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0110 - Die Geistergrotte

0110 - Die Geistergrotte

Titel: 0110 - Die Geistergrotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Wolf Sommer
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sagen. Dann begann sie auf einmal zu schluchzen und warf sich in seine Arme.
    »Oh, Thalad, den Göttern sei Dank!«
    Jetzt erst wußte Thalad genau, daß er gewonnen und Zygor verloren hatte. Er blickte auf den am Boden Liegenden hinab und sagte leise: »In ein paar Stunden wird dein Kopf rollen, Freund Zygor!«
    Anschließend nahm er Livanas Arm, um sie zu ihrem Vater zu bringen.
    ***
    Verstandesmäßig hatte Zamorra wenig Schwierigkeiten, die Situation zu begreifen. Ganz offenkundig, daß sich das unsichtbare Band über Zeit und Raum hinweg nicht zwischen seinem und Zygors Körper, sondern einzig und allein zwischen seinem Amulett und Zygors Fetisch spannte. Und da Bill sein Amulett zum Zeitpunkt der magischen Rückversetzungszeremonie getragen hatte, war es zwangsläufig dazu gekommen, daß Bills Id nun in Zygors Körper in Myragon und sein eigenes Id in Bills Körper im Château de Montagne gesprungen war. Hingegen hatte der Austausch zwischen Nicole und Livana reibungslos geklappt, weil beide Frauen zum richtigen Zeitpunkt im örtlichen Einflußbereich der Amulette gewesen waren. Gefühlsmäßig jedoch fiel es Zamorra ungeheuer schwer, die Realitäten zu akzeptieren. In den Spiegel zu blicken, seinen alten Freund Bill zu sehen und doch zu wissen, daß er sich selbst sah, so etwas war psychisch kaum zu verkraften.
    Und noch etwas belastete Zamorras Gemüt auf das schwerste. Bill befand sich in höchster Lebensgefahr. Des Myragonischen nicht mächtig, gab es für ihn keine Möglichkeit, sich mit Thalad zu verständigen. Der würde ihn zwangsläufig für Zygor halten und Riglandel überstellen. Sich das weitere Schicksal Bills auszumalen, stellte keine großen Anforderungen an das Vorstellungsvermögen.
    Nicole und Raffael, denen er die Situation erläuterte, hatten ebenfalls ihre Mühe, mit den Dingen fertig zu werden. Allein die Tatsache, daß sie beide nicht zum ersten Mal mit unglaublichen Phänomenen konfrontiert wurden, half ihnen dabei.
    Trotz allem hatte Nicole schnell erfaßt, welche Konsequenzen die fehlgelaufene Rückversetzung nach sich ziehen würde.
    »Mein Gott, der arme Bill«, sagte sie gepreßt. »Riglandel wird ihn töten lassen.«
    Sie war inzwischen aus dem Bett aufgestanden und kleidete sich an. Daß Raffael dabei anwesend war, störte sie gar nicht. Jetzt ging es um wichtigere Dinge als um Prüderie.
    »Was tun wir, Chef? Wir können Bill doch nicht einfach…«
    »Nein«, sagte der Professor, »wir können Bill nicht einfach seinem Schicksal überlassen. Es gibt nur eins, was zu tun ist. Ich werde von hier aus erneut den Zauber der Weiten Reise praktizieren, um Bill in seinen eigenen Körper zurückkehren zu lassen.«
    »Dann bist du verloren, Chef«, folgerte Nicole sofort. »Selbst wenn Thalad Riglandel davon überzeugen würde, daß du nicht Zygor bist… du könntest nie in deinen eigenen Körper zurückkehren.«
    Zamorra zuckte die Achseln. Nicole hatte völlig recht. Dennoch durfte er nicht zögern. Er war es seinem Freund Bill schuldig, ihn aus seiner fatalen Lage zu befreien.
    Plötzlich jedoch kam ihm ein Gedanke. Er sah seinen Butler an.
    »Raffael, Sie sagten, daß der Kerl, der meinen Körper trägt, das Château verlassen hat. Gibt es irgendwelche Anhaltspunkte, wohin er sich gewandt hat?«
    »Nein«, antwortete der Diener, »das heißt, doch…«
    »Sprechen Sie nicht in Rätseln, Raffael«, sagte Zamorra ungeduldig.
    Raffael berichtete von der Vision, die Bill gehabt hatte. Sofort wurde Zamorra hellhörig. Ein recht primitiv eingerichteter Raum, in dem eine Meerschaumpfeife an der Wand hing? Er tauschte einen Blick mit Nicole.
    »Nicole, erinnerst du dich an den Waldspaziergang, den wir vor ein paar Wochen gemacht haben?«
    »Ja, warte mal. Wenn ich mich recht entsinne… Die Beschreibung paßt auf die Waldarbeiterhütte bei St. Roux.«
    »Mein Gedanke!« stieß der Professor hervor.
    Raffael bewies, daß er nicht umsonst seit Jahren Professor Zamorras Butler war. Er eilte zu dem Telefonapparat auf Nicoles Nachttisch und wählte eine Nummer. Dann hielt er Zamorra den Hörer hin.
    »Die Gendarmerie, Professor. Monsieur Fleming und ich hatten die Polizei bereits veranlaßt, nach Ihnen zu suchen.«
    Zamorra zögerte. War es ratsam, einen gefährlichen Magier wie Zygor durch die Polizei jagen zu lassen? Eigentlich war es nicht ratsam. Im vorliegenden Fall gab es aber wohl keine andere Wahl. Der Wald von St. Roux lag mehr als zwei Stunden Fußmarsch vom Château entfernt. Und auch

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