0110 - Zargos, der Dämon
uns vor unseren Apartments mit einem stummen Kopfnicken. Weder Suko noch mir war nach vielen Worten zumute. Nicht nur, daß wir müde waren, auch dieser mysteriöse Fall lag uns schwer im Magen.
Und dabei hatte ich das Gefühl, daß das dicke Ende noch kam.
Ich sollte leider recht behalten…
***
Privatdetektivin Jane Collins blickte irritiert von ihrer Zeitung hoch.
Sie hatte es sich in ihrem modernen Apartment bequem gemacht, ein herrliches Frühstück hinter sich, und wollte nun lesen.
Als aber die Klingel anschlug, faltete sie seufzend die Zeitung wieder zusammen, warf sie achtlos auf den Boden und lief leichtfüßig in die Diele.
Der Besucher stand schon vor der Tür, und sie öffnete, obwohl sie noch im Morgenmantel war, einem weichen Traum in Weiß, der ihre schlanke Gestalt bis zu den Knöcheln umfloß und in den sie sich so wunderbar hineinkuscheln konnte.
Aus dem Kuscheln wurde nichts, wie sie gleich merkte, als sie das Gesicht ihres Besuchers sah. Sie kannte den untersetzten Mann Anfang Vierzig mit dem weichen Mondgesicht nicht. Seine Augen verschwanden fast vollständig unter Fettpolstern. Er hatte eine rosige, unreine Haut und einen Mund mit so blassen Lippen, daß man sie zuerst gar nicht sah. Das verlieh seinem Gesicht etwas abstoßend Grimassenhaftes.
»Miß Collins?« der Mann spielte mit kurzen, dicken Wurstfingern an seinem grauen Trenchcoat herum. »Darf ich Sie kurz sprechen? Es ist sehr dringend!«
»Worum geht es?« fragte Jane nicht gerade freundlich. »Wenn Sie mir eine Illustrierte im Abonnement andrehen wollen, haben Sie sich in der Tür geirrt. So etwas zieht bei mir nicht. Außerdem habe ich schon bei sieben Gesellschaften Lebensversicherungen abgeschlossen.«
»Ich bin kein Vertreter«, sagte der Mann nüchtern.
Humor hat er also auch keinen, stellte Jane Collins fest. Sie erfuhr, daß er Jeremy Fenbright hieß und sie als Privatdetektivin engagieren wollte.
»Na gut, kommen Sie herein«, forderte sie ihn auf.
Ihre gute Laune war dahin. Sie versetzte der Zeitung einen Tritt, daß sie in die hinterste Ecke des Zimmers flog, und bot Mr. Fenbright eine Tasse Tee an. Er akzeptierte und kam gleich zur Sache.
»Meine Frau betrügt mich mit einem neunzehnjährigen Kerl«, platzte er heraus. »Einem Tennischamp!«
Jane musterte ihren Besucher noch einmal genauer und konnte Mrs. Fenbright verstehen. Das sagte sie Mr. Fenbright allerdings nicht.
»Wie alt ist Ihre Frau?« erkundigte sie sich statt dessen.
»Siebenunddreißig!« Fenbright schlug sich mit den fetten Händen auf die viel zu kurz geratenen Schenkel, daß es klatschte. »Er könnte glatt ihr Sohn sein! Meine Frau muß den Verstand verloren haben!«
Er zog seine Brieftasche hervor und kramte darin herum, bis er zwei Fotos fand und Jane auf den Tisch knallte, daß die Tassen klirrten.
»Hier, meine Frau Mona und dieser Larry Hancock!« zischte er. Eine feuchte Aussprache hatte er auch noch.
Jane betrachtete die attraktive, brünette und sehr gepflegt wirkende Frau. Die Aufnahme war auf einer Terrasse gemacht worden. Im Hintergrund sah man einen parkähnlichen Rasen mit griechischen Statuen und Swimmingpool.
Larry Hancock war ein Typ, der im Handumdrehen einer Frau den Kopf verdrehen konnte, ein jungenhafter Blondschopf mit breiten Schultern und einer durchtrainierten Sportlerfigur. Aus einem gut geschnittenen Gesicht lachten Jane strahlend blaue Augen entgegen. Er trug auf dem Foto Tenniskleidung und hielt einen Schläger lässig und irgendwie anzüglich und aufreizend.
»Okay, Mr. Fenbright.« Sie schob ihm die Fotos wieder zu. »Wenn Sie schon alles wissen, was soll ich dann noch tun?«
Er nahm das Foto seines Rivalen mit spitzen Fingern, als könne er sich daran verbrennen, und steckte es weg. Dann tippte er mit seinem wurstartigen Zeigefinger auf das Bild seiner Frau. Die Fingerkuppe hinterließ nasse Flecken auf der Oberfläche.
»Ich will, daß Sie die beiden zur Vernunft bringen«, sagte er krächzend. »Sie werden es nicht glauben, aber ich liebe meine Frau. Ich bin reich, sehr reich sogar. Mir gehört eine Supermarktkette, Miß Collins. Ich kann mir alles kaufen, nur Liebe nicht.« Er preßte die Lippen kurz zusammen, lächelte und wirkte auf einmal sogar sympathisch. »Ich weiß, daß ich kein Adonis bin. Wirklich nicht! Und mit einem neunzehnjährigen Sportler kann ich schon gar nicht mithalten. Aber ich möchte, daß Sie mit meiner Frau sprechen oder mit dem Jungen… ich weiß es nicht. Ich bin mit
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