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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Bett auf den Boden. Mit einem erstickten Aufschrei sprang Kitson auf das Krankenlager zu und riß die Bettdecke herunter. Er taumelte zurück - aus der Brust John Millinborns ragte der Elfenbeingriff eines Messers.

2
    Dr. Harding hatte seine Praxis im Erdgeschoß des Kroomanhauses, eines Gebäudes in der Nähe der Oxford Street, das zum größten Teil an Geschäftsleute vermietet war.
    Er praktizierte dort seit sechs Jahren mit recht gutem Erfolg. Seine Privatwohnung lag im ersten Stock. Sie war so geräumig, daß er ein Zimmer als Laboratorium eingerichtet hatte, in dem er ungestört seinem Hobby - chemischen Experimenten - nachgehen konnte. Der geheimnisvolle Mord an John Millinborn hatte übrigens eine gewisse Reklame für ihn gemacht. Die Tatsache, daß er den Millionär behandelt hatte, brachte ihm eine Reihe neuer Patienten ein.
    Seine Theorie, daß der Mord von jemandem verübt worden war, der das offene Fenster als Einstiegsmöglichkeit ausnützte, während sich die beiden Männer im Wohnzimmer aufhielten, war auch von der Polizei akzeptiert worden. Fußspuren in den Blumenbeeten vor dem Fenster zeigten deutlich den Fluchtweg des Mörders. Trotz aller Bemühungen hatte man jedoch den schäbig aussehenden Mann, dem Mr. Kitson begegnet war, nicht auffinden können; er schien wie vom Erdboden verschluckt.
    Drei Monate nach dem Mord stand der Arzt auf den Stufen vor seiner Haustür und beobachtete den vorbeiziehenden Strom von Fußgängern. Es war sechs Uhr nachmittags, und auf den Gehsteigen drängten sich Arbeiter, die nach Hause gingen.
    Dr. Harding hatte eben dem letzten Patienten die Tür geöffnet und überlegte sich, ob er noch ein wenig Spazierengehen sollte. Plötzlich zuckte er zusammen - ein junges Mädchen kam auf ihn zu. Ein dunkelblaues Schneiderkostüm kleidete sie mit jenem reizvollen Chic, der auch in der dichtesten Menge auffällt. Sie hatte große, schöne Augen, die auf eine merkwürdige Weise gütig und verständnisvoll wirkten. Von ihrer ganzen Erscheinung ging etwas Faszinierendes aus, dem sich bestimmt kein Mann entziehen konnte.
    Ungezwungen winkte sie ihm zu und begrüßte ihn gleich darauf mit strahlendem Lächeln.
    »Miss Cresswell, ich habe Sie schon lange nicht mehr gesehen. Wo haben Sie denn gesteckt?«
    »Vor genau zwei Tagen haben wir uns zum letztenmal gesprochen - bitte keine Übertreibungen«, entgegnete sie vergnügt.
    »Wie steht es denn jetzt, haben Sie eine andere Wohnung?«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Miss Millit sagt, daß nichts für mich frei wäre.«
    »Wie ärgerlich«, meinte er. Man sah ihm deutlich an, daß er verstimmt war. »Haben Sie ihr von Beale erzählt?«
    Energisch nickte sie.
    »Natürlich, ich habe ihr ausführlich erklärt, daß der Herr, der mir gegenüber wohnt, zwei Monate hindurch ununterbrochen betrunken ist - also die ganze Zeit über, die er sich im Kroomanhaus aufhält. ›Stört er Sie?‹ fragte sie. ›Betrunkene Leute stören mich immer‹, antwortete ich. ›Und Mr. Beale kommt jeden Abend in einem Zustand nach Hause, den ich nur als bedauerlich bezeichnen kann.‹«
    »Was meinte sie dazu?«
    »Sie sagte, solange er mich nicht persönlich belästige, gehe sie die Sache nichts an.« Ihr Lachen klang jetzt etwas hilflos. »Die Wohnung ist eben so hübsch und so billig, daß ich es mir einfach nicht leisten kann, auszuziehen. - Sie wissen gar nicht, Herr Doktor, wie dankbar ich Ihnen bin, daß ich die Wohnung bekommen habe - Miss Millit ist sonst unverheirateten jungen Damen gegenüber nicht besonders gnädig.«
    Lachend sah sie zu ihm auf.
    »Was haben Sie jetzt schon wieder für einen Grund, vergnügt zu sein?« erkundigte er sich.
    »Ich dachte an die komische Art, wie wir beide uns kennengelernt haben.«
    Tatsächlich war das recht merkwürdig gewesen.
    Sie arbeitete als Kassiererin in einem der großen Kaufhäuser des Westends. Er hatte dort eine Kleinigkeit gekauft und mit einer Pfundnote bezahlt, die sich später als unecht herausstellte. Das Mädchen mußte den Verlust aus ihrer eigenen Tasche wiedergutmachen - aber dann war das Erstaunliche geschehen. Der Doktor war wiedergekommen, hatte sich entschuldigt und die Sache aufgeklärt. Die falsche Banknote hatte er als Kuriosität einmal geschenkt erhalten; durch einen Zufall war sie unter sein anderes Geld geraten.
    »Ohne diesen Vorfall hätte ich nie erfahren, daß hier eine Wohnung zu bekommen ist, und die mißtrauische Miss Millit hätte mich nie ohne Ihre Empfehlung

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