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011 - Sanatorium der Toten

011 - Sanatorium der Toten

Titel: 011 - Sanatorium der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Brent
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schweißnasse Stirn.
    War alles ein
Traum?
    Yvonne fühlte
Erleichterung in sich. Doch da sah sie auf ihre blutigen und zerkratzten Hände,
und ein merkwürdiger bitterer Geschmack breitete sich in ihrem Munde aus. Wie
unter einem Zwang tasteten ihre Hände nach den schmerzenden Hüften, sie fühlte
die blutigen, geschwollenen Striemen, und wie unter einer Zentnerlast senkte
sie den Blick, betrachtete ihren zerschundenen Körper.

»Nein«, kam
es wie ein Hauch über ihre Lippen, und ihr schmales Gesicht zuckte. »Nein, das
ist doch nicht möglich.«
    Doch sie sah
die Spuren, die die Peitsche hinterlassen hatte, und es sah aus, als hätten sie
lange Fingernägel gekratzt.
    Wie ein Gift
schlich das Grauen durch ihr Bewußtsein.
    Sie lauschte.
Es war vollkommen still im Haus. Alles schlief. Draußen wurde es bereits hell.
    Yvonne
schluckte. Sie blickte zu dem Zimmer hinüber, das sich an ihres anschloß. Die
Tür zu dem angrenzenden Raum stand weit offen.
    Es war das
Zimmer, durch das ihr Marquis stets zu kommen pflegte.
    Marquis,
Roger, die Guillotine, das herabsausende Fallbeil, Rogers Kopf, dies alles
waren Dinge, die wie Schreckensbilder vor ihrem geistigen Auge vorbeizogen.
    Roger, Roger,
merkwürdig, daß dieser Name, daß dieses Gesicht einen so nachhaltigen Eindruck
bei ihr hinterlassen hatten.
    Sie hob den
Blick, rein zufällig. Und da wurde das Grauen zu einem unbeschreiblichen
Entsetzen. Ihre Nackenhaare sträubten sich. Und sie schrie wie von Sinnen, daß
es durch das stille, schlafende Haus hallte.
    Roger!
    An dem
Türkreuz der Zwischentür hing sein Kopf, und die gebrochenen Augen starrten sie
an. Der linke Mundwinkel war herabgezogen, und die halbgeöffneten Lippen
formten den Namen »Isabell«…
     
    ●
     
    Er bemerkte,
daß sich jemand in seiner Nähe befand, und er hörte auch immer wieder die
Worte: »Monsieur?! Hallo, Monsieur, hören Sie mich?«
    Ja, zum
Donnerwetter, er hörte, daß man ihn ansprach, aber was sollte das alles?
    Unwillig
versuchte sich Larry auf die Seite zu drehen. Sein Bewußtsein schwebte in
anderen Regionen, wie nach einem ausgiebigen Rausch.
    »Hallo,
Monsieur? Hören Sie mich?«
    Larry
fluchte. Er merkte, daß man ihn an den Schultern rüttelte. Es war der Griff
einer festen Hand, aber die Stimme einer alten Frau. Merkwürdig, wie paßte das
zusammen? Larry grinste vor sich hin, murmelte eine unschöne Bemerkung und war
selig.
    Doch dann,
schlagartig, ging ihm ein Licht auf. Hier stimmte etwas nicht!
    Blitzschnell
richtete er sich auf.
    Es geschah so
schnell, daß die knochige Alte, die sich über ihn gebeugt hatte, mit einem
leisen Aufschrei zurückwich.
    Larry Brent
war sofort hellwach. Sein Schädel brummte, und erstellte ein leichtes
Übelkeitsgefühl fest, das er sich nicht erklären konnte. Seine Augen musterten
das Gesicht der Greisin, und er fragte sich, ob es möglich sein konnte, daß
Yvonne Basac, die er doch eben noch verfolgt hatte, in dieser kurzen Zeit so
sehr gealtert sein konnte. Im selben Augenblick, noch während ihm dieser
Gedanke durch den Kopf ging, schalt er sich einen Narren.
    »Sie sind
verletzt, Monsieur.« Die brüchige Stimme der Greisin klang neugierig. »Sie sind
fremd hier? Hatten Sie einen Unfall, der Wagen dort hinten, er gehört
sicherlich Ihnen, nicht wahr?«
    Das war eine
ganze Reihe von Fragen gleichzeitig, die er unmöglich alle auf einmal
beantworten konnte. Larry gab ein paar ausweichende Antworten, während er seine
Gedanken ordnete.
    Es war hell,
und mit einem raschen Blick auf seine Uhr stellte er fest, daß es fünf Uhr
morgens war. Der Datumsanzeiger war auch einen Tag weiter.
    Hatte er die
ganze Nacht hier gelegen?
    Er klopfte
den Staub von seinem Anzug, rümpfte die Nase, als ihm der starke Alkoholdunst
in die Nase stieg.
    Hatte er
getrunken? Ein paar Gläschen Sekt, aber…
    Da sprach die
Alte schon wieder. »Ich bin Louise. Ich habe dort drüben die Pension. Wenn ich
etwas für Sie tun kann, Monsieur?«
    Sie ging um
ihn herum, und Larry bemerkte erst in diesem Moment den roten Traktor und den
klapprigen Leiterwagen, der daran angekoppelt war.
    »Ich bin auf
der anderen Seite des Ackers zurückgekommen«, erklärte die alte Frau, die
seinen Blick bemerkt hatte, und sie stopfte das graue, strähnige Haar, das ihr
in die Stirn fiel, unter das Kopftuch zurück. »Da habe ich Sie entdeckt. Ich
glaube, Sie haben ein paar über den Durst getrunken. Hoffentlich hat man Sie
nicht überfallen. Hier in der Nähe der Ruine ist alles

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