011 - Die Nacht der Affen
tief ins Wasser hinabreichte.
Er klammerte sich fest, atmete tief durch, pumpte die Lungen voll und tauchte erneut in die Tiefe. Er glitt das Gitter entlang. Endlich hatte er das Ende erreicht. Seine Lungen drohten zu zerplatzen.
Es dauerte endlos lange, bis er wieder auftauchte. Er ließ sich vom Fluss weitertreiben.
Ihm war die Flucht gelungen. Er befand sich in Freiheit. Der Mond stand hoch am Himmel. Es war eine sternklare Nacht. Irgendwo hörte er ein Käuzchen schreien.
Langsam schwamm er auf das rettende Ufer zu. Nur sein eiserner Wille trieb ihn weiter.
Als er das Ufer erreicht hatte, zog er sich den Abhang hinauf und blieb schwer atmend auf der Böschung liegen.
Die Nacht war lau. Es wehte ein sanfter Wind vom Süden her.
Dave zog seinen Rock und die Hose aus, riss einige Büschel Gras ab und rieb sich trocken. Ganz allmählich fühlte er sich wieder etwas besser. Nur die Müdigkeit hing schwer wie Blei an ihm.
Ein schmaler Weg führte neben dem Fluss zu einem alten Haus. Vorsichtig näherte er sich. Er brauchte Hilfe, doch er hatte Angst, die Bewohner des Hauses zu wecken. Es stand zu nahe dem Haus Dr. Ragors. Deshalb beschloss er, weiterzugehen und erst später an ein anderes Tor zu klopfen. Doch da hörte er das aufgeregte Bellen, das ihm durch Mark und Bein ging.
Bluthunde! Sie hatten seine Spur aufgenommen. Achtlos ließ er Rock und Hose fallen und rannte weiter. Der schmale Weg führte vom Fluss weg. Das Bellen war dicht hinter ihm.
Der Mond spendete genügend Licht. Weidenzweige peitschten sein Gesicht. Er mobilisierte seine letzten Kräfte.
Wann würde dieser Schrecken enden, schoss es ihm durch den Kopf. Wann?
Vor sich sah er eine kleine Ansiedlung. Einige einstöckige Häuser gruppierten sich um einen rechteckigen Platz. Auf der Schmalseite des Platzes stand ein uraltes Gasthaus.
Er überquerte den Platz und blieb vor dem Lokal stehen. Mit beiden Fäusten trommelte er gegen die Tür.
»Aufmachen!« rief er heiser. »Aufmachen!«
In einem der Fenster flammte Licht auf. Dave trommelte weiter gegen die Türfüllung.
Das wütende Kläffen der Bluthunde kam immer näher.
»Rasch!« rief Dave. »Aufmachen!«
Ein Guckloch wurde geöffnet, und ein blutunterlaufenes Auge sah Dave böse an.
»Verschwinden Sie!« sagte eine tiefe Stimme.
»Ich brauche Hilfe«, flehte Dave. »Lassen Sie mich ein!«
»Ich lasse Sie nicht ein«, sagte die Stimme kalt.
Das Guckloch wurde zugeschoben.
Dave ballte in ohnmächtiger Wut die Fäuste. Ein tiefes Stöhnen entrang sich seiner Brust. Er rannte am Wirtshaus vorbei. Eine schmale Gasse führte zwischen Gärten hindurch. Auf einer kleinen Anhöhe sah er ein einsames Haus stehen. Es war hell erleuchtet, und die Eingangstür stand weit offen. Mit großen Sprüngen kam er näher. Während des Laufens drehte er sich mehrmals um. Er konnte seine Verfolger erkennen. Es waren drei Vampire, die je zwei Bluthunde mit sich führten, die wütend an den Leinen zerrten.
Dave sprang durch die Tür und warf sie hinter sich zu. Mit zitternden Fingern sperrte er ab, legte einen breiten Riegel vor und atmete erleichtert auf.
Die Diele war spartanisch eingerichtet. Er durchschritt sie und trat in ein dunkles Zimmer, suchte nach dem Lichtschalter, fand ihn jedoch nicht.
»Ist jemand hier?« fragte Dave.
»Ja«, kam die Antwort. »Wer sind Sie?«
Die Stimme kam Dave bekannt vor.
»Mein Name ist Dave Merrick«, sagte er schwach. »Ich werde verfolgt. Ich brauche Schutz. Ich muss telefonieren.«
Ein lautes Lachen ertönte, und Daves Magen krampfte sich zusammen.
Eine Stehlampe spendete plötzlich sanftes Licht. In einem Sessel saß eine vermummte Gestalt. Sie stand auf, kam auf Dave zu, blieb vor ihm stehen und riss sich die Kapuze vom Kopf.
Dave sah in das höhnisch grinsende Gesicht Dr. Ragors.
Mit einem lauten Schrei schreckte er hoch. Um ihn war es dunkel. Er roch die scharfe tierische Ausdünstung. In seine Nase stach Stroh.
Er befand sich wieder in seinem Käfig. Vicky lag neben ihm.
Dave begann zu schluchzen. Hatte er das alles nur geträumt, oder war es tatsächlich geschehen?
Er kroch über den Boden, schob das Stroh zur Seite und suchte nach der Falltür, doch er fand keine; er fand auch nicht den eisernen Ring.
Er hatte tatsächlich alles nur geträumt: seine Flucht aus dem Haus, seine Begegnung mit den Toten, alles war nur ein Traum gewesen.
Die Droge begann wieder zu wirken.
Er wehrte sich, denn er hatte Angst vor weiteren Alpträumen,
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