0108 - Mord auf Tonband
höhnisch aufgefordert, seine Identität zu bewegen, aber es waren gerade die fehlenden Fingerabdrücke, die ihm das Genick brechen würden.
Um elf Uhr erschien Mr. Vanderkruit, um seine Aussage zu Protokoll zu geben. Trotzdem er immer noch den linken Arm in der Schlinge trug, war er blendender Laune. Nachdem er seine Unterschrift geleistet hatte, machte er einen Besuch bei Mr. High, versprach aber, er werde danach noch einmal zu mir kommen.
Als ich mir dann in Ruhe durchlas, was er als Aussage diktiert hatte, mußte ich feststellen, daß zwar von dem »Mann mit dem Federhut« und den Anstrengungen der Gangster, ihn zu ergattern, die Rede war, daß Vanderkruits aber peinlich vermieden hatte, eine präzise Angabe darüber zu machen, ob sich das Bild jemals in seinem Besitz befunden habe oder vielleicht noch befinde.
Phil hatte sich gedrückt. Sicherlich hockte er bei Neville. Ich ging hinüber, und richtig, es war so. Ein paar Minuten hörte ich zu, wie der alte G-man Erinnerungen an den »Gentleman-Killer« auskramte und sich mit Phil darüber stritt, ob es wohl gelingen werde, ihn auf den elektrischen Stuhl zu bringen. Dann überließ ich die beiden ihrer anregenden Unterhaltung und ging in mein Office zurück.
Die Tür, die ich vorher geschlossen hatte, stand einen Spalt offen. Ich sah hindurch, und wer beschreibt meine Überraschung, als ich Mr. Joe Vanderkruit damit beschäftigt sah, im Seiten -fach meines Schreibtisches zu kramen. Ich verhielt mich mäuschenstill. Endlich schien er gefunden zu haben, was er suchte. Er pustete und richtete sich auf. Dann öffnete er die überdimensionale Aktentasche, die er stets mit sich herumschleppte, und wollte eine lange, dicke Rolle darin verstauen.
»Hello, Mr. Vanderkruit!«
Er fuhr wie von einer Tarantel gestochen hoch, grinste und meinte dann: »Oh, Sie waren nicht da, und da habe ich auf Sie gewartet.«
»So, und warum interessierten Sie sich so für den Inhalt meines Schreibtisches?«
»Ich? Was geht mich Ihr Schreibtisch an? Mir war etwas heruntergefallen.«
»Ach nein, war es vielleicht das da?« Schon hatte ich die Rolle gepackt und schnitt das Band durch, das sie zusammenhielt.
Zuerst schien es, als wollte er aufbrausen, aber dann setzte er sich gemüt lich hin, schlug die Beine übereinander und steckte sich eine Zigarre an.
Ich löste das Papier und breitete den Inhalt auf meinem Schreibtisch aus. Je weiter ich die dicke Leinwand aufrollte, um so sicherer war ich, was ich da in Händen hielt.
Es war ein Gemälde, ein spitz- und schnurrbärtiger Mann im Brustharnisch mit einem breiten Hut, von dem bunte Straußenfedern wallten, der »Mann mit dem Federhut«.
»Jetzt haben Sie mich also doch erwischt«, sagte Mr. Vanderkruit. »Aber nun schadet es ja nichts mehr. Übrigens danke ich Ihnen herzlichst dafür, daß Sie mir das teure Stück so gut aufbewahrt haben.«
»Aufbewahrt…? Ich?« Ich war so perplex, daß ich stotterte.
»Natürlich. Erinnern Sie sich nicht, daß Sie mir vor ein paar Tagen ein Glas Wasser holten, weil mir schlecht wurde? Bei der Gelegenheit habe ich die Rolle in Ihrem Schreibtisch unter die Akten gestopft. Wo konnte sie sicherer untergebracht sein als beim FBI und in dem Office eines prominenten G-man?«
»Sie Gauner!« sagte ich wütend.
»Erzählen Sie mir etwas Neues«, meinte er grinsend, »das sagt mein Papagei mir jeden Tag… So, und jetzt geben Sie mir das Ding her, damit ich endlich nach Hause komme.«
»Sie glauben doch nicht im Ernst, Mr. Vanderkruit, daß ich Ihnen ein gestohlenes Gemälde, um das in jüngster Zeit zwei Morde begangen wurden, herausgebe. Das Bild ist beschlagnahmt, und Sie können froh sein, wenn ich Sie nicht wegen Irreführung der Behörden und Mißachtung der Bundespolizei einsperren lasse.«
Zuerst sah es aus, als wollte er grob werden. Dann drehte er sich wortlos um und ging hinaus. Ich hielt ihn nicht zurück, sondern ich schnappte mir den Rembrandt und brachte ihn dem Chef.
»So ein Gauner«, sagte auch Mister High, aber er schien sich über Vanderkruit zu amüsieren.
»Das sagt ihm sein Papagai jeden Tag.. Er hat es mir erst vorhin wieder bestätigt«, entgegnete ich.
Und dann lachten wir beide.
Das Bild blieb natürlich vorläufig beschlagnahmt. Es sollte dem ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben werden, aber es kam anders.
***
Zwei Monate danach, eine Woche bevor Ferringer vor den Richter kam, erschien ein fröhlicher Mr. Vanderkruit und legte die Bestätigung der Münchner
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