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011 - Sanatorium der Toten

011 - Sanatorium der Toten

Titel: 011 - Sanatorium der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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ganz mit Eichenholz getäfelt. Kein Mensch hielt sich um
diese frühe Morgenstunde hier auf. Es roch nach Kaffee und frischem Brot. Larry
erfuhr, daß der Bauer, die Knechte und Landarbeiter schon gefrühstückt hätten,
um frühzeitig auf die Felder zu kommen. Die Morgenstunden mußten genutzt
werden. Tagsüber war es in der drückenden Hitze unmöglich, gut voranzukommen.
    Im Augenblick
hielten sich nur drei Gäste in der Pension auf, auch das erfuhr Larry. Doch die
würden ihr Frühstück erst gegen neun oder zehn Uhr einnehmen.
    Louise
verstand es, einen ausgezeichneten Kaffee zu brauen. Larry trank kurz
hintereinander zwei Tassen, verspeiste einige Brote mit Schinken und
Frühstückseiern. Während er so ausgiebig das Frühstück genoß, erfuhr er einige
erstaunliche Dinge über den Marquis de Noir, der hier vor 200 Jahren sein
Unwesen getrieben hatte.
    »… seine
Seele findet keine Ruhe, Monsieur«, flüsterte die Alte, während sie die Blumen
auf den Fensterbänken goß. Larry fand, daß dies ein merkwürdiger Morgen war.
Die ganze Situation kam ihm unwirklich vor. »Sein Henker hat ihn gerichtet.
Meine Eltern, die es wieder von ihren Vorfahren gehört haben, erzählten mir
schon manch ungeheuerliches Ereignis, das sich hier abgespielt haben soll.
    Man hat den
Marquis leibhaftig gesehen. Auch ich habe ihn schon gesehen, ein schwarzer
Schatten, der nachts ruhelos durch das Gemäuer schleicht…«
    Larry hob die
Augenbrauen. »Interessant«, bemerkte er hierzu nur. »Und die Schreie? Was hat
es damit auf sich?«
    »Es sind die
Schreie derer, die er dort quält und gefangenhält. Immer wieder verschwinden
auch Mädchen, die sich der Ruine zu sehr näherten. Doch niemand will das
wahrhaben. Man sucht am Fluß, in den Sümpfen, manchmal auch in dem Gemäuer,
aber man sucht nicht tief genug, verstehen Sie, Monsieur?«
    Larry schüttelte
den Kopf. »Nein.«
    Die alte
Bäuerin und Pensionswirtin beugte sich zu ihm herab. Ihre Stimme war jetzt sehr
leise, so, als fürchte sie, jemand könne sie belauschen. »Man weiß nur, daß der
Marquis de Noir ermordet wurde und daß sein Henker ihn in einem Bleisarg
irgendwo in dem Haus am Fluß bestattet hat. Niemand hat dieses Grab bisher
gefunden. Und das ist das Unglück. Wenn man die Grabstätte kennt, könnte man
sie zerstören, und damit würde sein ruheloser Geist zur Ruhe kommen.«
    Larry leerte
seine Kaffeetasse. Das Gerede der Alten berührte ihn eigenartig. Hier mischte
sich Legende mit Realitäten, und das machte die Sache so schwierig.
    »Ich will nur
den Fall einer jungen Touristin erzählen, die im letzten Spätherbst die Ruine
aufsuchte, obwohl man offiziell behauptet, sie sei im Moor umgekommen. Ihre
Leiche konnte niemals gefunden werden. Mir scheint, daß auch Kommissar Chagan
mit dieser Darlegung nicht zufrieden war. Immer wieder kam er hierher, auch
nach seiner Pensionierung, um nach Spuren zu suchen. Und gestern habe ich ihn
ganz in der Nähe der Ruine gesehen.«
    Die Alte
huschte hinter die Theke, als draußen vor dem Haus Schritte erklangen. Sie
wischte ihre Hände an der Schürze ab.
    »Merkwürdiger
Bursche, dieser Marquis de Noir«, konnte sich Larry nicht verkneifen. »Zu
Lebzeiten macht er die Gegend unsicher und raubt die Schönen von den
Bauernhöfen, und nach seinem Tode gibt er damit noch immer keine Ruhe.«
    Er hatte die
Absicht gehabt, nicht länger als eine halbe Stunde zu bleiben. Doch jetzt war
bereits eine Stunde vergangen, und es sollte sich unerwartet noch eine weitere
halbe Stunde anschließen.
    Ein Gast
betrat die Pension.
    Die alte
Louise war ganz aufgeregt. »Monsieur Gourmon«, rief sie erfreut, und man merkte
ihr an, daß ihre Herzlichkeit echt war. Sie verstand es überhaupt, jeden gleich
von der richtigen Seite zu nehmen, ohne dabei überheblich zu werden. »Das finde
ich aber nett, daß Sie wieder einmal hereinschauen. Sie waren ja eine Ewigkeit
nicht mehr hier. Was darf ich Ihnen anbieten, Monsieur Gourmon? Sie wissen ja,
bei Louise gibt es immer ein anständiges Frühstück.«
    Der
Theateragent warf einen flüchtigen Blick zu dem Ecktisch hinüber, an dem Larry
Brent saß. »Ich bin nicht zum Frühstück gekommen, Louise.« Fernand Gourmon
machte einen nervösen, überreizten und übernächtigten Eindruck. Er senkte seine
Stimme, doch er sprach in dem kleinen, sehr stillen Gastraum noch immer laut
genug, daß Larry jedes Wort verstehen konnte. »Ich wollte Sie nur fragen, ob
Ihnen vielleicht gestern etwas Besonderes aufgefallen

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