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0111 - Geschäfte mit Menschen

0111 - Geschäfte mit Menschen

Titel: 0111 - Geschäfte mit Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschäfte mit Menschen
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aufgeregt, als wollte ich mich in ein vages Abenteuer stürzen. Überhaupt hält Phil sich viel darauf zugute, mir bei jeder passenden und unpassenden Gelegenheit Ratschläge für den Umgang mit Frauen zu erteilen.
    Ich lachte.
    »Vorläufig fühle ich mich als Junggeselle ganz wohl, Phil. Und wer wird schon einen G-man heiraten?«
    »Eine Frau, die auf deine Witwenpension scharf ist. Was anderes hat sie doch nicht von dir. Aber im Ernst, sie sieht wirklich fabelhaft aus.«
    Der Cadillac fuhr davon. Die Platinblonde hatte mit dem Älteren der beiden Begleiter im offenen Rücksitz Platz genommen.
    Auf dem hölzernen Floß hockte ein barfüßiger Mann mit tagealtem Stoppelkinn, rauchte gelangweilt eine Zigarette und blätterte in einem alten Magazin. Er saß dort wohl zur Bewachung des Wasserflugzeugs. Der-Typ eines arbeitsscheuen Gesellen, wie man sie in allen Häfen trifft, immer bereit, ohne große Überanstrengung einen Dollar zu verdienen.
    Als wir an der Stelle vorbeikamen, blieb ich stehen, lehnte mich ans Geländer und sah hinunter auf das Anlegefloß.
    »Hübscher Vogel. Wem gehört der denn?«
    »Kann Ihnen jedes Kind sagen«, erwiderte der Kerl und nahm die Zigarette aus dem Mund. Er musste den Kopf ins Genick legen, um zu uns aufsehen zu können. »Wenn Sie denken, Sie könnten ’nen Rundflug damit starten, dann liegen Sie schief, Mister. Versuchen Sie es oben am Leuchtturm. Alle halbe Stunde… Kostet fünf Dollar.«
    »Ich dachte, es wäre hier.«
    »Falsch gedacht. Gehen Sie bis zum Leuchtturm rauf. Können sich gar nicht verlaufen. Die hier gehört Mister Bannister. Dem Millionär Bannister.«
    Ich warf ihm eine Schachtel Zigaretten hinab. Er schob sie ohne Dank in die Hosentasche, als stünde ihm eine Bezahlung zu. Gleich darauf vertiefte er sich wieder mit ernstem Gesicht in sein Magazin.
    Wir gingen weiter, und ich meinte:
    »Der ältere Mann wird demnach ihr Vater gewesen sein.«
    »Dein Interesse für Millionäre ist neuerdings erschreckend, Jerry«, grollte Phil mit einem prüfenden Seitenblick. »Hast du eine Idee?«
    »Ich überlegte, ob meine Ersparnisse für einen schlichten Rolls Royce langen.«
    »Selbst mit deinem Jaguar kannst du nicht ernsthaft mit Flugzeugen und einem halben Dutzend Luxuswagen in Konkurrenz treten. Da steckt doch etwas anderes dahinter?«
    »Nur verständliche Neugierde, Phil. Ich möchte wissen, wie so eine Frau ausgerechnet an einen Kerl kommen muss, der sich stinkbesoffen in den vornehmsten Club von Los Angeles fahren lässt.«
    Phil schüttelte verständnislos den Kopf.
    »Wo die Lieben eben so hinfällt.«
    »Es war keine Spur von Liebe zwischen den beiden. Es war reiner Hass bei ihr, Phil.«
    »Hass ist nur eine andere Form der Liebe. Das solltest du eigentlich inzwischen gemerkt haben. Hör mal, mir scheint, dir bekommt das Klima in Los Angeles nicht. Da ist die Paloma Street, Jerry. Soll auf der rechten Seite sein, der Laden.«
    Im rechten Winkel des breiten, palmenumsäumten Riverside führte die Straße in die Häuserschluchten hinein. Schon von weitem sahen wir das Gleißen der grellen Neonreklame.
    »Hawaii Paradise« - Amerikas bekannteste Hafenbar.
    Zu beiden Seiten des gläsernen Eingangs waren Schaukästen befestigt. Zahlreiche Fotos hingen an schwarzen Nadeln aufgespießt. Rist alle waren mit dünnen, bunten Kordeln verziert.
    Ich rechnete damit, das Lokal geschlossen zu finden. Es war etwas nach elf. Der Hauptbetrieb würde erst in der späten Nacht einsetzen.
    Im Vorraum war kein Mensch zu sehen. Die Garderobe war durch einen rot samtenen Vorhang verschlossen. Irgendwo brummte ein Staubsauger. Phil drückte die Schwingtür zum Lokal auf. Ich ging dicht hinter ihm her.
    An der langen Bartheke saßen sechs, sieben Gäste. Ein paar Tische waren wieder Erwarten belegt, und jetzt warf auch jemand einen Nickel in die Musikbox. Durch das milchige Oberlicht über der kreisrunden-Tanzfläche fiel Sonne in den winkligen Saal. Staub flirrte, eine Putzfrau scheuerte das Musikpodium und stieß dröhnend gegen die Pauke der Schießbude. Das ganze Paradise machte einen reichlich bescheidenen Eindruck, aber vermutlich lag das nur am Tageslicht.
    Hinter der acht Meter langen Theke bedienten jetzt zwei Mann. Einer stand an der Kasse und führte ein Gespräch mit drei Gästen, der zweite polierte mit Ausdauer und Sachkenntnis ein Whiskyglas. Sie sahen nur kurz zu uns her, ohne sich in ihrer Tätigkeit stören zu lassen.
    »Alles Stammgäste?«, meinte Phil fragend.

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