0110 - Wer andern eine Grube gräbt
Wand fallen lassen! Füße weit zurück!«
Der Bursche kannte schon die verlangte Haltung. Er war also kein Anfänger mehr. Gehorsam stellte er sich in einem Winkel von fast fünfundvierzig Grad gegen die Zimmerwand. Während er meinem Befehl nachkam, ließ ich die anderen nicht aus den Augen.
»Jetzt du dprtl Aber ein bißchen plötzlich, wenn ich bitten darf! Cellham, lassen Sie Ihre Pfötchen schön oben in der Luft, sonst könnte ich mich bedroht fühlen und abdrücken. Ein Loch im Bauch ist noch nie eine schöne Sache gewesen. Los, du da! Neben die beiden anderen! Ein bißchen plötzlich!«
Ich redete ununterbrochen. Solange ich etwas sagte, konnte ich sie vielleicht daran hindern, zu der Einsicht zu kommen, daß gar keine weiteren FBI-Beamten in der Nähe waren.
Der gefährlichste von allen schien mir Cellham zu sein. Ich sagte ihm, er sollte sich so stellen, daß er die anderen nicht ‘sehen konnte. Bevor er kapiert hatte, was ich wollte, hatte ich ihm schon den Lauf meiner Pistole über den Kopf gezogen.
Mit einem schwachen Stöhnen sackte er zusammen und legte sich auf den abgetretenen Teppich. Ich war mit drei raschen Schritten bei ihm und klopfte ihn ab. In der linken Hosentasche hatte er einen Schlagring, ein Schnappmesser und einen winzigen Revolver. Das Ding sah wie ein Spielzeug aus, aber ich wußte genau, daß man sogar mit dieser unscheinbaren Waffe aus kurzer Entfernung glatt Leute erschießen konnte.
Nachdem ich mir die Waffen eingesteckt hatte, auch seine Pistole aus dem Halfter, ging ich wieder zum Telefon, klemmte mir den Hörer zwischen Schulter und Ohr und wählte RE 2-3500, die Nummer des FBI. Dabei ließ ich die Pistole keine Sekunde aus der Hand.
»Federal Bureau of Investigation, New York District«, sagte eine Telefonistin.
»Cotton!« entgegnete ich. »Ich bin mit Phil in der Kneipe ,Sailor’s Heaven‘ in der Nähe der Rutgers Street. Schicken Sie uns zwei Mann Verstärkung. Wir sind durch Zufall auf die Bande gestoßen, die vor ein paar Tagen den Juwelier Hull ausgeraubt hat.«
»Ich werde sofort den Einsatzleiter yerständigen.«
»Danke, sagen Sie, die Jungen sollen sich ein bißchen beeilen.«
»Selbstverständlich, Mister Cotton.«
Ich legte den Hörer auf, zog mir mit dem Fuß einen Stuhl heran und machte mir es bequem. Bis die Kollegen hier eintreffen würden, konnten gut und gern zehn Minuten vergehen. Solange mußte ich die Stellung noch halten. Es ging ohne größere Schwierigkeiten. Cellham kam zwar vorher wieder zu sich, aber meine Pistole und sein schmerzender Schädel ließen ihn sehr friedlich bleiben. Und dann hörte ich draußen die rasch näherkommenden Sirenen zweier Polizeifahrzeuge…
***
»Pech gehabt, Cellham«, sagte ich, als er uns allein in unserem Office gegenübersaß. »Das Geld und den gestohlenen Schmuck haben wir bei Ihnen gefunden, als Sie gerade am Verteilen waren. Besseres Beweismaterial läßt sich gar nicht denken. Für die nächsten Jahre brauchen Sie sich keine Sorgen zu machen. Verpflegung und Unterkunft sind garantiert.«
Er starrte böse vor sich hin. Da er schon ein dutzendmal vorbestraft war, mußte er mit der Höchststrafe rechnen, und er war nicht mehr in dem Alter, wo er noch großartige Pläne für die Zeit machen konnte, wenn er wieder entlassen wurde.
»Wer hat mich verpfiffen?« fragte er.
»Keiner«, sagte ich wahrheitsgetreu. »Wir kamen durch Zufall an Sie.«
Er schielte mißtrauisch zu mir herüber.
»Das glaube ich nicht«, knurrte er.
»Sie brauchen es nicht zu glauben«, erwiderte ich achselzuckend. »Sie glauben gar nicht, wie gleichgültig uns das ist.«
Ich schwieg. Während ich mir eine Zigarette ansteckte, sah ich das lüsterne Glimmen in seinen Augen.
»Auch eine Zigarette?« fragte ich.
Er griff hastig nach der Schachtel. Ich zog sie zurück, bevor er eine greifen konnte.
»Morgen früh werden Sie der Stadtpolizei übergeben«, sagte ich. »Die Geschichte mit dem Juwelier wird von ihr bearbeitet. Sie werden also heute abend und heute nacht Gast des FBI sein. Sie wissen, daß Sie in der Zelle nicht rauchen dürfen. Aber unter gewissen Umständen könnte ich mich veranlaßt sehen, das Rauchverbot für Sie aufheben zu lassen. Natürlich nur, solange Sie bei uns sind. Der Stadtpolizei kann ich keine Vorschriften machen. Ich würde Ihnen sogar dieses Päckchen Zigaretten lassen mit den Streichhölzern.«
Er sah unsicher zu Boden.
»Was — was wollen Sie dafür?« fragte er.
»Eine Kleinigkeit. Wir
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