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0108 - Mord auf Tonband

0108 - Mord auf Tonband

Titel: 0108 - Mord auf Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mord auf Tonband
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versprach aber, sofort zu kommen.
    Inzwischen sahen wir uns im Atelier etwas um. An Mobilar gab es nicht viel. Ein Regal mit allem möglichen Handwerkszeug, Farben, Öl, Terpentin und so weiter. Zwei Stühle und in der Ecke, unter dem Fenster, neben der Couch, auf der noch die alte Dame lag, ein Schreibtisch. Die Schublade dieses Schreibtisches war geöffnet, und darin stand eine kleine Stahlkassette, an der ein Schlüsselbund baumelte. Die Kassette war merkwürdigerweise leer.
    »Ich glaube, ich habe des Rätsels Lösung gefunden«, meinte Phil und deutete darauf »Es sieht aus wie ein Raubmord.«
    In diesem Augenblick begann Miß Milly, wie der Neger sie genannt hatte, sich zu regen. Sie öffnete die Augen, starrte gegen die Decke und schien zu überlegen, wo sie war. Dann richtete sie sich plötzlich auf.
    »Ist es… Ist es wahr?« fragte sie ungläubig. »Habe ich geträumt?«
    »Wenn Sie das meinen, was Ihrem Bruder zugestoßen ist, so muß ich Ihnen leider sagen, daß Sie nicht geträumt haben. Professor Halverstone wurde heute nacht ermordet.«
    »Mein Gott!« stöhnte sie entsetzt, aber sie schaffte es, sich aufzusetzen. »Wer sollte denn meinen Bruder ermordet haben? Er hatte doch keine Feinde?«
    »Nein, aber Geld. Wissen Sie, was sich in dieser Kassette befand?«
    »Ja. Gestern schickte er mich zur Bank, um tausend Dollar zu holen. Ich glaube nicht, daß er inzwischen etwas davon ausgegeben hat.«
    Da war also Phils Verdacht richtig gewesen. Es war ein Raubmord, und damit konnte ich auch das ausschließen, was mir die ganze Zeit im Kopf herumgegangen war und was überhaupt die Schuld trug, daß wir uns die ganze Nacht um die Ohren geschlagen hatten.
    Es ging um eine Sache, die schon seit über einem Jahr die Museen und Gemäldegalerien in Atem hielt. Überall in der Welt, in Paris, München, Madrid, Wien und anderen Städten waren kostbare, zum großen Teil unersetzliche Bilder gestohlen worden. Der oder die Diebe gingen stets nach dem gleichen Prinzip vor. Sie suchten sich eine Zeit aus, in der wenig Publikum anwesend war, warteten, bis die Wächter den betreffenden Raum passiert hatten, und schnitten das Gemälde, auf das sie es abgesehen hatten, einfach aus dem Rahmen. Sie hielten sich dabei an solche Bilder, die man zusammengerollt bequem unter der Jacke oder dem Man tel verstecken konnte. Da der dringende Verdacht bestand, daß diese Bilder in die Vereinigten Staaten verschoben wurden, wendeten sich Interpol und verschiedene Gemäldegalerien an uns. Man sollte nun glauben, daß berühmte Stücke, die jeder Sammler kennen mußte, schwer verkäuflich seien, aber das ist ein Irrtum. Die Mehrzahl dieser Leute sind Fanatiker, die nicht widerstehen können, wenn ihnen ein seltenes, einmaliges Bild angeboten wird. Sie schrecken nicht davon zurück, es zu kaufen, auch wenn sie zehnmal wissen, daß es gestohlen ist. Sie sind imstande, es einfach zu verstecken und sich über ihren unrechtmäßig erworbenen Besitz auch noch zw freuen.
    Wir hatten dafür gesorgt, daß der Zoll auf Kunstgegenstände besonders acht gab. Wir hatten ein Rundschreiben an sämtliche Kunsthändler erlassen, aber wir hatten damit bis jetzt nur eines erreicht: Die Presse war aufmerksam geworden und veröffentlichte mehr oder minder fanatische »Tatsachenberichte« über das, was sie »Artists-Gang« nannten.
    Ob eine derartige Gang überhaupt existierte oder ob, wie so oft, ein geglückter Diebstahl den zweiten, dritten und vierten automatisch nach sich zog, stand natürlich in den Sternen geschrieben. Es war unsere Sache, das herauszubekommen. Wenn man nun etwas über Bilder und dergleichen erfahren will, so ist Greenwich Village die richtige Gegend. Dort verkehren neben Studenten, Künstlern und solchen, die es gerne werden möchten, Kunsthändler, Hehler und Gauner aller Art.
    Ich hatte bereits im Innern meines Herzens gehofft, der Mord an dem Kunstexperten hänge mit dem zusammen, was uns beschäftigte, aber leider war es nicht so. Es war ein ganz gewöhnlicher Raubmord.
    Ich redete der verstörten alten Dame zu, in ihr Zimmer zu gehen Ich wollte sie aus dem Weg haben, wenn die Mordkommission eintraf. Sie konnte uns doch nicht helfen und hätte nur Szenen gemacht. Auf Ceasars Arm gestützt ging sie, das Taschentuch vors Gesicht gedrückt, hinunter. Gleich danach kamen Leutnant Crosswing und seine Leute an. Er bedachte mich mit einem so bitterbösen Blick, als sei ich schuld daran, daß jemand den alten Professor getötet hatte. Dann

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