0109 - Der Blockadering um Lepso
in einer glasklaren Kristallkugel, die erst unter dem Mikroskop ihr Geheimnis preisgab und anzeigte, daß die Oberfläche von mehr als dreihunderttausend mathematisch genauen Linien bedeckt war. An keiner Stelle, abgesehen von den beiden Polen, berührten sie sich. Die sechs besten Telepathen des Mutantenkorps umstanden den Rauchtisch.
Jeder fixierte in tranceähnlichem Zustand die Kristallkugel. Rhodan saß im Hintergrund, entspannt, bequem, das rechte Bein über das linke gelegt und versuchte geräuschlos zu atmen. Der Individualspürer arbeitete. Er war ein Nichts ohne Telepathen. Erst die Parakräfte eines Telepathen brachten ihn dazu, in Funktion zu treten. Sechs Mutanten stellten ihn, ohne einen Finger zu rühren, auf Thomas Cardifs Gehirnfrequenz ein.
Unter Milliarden Frequenzen sprach der Spürer nur dann positiv an, wenn er diese einzige Wellenlänge herausgefunden hatte.
Entgegen allen anderen Ortungsgeräten arbeitete diese Konstruktion nur auf der Parabasis, es war im Grunde genommen ein auf mentale Schwingungen reagierender Entzerrer und Verstärker, der das Milliardenmeer unterschiedlicher Gehirnfrequenzen anmaß. Alle angemessenen und nicht gesuchten Frequenzen waren dann für den Spurer nicht mehr vorhanden, wenn sie auch weiterhin existierten. Allein dieser mathematisch nicht zu erklärende Vorgang gab die Gewähr, daß der Individualspürer Thomas Cardifs Gehirnfrequenz finden mußte!
Mit jedem Arbeitstakt - oder mit einer einzigen Schwingung des Kristalls pro Periode - tat er so viele Frequenzen ab wie seine Oberfläche mathematisch genaue Linien aufzuweisen hatte. Rhodan, der von seinem Platz aus die Telepathen beobachtete, bemerkte plötzlich, daß alle sechs leicht zusammenzuckten. Unwillkürlich richtete der Chef sich auf und beugte sich vor. Sein Gesicht drückte Spannung aus. Er sah seine Mutanten jene schlecht zu beschreibende Haltung einnehmen, die sie dann immer zeigten, wenn sie sich mit aller Energie an eine telepathisch erfaßbare Impulsquelle klammerten. Auch der Mausbiber machte keine Ausnahme. Rhodan fühlte instinktiv, daß gerade eine Panne passiert war. Gucky drehte sich völlig unerwartet um, schüttelte verzweifelt den klugen Kopf und wich dabei Rhodans Blick aus. Nach ihm gab John Marshall auf. Müde näherte er sich Rhodan. Ermattet nahm er neben ihm Platz.
„Sir, ich verstehe es nicht”, begann er und sah dabei zu Boden, die Ellbogen auf die Knie gelegt, den Kopf mit beiden Händen abgestützt. „Sekundenlang haben wir mit Thomas Cardif Kontakt gehabt. Die Verbindung war einwandfrei. Ich konnte sogar schon seine Gedanken lesen, aber weil die Verbindung zu seinen vorausgegangenen Überlegungen fehlte, verstand ich seine Gedanken nicht. Wer mag bloß dieser Lüll oder Lill sein? Ja, Chef, und dann war Schluß, als ob sich eine Wand zwischen ihn und uns gestellt hätte.” Rhodan musterte ihn von der Seite. Langsam wich die starke Anstrengung von Marshall. Zusehends erholte er sich.
Gucky watschelte heran. Ihm dichtauf folgte der Orter Fellmer Lloyd. Der Mausbiber blieb vor Rhodan stehen und sagte unzufrieden: „Wenn uns eben die Antis keinen Streich gespielt haben, dann weiß ich nicht mehr, was Antis sind.” „Sir, Gucky hat recht”, unterstrich Fellmer Lloyd die Angaben des Kleinen. „Ich vermute auch, daß die Antis mit ihren paramentalen Fähigkeiten unsere Peilversuche festgestellt und unterbunden haben. Wir hatten Cardifs Frequenz. Einwandfrei habe ich sein Gehirnwellenmuster gesehen, auch den Block bei ihm festgestellt...” Weiter kam er nicht. Gucky wirbelte zur Seite. Er stand vor seinem Ortermutanten, der nicht nur Gehirnwellenmuster auf weite Entfernungen sehen konnte, sondern auch in der Lage war, festzustellen, ob von dem Besitzer des Musters Gefahr ausging und woher diese kam. „Lloyd”, fragte ihn Rhodan, und seine grauen Augen funkelten, „Sie sind sicher, daß Thomas immer noch unter Hypnose steht?” Hinter ihm seufzte Gucky auf, als wäre er erlöst worden. Er hatte gerade festgestellt, daß Rhodan von seinem Sohn Thomas gesprochen und ihn nicht Cardif genannt hatte. Ohne zu zögern, erwiderte der Orter: „Ich bin mir dieser Sache völlig sicher, Sir! Er steht unter Hypnose, und zwar unter der unveränderlichen arkonidischen Maschinenhypnose.” „Danke”, sagte Rhodan und ging zu seinem Platz zurück. Dabei kam er an Gucky vorbei. Im Vorübergehen strich er dem Mausbiber mit der Hand über den Kopf und sagte: „Du hast wieder einmal
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