Quadern bestehenden Wand. Hier ging es nicht weiter. Aber er spürte Strahlen, die durch das Gestein drangen. Seinen Astralleib vermochten sie nicht zu durchdringen, sie prallten an ihm ab.
    Das wußte er: Uztapioc mußte sich jenseits dieser Quaderwand befinden. Die Frage war, ob er diese Strahlen ständig aussandte. Wenn ja, wußte er sehr wahrscheinlich nichts von Zamorras Anwesenheit. Wenn nicht, hatte der Dämon ihn, Zamorra, gespürt und versuchte, ihn zu töten oder ihn in einen Zombie zu verwandeln. Es wäre ihm möglicherweise geglückt, wenn Zamorra physisch anwesend gewesen wäre.
    Eine seltsame, von bläulichem Licht umflossene Gestalt stand plötzlich neben Zamorra, ergriff seine Hand und führte ihn davon. Er erkannte die Gestalt: es war Leonardo de Montagne, sein Vorfahr.
    »Komm!« raunte er. »Ich zeige dir den Weg zurück! Und ich verrate dir, wie du den Eingang wiederfindest!«
    Professor Zamorra wollte etwas sagen, doch die Stimme versagte ihm den Dienst. Willig ließ er sich durch die Halle und den langen Gang bis zu der in den Wald führenden Treppe geleiten.
    Hinter ihnen schloß sich die Tür. Leonardo de Montagne ließ Zamorra los und lächelte. Die äußerliche Ähnlichkeit beider war nicht zu übersehen.
    »Ich werde das Amulett, mit dessen

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