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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Krankenbett und nahm mit dem Stethoskop eine kurze Untersuchung vor. Hastig nahm er dann von dem Tischchen, das neben dem Bett stand, eine Injektionsspritze und füllte sie aus einer Ampulle. Geschickt stach er die Nadel in eine Armvene des Patienten und drückte den Kolben langsam nach unten. Einen Augenblick blieb er noch vor dem Bett stehen und blickte den Bewußtlosen aufmerksam an, dann ging er achselzuckend zurück in das Wohnzimmer, wo Jim Kitson auf ihn wartete.
    »Nun?«
    Der Arzt schüttelte den Kopf. »Ich weiß nicht, was daraus wird«, sagte er ernst. »Das Herz setzt aus. Hat er einen Hausarzt, der ihn schon öfter behandelt hat?«
    »Nicht daß ich wüßte. Er haßte die Ärzte - in seinem ganzen Leben ist er noch nicht krank gewesen. Ich habe mich sehr gewundert, daß Sie bei ihm sind.
    Dr. Harding lächelte.
    »Es blieb ihm nicht viel anderes übrig. Er wurde im Schnellzug auf dem Weg hierher krank - ein Schwindelanfall -, und ich war zufällig in der Nähe. Er bat mich, ihn zu begleiten, und so bin ich schließlich zusammen mit ihm hier gelandet. Seltsam«, fügte er hinzu, »daß ein so reicher Mann wie Mr. Millinborn ganz ohne Begleitung reist und daß er so gut wie allein in diesem Bauernhaus - mehr ist es ja eigentlich nicht - wohnt.«
    Jim Kitson brachte ein Lächeln zustande.
    »Er haßt alles, was nach Luxus aussieht. Ich glaube nicht, daß er in seinem ganzen Leben für sich selbst mehr als tausend Pfund im Jahr ausgegeben hat. - Meinen Sie übrigens nicht, daß es besser wäre, wenn Sie bei ihm blieben?«
    Der Arzt zuckte die Schultern.
    »Ich kann nichts für ihn tun. Er hat mir verboten, einen Spezialisten zu holen - und leider muß ich sagen, daß er damit recht hat. Hier kommt jede ärztliche Hilfe zu spät. Immerhin . . .«
    Er ging zurück ans Bett, und der Rechtsanwalt folgte ihm. John Millinborn schien in einen unruhigen Dämmerzustand verfallen zu sein. Nachdem ihn der Arzt noch einmal untersucht hatte, setzten sich die beiden Männer im Wohnzimmer an einen Rauchtisch.
    »Hat er eigentlich sein Testament gemacht?« erkundigte sich der Arzt beiläufig.
    »Ja«, entgegnete Kitson kurz.
    »Aha, dachte ich mir doch - ich sah, daß Sie den Gärtner und die Köchin hereinholten, um das Dokument zu beglaubigen«, sagte Dr. Harding.
    Er trommelte mit den Fingerspitzen gegen seine Zähne - eine nervöse Angewohnheit von ihm.
    »Wenn ich nur etwas Strophantin hätte«, meinte er plötzlich. »Vielleicht würde das noch etwas nützen - zumindest könnte es eine Erleichterung für den Patienten bedeuten.«
    »Können Sie nicht den Gärtner schicken - oder soll ich es holen?« fragte Kitson. »Kann man es überhaupt in der Dorfapotheke bekommen?«
    Der Arzt nickte.
    »Ich glaube schon. Allerdings bezweifle ich. ob der Apotheker die Menge, die ich nötig habe, dem Gärtner selbst gegen mein Rezept aushändigt. Ich bin« - er lächelte - »nämlich hier fremd.«
    »Dann gehe selbstverständlich ich«, sagte der Rechtsanwalt energisch. »Ich bin froh, wenn ich wenigstens etwas für meinen Freund John tun kann.«
    Der Arzt zog einen Rezeptblock aus der Tasche, schrieb ein Rezept aus und gab es dem Anwalt, der sofort damit aufbrach.
    Hill Lodge, das Landhaus John Millinborns, stand auf einem Hügel. Der Weg ins Dorf hinunter war steil und lang, Alfonston lag immerhin fast zwei Kilometer entfernt. Jim Kitson schritt rasch aus. Als er auf halbem Weg eine frisch angelegte Schonung passierte, hörte er im Dickicht plötzlich ein raschelndes Geräusch. Er blieb stehen und sah gleich darauf einen Mann auf sich zukommen.
    »Wahrscheinlich ist es verboten, hier durchzugehen«, sagte der Fremde mit heiserer Stimme. Sein Gesichtsausdruck war von einer merkwürdigen, erzwungenen Freundlichkeit und stand ganz im Gegensatz zu seiner Kleidung, die zwar einen guten Schneider verriet, aber völlig schmierig und zerrissen war. Sein Hemd war unbeschreiblich schmutzig, dafür steckte in der zerknüllten Krawatte eine silberne Krawattennadel.
    Vor allem war es aber das Gesicht, das Kitsons Aufmerksamkeit erregte. Es war aufgedunsen, mit glanzlosen Augen, die unter schweren schwarzen Brauen hervorblinzelten. Etwas unverhüllt Böses lag unter der Freundlichkeit versteckt. Die Lippen verzerrten sich zu einem höhnischen Lächeln, als der Anwalt unwillkürlich einen Schritt zurücktrat.
    »Mir ist es wohl verboten, hier spazierenzugehen? Zum Totlachen, mir verboten - komisch, sehr komisch . . .!« Er lachte heiser und

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