0110 - Auf den Spuren der Antis
Cardifs höhnische Stimme mischte sich so etwas wie Hoffnung. „Sollen wir vielleicht schwimmen?" erkundigte er sich.
Er erhielt keine Antwort. Baaran und Rhabol hatten sich den Bildschirmen zugewandt, um das Ende der Schlacht zu verfolgen.
*
Die ganze Zeit über war. Sergeant John Emery unfähig gewesen, einen klaren Gedanken zu fassen.
Rein automatisch hatte er seine Waffen gegen die Priester abgefeuert, die sich ihm in den Weg stellten. Neben ihm kämpften andere Männer. Emery hatte nicht bemerkt, daß ihre Zahl sich immer weiter verringerte.
Emerys Augen waren vom Schweiß verklebt. Seine Lungen nahmen die rauchgeschwängerte, erhitzte Luft nur widerstrebend auf. Der Sergeant lag jetzt am Ende eines langen Ganges am Boden und hielt drei der Antis unter Beschuß, die sich schräg vor ihm auf einer kleinen Empore verschanzt hatten. Überall in der Kuppel tobten heftige Kämpfe. Ein Strahlschuß zischte über Emery hinweg und versengte ihm den Rücken. Er stützte sich auf die Ellenbogen und feuerte den Maschinenkarabiner ab. In der Mauerumwandung der Empore erschien ein schwarzes Loch. Emery knurrte zufrieden.
Bei seinen Gegnern schien jetzt jede Bewegung erstorben. Zum erstenmal nahm sich der Sergeant Zeit, einen Blick hinter sich zu werfen. Er war der einzige Terraner in diesem Gang. Darüber konnte er sich jetzt keine Gedanken machen. Seine Aufmerksamkeit galt den drei Antis, deren Ruhe ihn mißtrauisch machte.
Er schoß dreimal hintereinander, ohne, daß sie das Feuer erwidert hätten.
Emery fuhr mit der Zunge über seine trockenen Lippen. Die Stille breitete sich über die gesamte Kuppel aus, als hätte jemand den sofortigen Waffenstillstand befohlen.
Vorsichtig richtete sich Emery auf. Es war riskant, den Antis ein offenes Ziel zu bieten, aber er konnte nicht für alle Zeiten unbeweglich hier liegenbleiben. Er fühlte, daß sich etwas geändert hatte. Die Schlacht war entschieden. Emery konnte einen Anflug der Furcht nicht unterdrücken. War der Überraschungsangriff fehlgeschlagen? Sollte er einer der wenigen Überlebenden der IRONDUKE sein?
Er erhob sich. Hocha ufgerichtet stand er in dem Gang. Er blickte an sich herunter. Er bot nicht gerade ein vertrauenerweckendes Bild. Seine Uniform war an mehreren Stellen verbrannt. Es war fraglich, ob der Kampfanzug noch voll funktionsfähig geblieben war.
Das konnte er leicht feststellen. Mit grimmigem Gesicht stellte der Sergeant den Antigravantrieb ein und ließ sich zu der Empore hinauftragen. Sie war von den Antis verlassen worden. Emery landete sicher und sah sich um. Von hier aus konnte er den gesamten Gang überblicken. Er erkannte seinen vorherigen Standort. Ein eisiges Gefühl rieselte seinen Rücken hinab. Praktisch ungedeckt hatte er von dort unten mit den Priestern gekämpft.
Mit vorgehaltener Waffe drang Emery weiter in das Innere ein. Ein abwärts führender Gang nahm ihn auf. Einige Schritte weiter stieß er auf ein dunkles Bündel, das bewegungslos am Boden lag. Es war ein Anti. Er war schwer verwundet, aber er lebte noch.
Als er Emery kommen hörte, wälzte er sich herum. Der Sergeant hob den Maschinenkarabiner. Der Verwundete sah ihm ruhig entgegen. Drei Meter vor ihm blieb Emery stehen. „Worauf warten Sie noch?" fragte er in gepflegtem Interkosrno. „Glauben Sie, Casnan hätte Angst vor dem Tod?"
„Nein", sagte Emery, aber es war nur ein krächzender Ton, der aus seinem Munde kam. „Was wollen Sie tun?" wollte Casnan wissen. „Weitergehen", knurrte Emery rauh. Der Priester lächelte schmerzerfüllt. Es gelang ihm, sich so weit aufzurichten, daß er eine Strahlwaffe unter seinem Körper hervorziehen konnte. Er betrachtete sie nachdenklich. „Keine Tricks", warnte Emery. Er versucht, mich aus irgendeinem Grund aufzuhalten, dachte er.
Er ging auf Casnan los. Der Verwundete rollte zur Seite und legte auf Emery an. Emery stieß einen Fluch aus und warf sich mit einem mächtigen Satz nach vorn. Der glühende Todesstrahl zischte über ihn hinweg. Die langen Beine des Terraners wirbelten durch die Luft und trafen den Anti, so daß er aufschrie. Mit einer schwerfälligen Bewegung schwenkte er die Waffe auf Emery.
Diesmal war der Sergeant auf der Hut. Ein kräftiger Fußtritt schleuderte den Arm Casnans nach oben.
Emery brachte die Waffe in seinen Besitz. „So", knurrte er. „Nun werden wir nachsehen, was es hier zu verbergen gibt."
Casnan zuckte zusammen und bewies dem Sergeanten damit, daß er auf der richtigen Spur
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