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011 - Der grüne Brand

011 - Der grüne Brand

Titel: 011 - Der grüne Brand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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ist.«
    »Niemand?« Sie sah ihn erstaunt an. »Aber der Doktor . . .«
    »Selbst nicht dem Doktor«, sagte er mit einem seltsamen Blick. »Gerade darum bitte ich Sie besonders!«
    Sie überlegte einen Augenblick.
    »Ich verstehe es zwar nicht ganz, warum ich niemand erzählen soll, in welch liebenswürdiger Weise Sie mir geholfen haben -aber ganz wie Sie wollen, ich werde keinem Menschen etwas davon sagen.«
    Er hob den Kopf.
    »Fassen Sie die Geschichte mit diesem - hm - Einbrecher nicht falsch auf. Wahrscheinlich hatte er mehr Angst vor Ihnen, als Sie vor ihm. Übrigens habe ich den ganzen Abend auf ihn gewartet.«
    »Sie haben ihn erwartet?«
    Er nickte.
    »Wo denn?«
    »In der Wohnung des Doktors«, entgegnete er mit dem ruhigsten Gesicht der Welt. »Sie müssen nämlich wissen, daß der Doktor und ich Todfeinde sind. Wir rivalisieren auf wissenschaftlichem Gebiet miteinander und erwarteten beide diesen Burschen. Ich wollte dem Doktor unbedingt zuvorkommen.«
    »Aber wie sind Sie denn in die Wohnung des Doktors hineingekommen?«
    »Ich habe diesen Schlüssel«, sagte er und zeigte ihr einen kleinen Schlüssel. »Vergessen Sie nicht, daß Sie mir versprochen haben, nichts über diese Geschichte zu erzählen! Der Mann, den ich soeben hinausgebracht habe, hat einfach die beiden Nummern verwechselt. Übrigens paßt dieser Schlüssel in beide Türen.«
    Er zeigte ihr, daß sich der Schlüssel leicht im Schloß ihrer Wohnungstür drehte. Dann ging er zu dem Tisch im Wohnzimmer.
    »Und das ist es, worauf ich gewartet habe!«
    Mit diesen Worten hob er das Papierpäckchen auf und öffnete es. Ungefähr ein Teelöffel voll von einem Pulver, das wie grünes Sägemehl aussah, kam zum Vorschein.
    »Was ist denn das?« flüsterte sie ängstlich.
    »Das«, sagte Mr. Beale nach kurzem Zögern, »das ist eine ziemlich gelungene Nachahmung des grünen Brandes.«
    »Des grünen Brandes? Was soll das heißen? Was macht man damit?« fragte sie verwirrt.
    »Hoffentlich werden wir das niemals erfahren«, entgegnete er ernst. Erstaunt sah sie, wie in seinen klaren Augen einen Moment lang eine Spur von Angst auftauchte.

3
    Am nächsten Morgen fühlte sich Margaret wie zerschlagen. Die Ereignisse des gestrigen Abends erschienen ihr heute, im grauen, kühlen Licht eines Londoner Morgens, wie ein Traum.
    Auf dem Weg ins Geschäft ließ sie noch einmal die einzelnen Szenen ihres Abenteuers in ihren Gedanken Revue passieren. Am erstaunlichsten kam ihr heute die völlige Veränderung Mr. Beales vor. Sie hatte sich bisher anscheinend gründlich in ihm getäuscht.
    Sollte sie diese Geschichte wirklich ganz für sich behalten? Sie hatte immer noch gute Lust, wenigstens Dr. Harding davon zu erzählen. Sie hatte ihm gegenüber fast ein schlechtes Gewissen -besonders wenn sie daran dachte, daß Mr. Beale ohne Wissen des Arztes in dessen Wohnung gewesen war. Warum er das eigentlich getan hatte und ob es ein Zufall war, daß ihre Wohnungstür und die Dr. Hardings mit dem gleichen Schlüssel zu öffnen waren, darauf konnte sie sich bei allem Nachdenken keinen Reim machen. Auf jeden Fall wollte sie sich sofort ein anderes Schloß anfertigen lassen.
    An der Ecke des großen Häuserblocks, der in der Hauptsache von Punsonbys Warenhaus gebildet wurde, stieg sie aus dem Bus. Punsonby war eines der vornehmsten Warenhäuser Londons, und sie konnte von Glück sagen, daß sie dort eine gutbezahlte Stellung gefunden hatte.
    Sie wollte eben die Pendeltür des Eingangs für die Angestellten aufstoßen, als jemand ihre Schulter berührte.
    Erstaunt drehte sie sich um und sah Mr. Beale ins Gesicht. In einem gutsitzenden grauen Anzug und mit einem weichen grauen Hut sah er auffallend elegant aus.
    »Entschuldigen Sie bitte, Miss Cresswell«, sagte er freundlich. »Könnte ich einen Augenblick mit Ihnen sprechen?«
    Sie sah ihn zweifelnd an.
    »Viel Zeit habe ich nicht«, entgegnete sie dann ein wenig abweisend.
    Er nickte eifrig.
    »Natürlich, das kann ich mir denken. Ich würde Sie auch nicht gerade jetzt belästigen - aber unglücklicherweise kann ich mein Geschäft nicht warten lassen. Ich bin nämlich«, er lächelte, »trotz meines ›ausschweifenden‹ Lebenswandels Geschäftsmann.«
    Sie sah ihn scharf an, denn es kam ihr so vor, als machte er sich ein wenig über sie lustig. Seinem Gesicht war aber nicht das geringste anzumerken.
    »Im übrigen werde ich Sie nicht länger als zwei Minuten aufhalten«, fuhr er fort. »In diesen zwei Minuten muß ich Ihnen

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