011 - Sanatorium der Toten
schon als eine Art heiße Spur
bezeichnen…
Larry grinste
stillvergnügt vor sich hin, während er in die Hände klatschte und in den
Beifall des Publikums mit einstimmte.
Er mußte
daran denken, daß es jetzt nur noch Minuten dauern würde, bis Yvonne Basac an seinen
Tisch kam. Er hatte alles in dieser Richtung vorbereitet. Die Besitzerin des
Chatte Noire, Madame Marleaux, hatte seine Karte in Empfang genommen und
versprochen, sie an Yvonne Basac weiterzureichen. Larry hatte sich als
Generalvertreter einer großen Weinbrandfirma aus Cognac ausgegeben. Er hoffte,
daß er seine Rolle überzeugend spielen konnte. Vor seinem Reiseantritt nach
Frankreich hatte er einen Sonderkurs innerhalb der PSA belegt, um sein
Französisch bis zur Akzentfreiheit zu verbessern.
Yvonne trug
ein Kleid, das auf beiden Seiten einen raffinierten, langen Schlitz hatte, so
daß ihre schlanken Beine bei jedem Schritt zu sehen waren.
Sie näherte
sich seinem Tisch. Larry rückte an seiner Krawatte und spielte perfekt den
Nervösen.
Er mußte sich
eingestehen, daß ihm X-RAY-1 eine sehr delikate Aufgabe übertragen hatte.
Yvonne Basac
war eine verführerische Frau, sie paßte wirklich nicht in die Kategorie jener »Damen«,
die sich in den Seebädern an jeder Straßenecke anboten. Und doch war sie im
Prinzip nichts anderes.
Sie trug die
Haare offen, so daß sie auf die Schultern fielen. Ihr Gesicht war schmal und
wirkte anziehend.
Yvonne
bewegte sich mit unverkennbarer Grazie. Als sie fast an seinem Tisch war,
erkannte Larry, daß der Stoff des Kleides nicht völlig undurchsichtig war. Die
obere Hälfte war dünner. Darunter zeichneten sich Yvonnnes feste, kleine Brüste
ab.
»Hallo, Cheri«,
sagte sie. Sie lächelte und zog unaufgefordert einen der niederen gepolsterten
Stühle vom Tisch weg. Ehe Larry noch etwas sagen konnte, griff sie in ihren
weiten Ausschnitt und zeigte ihm die Visitenkarte.
»Monsieur
Brenton, Generalvertreter«, las sie leise vor, und in ihrer Stimme schwang der
Charme mit, den sie zur Schau trug. An dieser Frau stimmte alles. Nur ihr Beruf
nicht.
Bedauerlicherweise.
Sie war zu
einem Augenaufschlag fähig, der selbst einen Eisberg zum Schmelzen bringen
konnte. »Ich darf doch annehmen, daß Sie nicht die Absicht haben, mich zu einer
kostenlosen Cognac-Probe einzuladen, nicht wahr?« fuhr sie fort.
Eines der
Serviermädchen brachte unaufgefordert eine Flasche Champagner, der gleich
bezahlt werden mußte.
Larry
grinste. »Die Konkurrenz will auch leben.« Es schien, als ob ihm im Moment
keine geistreichere Bemerkung einfiel. Während er die prallgefüllte Brieftasche
in das Jackett zurücksteckte, was von Yvonne Basac mit einem Augenaufschlag
quittiert wurde, blickte er dem Serviermädchen nach, einem jungen Ding von etwa
zwanzig Jahren, langbeinig und hübsch. Wie alle Mädchen, die hier bedienten,
war auch sie als Chatte Noire, als schwarze Katze verkleidet. Eine originelle
Idee, die jedoch nicht ganz neu war. Die Serviererinnen trugen schwarze
Netzstrümpfe und ein hauteng anliegendes Corsage. Sie waren alle ausnehmend
hübsch. Mit Kennerblick vermochte Larry Brent festzustellen, daß die Maße 90 – 60
– 90 hier keine Seltenheit waren.
Das Gespräch
mit Yvonne Basac verlief unkompliziert.
»Wenn mich
jemand kennenlernen will, dann ist er entweder unverschämt, reich, oder beides.
Und er hat meistens die Absicht, eine Party zu starten, für die er die
notwendigen Mädchen braucht. Eine Party ohne Frauen ist wie eine Suppe ohne
Salz.« Aus ihrem Mund hörte sich das wie ein Werbeslogan an.
Larry zündete
sich eine Zigarette an, nachdem er auch Yvonne Basac eine angeboten hatte.
Es war eine
französische Marke, und eine Camel oder eine Winston wäre ihm im Augenblick
lieber gewesen.
»Wissen Sie«,
meinte er, »das mit der Party ist richtig, fast richtig, um es genau zu sagen.
Ich habe eine
Jagdhütte in der Nähe von Jonzac.«
Mehr brauchte
er nicht zu sagen. Sie hatte eine erstaunlich schnelle Auffassungsgabe. »Und
dort wollen Sie eine Party veranstalten?«
»Nur mit
Ihnen.« Larry nahm einen Schluck des herrlich gekühlten Champagners.
Ihre dunklen
Augen erwiderten seinen Blick.
Larry fuhr fort.
»Ich habe Sie bereits in La Rochelle gesehen. Vor einigen Tagen. Ich hatte dort
geschäftlich zu tun. Ich traute meinen Augen nicht, als ich Sie heute abend
wiedersah, hier im Chatte Noire. Ich kam nicht umhin, Sie an meinen Tisch zu
bitten. Es war eine einmalige Gelegenheit.«
Sie lachte
leise.
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