0109 - Broadway-Krieg
kam aus einer Toreinfahrt, als er uns beim Wagen sah.
»Hat sich in der Zwischenzeit irgendwer für den Wagen interessiert?«
Er verneinte die Frage.
Ich sah Phil an. Phil starrte düster auf das Auto. Ich wusste, was er dachte. Es bestanden nicht mehr viel Aussichten, von Wain Smith noch eine Aussage zu bekommen.
»Rufen Sie ein paar Wagen zur Unterstützung!«, bat ich den Sergeant. »Wir müssen die Umgebung absuchen.«
Der Sergeant salutierte mit ausdruckslosem Gesicht und ging zu seinem Wagen.
Eine halbe Stunde später durchkämmten ein Dutzend Cops die Fabriken und die Hinterhöfe. Die Suchaktion dauerte lange. Wieder überbrachte der Sergeant von 216 die Nachricht.
»Dort auf dem Lagerplatz liegt ein Mann hinter einem Holzstapel. Ich glaube, es ist dieser Smith.«
Er führte Phil und mich zu der Stelle. Wain Smith lag auf dem Rücken mit ausgebreiteten Armen. Unter dem Trenchcoat sah man den blauen Stoff der Uniform, die die Dienstkleidung der Hesters-Wächter war.
Er war tot. Die Leute, von denen er Geld zu erhalten hoffte, hatten ihm den Schädel eingeschlagen.
»Cress Hollyway vermeidet die Fehler, die sein Bruder vor dreißig Jahren gemacht hat«, sagte Phil leise neben mir.
»Rufen Sie die Mordabteilung des FBI«, befahl ich dem Sergeant.
Wir warteten das Eintreffen unserer Leute nicht ab. Was zu erledigen war, konnten sie ohne uns besorgen. Wir fuhren in die Stadt zurück, und ich stoppte den Jaguar vor dem Hause 3437 des Broadways.
Es ging auf Mitternacht, als wir vor der Tür im 34. Stock standen, hinter der Cress Hollyway wohnte.
Ich läutete. Die Tür wurde geöffnet. Hollyway stand, korrekt angezogen, vor uns.
»Was wollen Sie?«, fragte er knapp. »Ich lasse Sie nur in meine Wohnung, wenn Sie mir einen Haussuchungsbefehl vorzeigen. Haben Sie einen?«
»Nein.«
»Dann tut es mir leid, G-men. Sie waren so verdammt unfreundlich beim letzten Besuch, dass ich keine Lust habe, mich zum zweiten Mal von Ihnen an der Krawatte packen zu lassen.«
»Hollyway, wo waren Sie heute Morgen zur Zeit des Überfalles auf die Hesters-Bank?«
»Hesters-Bank? Wovon sprechen Sie? Wann war der Überfall?«
»Lesen Sie keine Zeitungen?«
»Doch, aber Verbrechen interessieren mich nicht - nicht mehr.«
»Neun Uhr!«
»Neun Uhr?« Er schien zu überlegen. Dann brach er in schallendes Gelächter aus. »Der arme Showman«, keuchte er zwischen zwei Lachanfällen. »Ich wette, jetzt rettet ihn nichts mehr davor, von Ihnen als mein Komplize angesehen zu werden. Es tut mir leid, aber ich muss ihn zum zweiten Mal als meinen Alibizeugen angeben. Heute Morgen um neun Uhr war ich in seinem Office. Ich habe das Haus in Valley-Stream gekauft.«
»Und wo waren Sie vor ungefähr zwei Stunden?«
»Vor zwei Stunden? Welche Bank wurde da ausgeräumt?«
»Keine Bank. Ein Mann wurde erschlagen.«
Er zog die Mundwinkel herunter. »Sie trauen meinen Sechsundsechzig Jahren noch verdammt viel zu, G-man. Beinahe beleidigend viel. Vor zwei Stunden war ich in einer kleinen Kneipe hier an der Ecke. Ich pflege meinen Abenddrink dort zu nehmen. Gehen Sie hin und erkundigen Sie sich. Die Leute kennen mich.«
»Haben Sie immer Ihre Alibis so parat?«
Er sah mich höhnisch an, aber er grinste nicht. Er hatte nicht vergessen, dass ich ihm versprochen hatte, das Grinsen aus dem Gesicht zu wischen.
»Eine Notwendigkeit! Wer so aller Schandtaten verdächtigt wird wie ich durch Sie, muss über jede Stunde seines Tagesablaufs Rechenschaft ablegen können. Ich habe schon daran gedacht, nachts neben meinem Bett ein Tonband laufen zu lassen, damit Sie sich an meinem Schnarchen überzeugen können, dass ich wirklich im Bett lag.«
»Wir verdächtigen Sie nicht grundlos, Hollyway. Der Überfall auf die Hesters-Bank folgte genau nach dem Rezept, das Ihr Bruder bei der Bearer-Bank irgendwann in den zwanziger Jahren angewandt hat.«
Der Gangster zog die Augenbrauen hoch.
»So«, höhnte er. »Ich habe nicht gewusst, dass Fedor ein Kochbuch für Banküberfälle geschrieben hat!«
»Cress«, sagte ich leise. »Sie erinnern sich sicherlich, dass Ihr Bruder von dem G-man Jon Bend erschossen wurde. Zwingen Sie mich nicht, Bends Rezept an Ihnen auszuprobieren.«
Durch Holly ways Gestalt lief ein Zittern. Ich sah, dass er die Fäuste ballte.
»G-man, Sie haben mir selbst erzählt, dass Bend in seinem Bett verbrannte. Vielleicht würde sich jemand finden, der das Rezept an Ihnen ausprobiert.«
***
Es kommt selten vor, dass ein Gangsterboss
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