011 - Sanatorium der Toten
Wirkung.
Ihr Körper
wurde schlaff. Der Marquis fing sie auf.
Wie aus dem
Boden gewachsen stand plötzlich der andere Mann neben ihm. Er nahm den Körper
auf seine Arme, als wäre er leicht wie eine Feder und trug Yvonne in den
dunklen Nebenraum. Der Marquis ging ihm voran, jedes Geräusch vermeidend. Doch
sein Hintermann paßte einen winzigen Augenblick nicht auf. Die Beine der
bewußtlosen Frau streiften die Lehne eines Stuhls, rissen ihn zu Boden. Ein
dumpf polterndes Geräusch erklang.
Der Marquis
wirbelte herum. »Trottel«, zischte er. »Kannst du nicht besser aufpassen?«
Der
Angesprochene machte eine bedauernde Bewegung, öffnete die Lippen, doch nur ein
paar unartikulierte Laute kamen aus seiner Kehle. Er zuckte die Achseln, und
sein Gesicht war in Richtung des Fensters gedreht, das zur Straße ging. Draußen
fuhr ein Auto vorüber.
Für einen
Augenblick fiel eine breite Lichtbahn in das dunkle Zimmer, riß das Gesicht des
bulligen Mannes, der Yvonne auf seinen Armen hielt, aus dem Dunkel.
Es war
Marcel, der harmlose Irre aus dem Privatsanatorium Professor Jacques Mineaus.
●
Larry fühlte
die warmen Lippen auf seinem Mund. Dann wurde sie wütend.
»Du bist
nicht bei der Sache, Süßer«, stieß sie hervor.
Der PSA-Agent
löste sich von ihr und blickte sich in dem abgedunkelten Zimmer um. Larry Brent
befand sich in Zimmer Nr. 16. Er wußte, daß Yvonne Basac Zimmer 12 belegte. Von
seinem jetzigen Standort aus hatte er keine Kontrolle über das, was Yvonne
weiter unternahm, mit wem sie sich traf und ob es vielleicht zu einer Begegnung
mit dem rätselhaften Marquis kam.
Wer war
dieser geheimnisvolle Mann?
Larry stellte
sich vor, daß Yvonne Basac ein Geschäft daraus machen konnte, wenn sie anfing,
den Geheimnisvollen, der ihre kostspieligen Trips bezahlte, unter Druck zu
setzen.
Da wurde er
auf ein Poltern aufmerksam.
Irgendwo war
ein Stuhl umgefallen. Dann trat wieder Stille ein.
Larrys
Orientierungssinn war außergewöhnlich gut. Das Geräusch war vom vorderen Ende
des Ganges gekommen.
»Ich habe
bald das Gefühl, daß du ursprünglich gar nicht zu mir wolltest, Süßer«,
bemerkte das Kätzchen, während sie langsam ihre Strumpfhosen abstreifte. Sie
hatte aufregend lange Beine. »Du bist scharf auf Yvonne, nicht wahr? Ich habe
dich heute abend bei ihr sitzen gesehen.«
»Bis gleich,
Kleine. Ich will ihr nur noch gute Nacht sagen.«
Mit diesen
Worten war er schon an der Tür, hastete in den schwach erleuchteten Korridor
hinaus. Eine seltsame Unruhe erfüllte ihn mit einem Male, trieb ihn vorwärts.
Gut eine halbe Stunde hatte er Yvonne Basac aus den Augen gelassen, das war
mehr, als er sich in den zurückliegenden Tagen erlaubt hatte. Nur zur
Nachtzeit, wenn er ganz sicher war, daß sie sich wirklich in ihrem Appartement
aufhielt und schlief, hatte er sie nicht beobachtet.
Er erreichte
das Zimmer Nr. 12, klopfte an und wartete. Hinter der Tür blieb es still. Kurz
entschlossen drückte er die Klinke. Das Zimmer war von innen verriegelt.
Larry Brents
trainiertes Gehirn arbeitete mit der Präzision und der Schnelligkeit eines
Computers.
Yvonne Basac
reagierte nicht, doch sie konnte ihr Zimmer auf keinen Fall in der Zwischenzeit
verlassen haben. Das wäre ihm aufgefallen.
Er mußte
Gewißheit haben. Er warf sich mit aller Kraft gegen die Tür. Sie flog sofort
auf.
Der Riegel
war nicht sehr stabil. In Sekundenschnelle legte sich Larry eine Geschichte
zurecht. Er konnte den Betrunkenen spielen… Aber dann sah er, daß dies nicht
nötig war. Das Zimmer war leer.
Die Tür des
Nebenzimmers stand sperrangelweit offen. Von dort aus ging es direkt zur Treppe
des Hinterausgangs!
Etwas stimmte
hier nicht!
Hatte sich
Yvonne Basac klammheimlich aus dem Staub gemacht? Nein, so sah es nicht aus.
Ihre Kleider
waren da, nichts wies darauf hin, daß sie in größter Hast aufgebrochen war.
Warum auch?
Larry
handelte, noch während er die Dinge in den richtigen Zusammenhang zu bringen
versuchte.
Er hörte
schwere Schritte, unmittelbar im Raum unter sich. Da war der Korridor! Stufen
knarrten, eine Tür fiel ins Schloß.
Larry hetzte
durch den Nebenraum, riß die Tür auf… es waren nur zwei Schritte bis zum
Treppenabsatz. Die Stufen knarrten unter seinen Füßen.
Eine Autotür
schlug zu, ein Motor sprang an.
Larry warf
sich förmlich der Haustür entgegen. Mit abgeblendeten Scheinwerfern entfernte
sich ein schwarzer Citroen, der offensichtlich startbereit an der Ausfahrt der
Garagen
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