0111 - Geschäfte mit Menschen
dafür, dass er keine Zeit fand, Ausflüchte zu machen oder sich eine Ausrede einfallen zu lassen.
»Bei mir nicht, Ehrenwort.«
»Waren Sie gestern im Dienst?«, fragte Phil scharf.
»Gestern nicht, Officer. Hatte keinen Dienst… Einmal die Woche habe ich frei.«
Sollte Holbrocks mit dem anderen Keeper verhandelt haben? Und warum hatte er nicht brühwarm den Zwischenfall einem Kollegen weitererzählt? Sonst konnten sie doch bestimmt auch nie für sich behalten, was an Ereignissen im Betrieb geschah?
»Haben Sie sich jemals mit dem Mann hier unterhalten?«
»Klar.« Er atmete auf. »Fast jedesmal, wenn er reinkam.«
»Über was?«
»Was man so spricht, nicht? Kann ich jetzt nicht mehr genau sagen.«
»Wissen Sie zufällig, wo er wohnte?«
Er dachte angestrengt nach. Sein Kollege an der Kasse schien langsam unruhig zu werden, als er uns zwei im Gespräch mit dem Jüngling vertieft sah. Ich sah zu ihm hin. Er senkte eilig den Kopf und fingerte an seiner Kasse herum.
»Genau natürlich nicht. Aber ich meine, er hat mal so etwas gesagt, als sei er im Ranroad Building untergekommen. Will’s nicht beschwören, Officer.«
»Sonst noch was?«, forschte Phil.
»Nee, wirklich… Ich habe ihn ja kaum gekannt. Und wenn ich gewusst hätte, dass ich mal Schwierigkeiten seinetwegen bekommen würde, nicht ein Wort wäre zwischen uns gefallen, Officer. Das hat man von seiner blöden Gutmütigkeit.«
»Keine großen Töne, Freund.« Ich winkte ab. »Da ist noch ein Punkt, der mir nicht gefällt. Was für ein Foto hatten Sie erwartet, als Mister Decker es über die Platte schob? Los, überlegen Sie nicht lange. Heraus mit der Sprache. Kommen Sie mir nicht mit dem Märchen, Sie wüssten von nichts. Schon als ich meinen Ausweis aus der-Tasche nahm und Sie wussten wer wir sind, da rechneten Sie mit etwas ganz Bestimmtem. Mit was, Mister Brown?«
»Es steht in den Morgenzeitungen«, hauchte Dan Brown kreidebleich. »Wissen Sie denn nichts davon? Ich dachte, Sie kämen deswegen, Officer.«
»Übersetzen Sie das mal in verständliches Amerikanisch«, knurrte Phil ungehalten.
Der junge Mann griff unter die Theke und holte eine Zeitung hervor. Keiner von uns beiden war heute noch zum Zeitunglesen gekommen. Er schob sie mir zu und deutete auf die Titelseite. Phil reckte den Hals.
»G-man alarmiert die Mordkommission. Mord im Millionärstal bei Peertown. Detective-Lieutenant Dempster (45): ›In vierundzwanzig Stunden haben wir den Täter gefasst‹.«
Es folgte ein knallig aufgemachter Zweispalter auf der linken Titelseite, der das Foto des durchlöcherten Wagens umrahmte, vor dem Lieutenant Dempster mit optimistischem Lächeln in die Kamera des Reportes starrte. Ja, verflucht, sie hatten sogar meinen Namen veröffentlicht. Ich würde mit Lieutenant Dempster ein paar sehr ernste Worte wechseln müssen. Dieses Maß an Publicity ging mir entschieden zu weit. Fehlte bloß noch, dass sie auch noch ein Passfoto von mir und Dick auf der ersten Seite veröffentlichten. Mit genauem Signalement…
»Chet Mason«, fauchte Phil verdrossen. »Ständig muss der uns vor den Füßen herumkriechen, Jerry. Teufel, verkehrte der vielleicht auch als Stammgast im ›Paradise‹?«
»Aber sicher, Officer. Kam manchmal sehr häufig, dann wochenlang überhaupt nicht. Aber wenn er auf tauchte, dann warf er das Geld nur so um sich. Musste mächtig Dollar machen, Officer. Manchmal hielt er die ganze Bar frei.«
Phil erkundigte sich bissig.
»Ein ausgesprochener Menschenfreund, wie? Was für einen Job hatte er eigentlich?«
»Keine Ahnung. Er verstand aber eine Masse von Flugzeugen .Vielleicht war er bei einer Fluggesellschaft, nicht? Jedenfalls hatte er die halbe Welt gesehen.«
»War schon jemand von der City Police deswegen hier?«
Der junge Mann schüttelte den Kopf.
»Kannte Chet Mason Allan Brand? Oder gar Eddy Hovell?«
»Kann ich wirklich nicht sagten, Officer. Himmel wer achtet denn schon auf so was? Hab sie jedenfalls nie beisammensitzen gesehen.«
Ich nahm einen Schluck aus meinem Glas. Der Keeper an der Kasse telefonierte gerade. Was er sprach, konnte ich nicht verstehen.
»Rufen Sie mal Ihren Kollegen, Freund.«
Er zog eilig ab, als sei er froh, uns entkommen zu sein. Phil trommelte mit den Fingern auf der Bartheke. Sein Gesicht war verschlossen und finster.
Der zweite Keeper kam misstrauisch näher.
»Sie wollten mich sprechen?«
»Setzen Sie sich« befahl Phil kurz angebunden. »Sie wissen, wer wir sind?«
»Dan hat’s
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