0111 - Geschäfte mit Menschen
Nickel springen lassen«, meinte der Detective. »Ein verkorkster Fall.«
Wir schoben uns in Dempsters Office. Er sah bloß kurz hinter seinem überladenen Schreibtisch auf, nickte einen Gruß und wandte sich erneut dem Mann zu, der vor seinem Tisch in einem breiten, steifen Armstuhl saß. Phil ging hinüber zum Fenster. Ich lehnte mich gegen den Wasserautomaten. Es war der Parkwächter des ›Pelican Club‹. Er trug jetzt einen knapp sitzenden hellgrauen Anzug von der Stange, auffallende Halbschuhe und ein himbeerrotes Seidenhemd. Den leichten Strohhut hielt er auf den Knien.
»Mason verließ also allein den Parkplatz und fuhr in Richtung Stadt davon. Schön… Das wissen wir ohnedies. Wer befand ich zur Zeit seiner Abfahrt sonst noch auf dem Platz?«
»Niemand. Lieutenant. Nur ich.«
»Der ›Pelican Club‹ war ziemlich besetzt«, knurrte Dempster ungläubig. »Es standen um Mitternacht an die hundert Fahrzeuge auf dem Parkplatz. Sollte ausgerechnet zu der Zeit, da Mason sich nach Los Angeles aufmachte, kein anderer Gast den Club verlassen haben? Haben Sie gesehen, dass in einem der parkenden Wagen Personen saßen?«
»Da sitzen immer welche im Dunkeln, Lieutenant«, erwiderte der Mann grinsend. »Liebespärchen…«
»Es könnte stimmen« warf ich ein, zu Dempster gewandt. »Die ganze Zeit über, die ich auf das Eintreffen der Staatspolizeistreife wartete, kam kein Wagen die Straße entlang. Bis auf die Frau, die ich anhielt.«
»Es ist zum Verzweifeln«, grollte der Lieutenant und griff zum Pappbecher mit Eiswasser. »Wir sind nicht einen winzigen Schritt vorangekommen. Mason fuhr einen Leihwagen und hat ihn gegen Kautionsgestellung gemietet. Wir wissen nicht einmal, wo er wohnte.«
»Kann ich nun gehen Lieutenant?«, fragte der Parkwächter unruhig. »Oh, Sie gehören auch dazu?«. Plötzlich hatte er mich wieder erkannt.
»Unterschreiben Sie im Nebenzimmer das Protokoll. Wenn wir Sie nochmals benötigen, melden wir uns schon.«
Er nahm seinen Strohhut und verdrückte sich. Mit einem ängstlichen, unruhigen Blick zu mir und Phil. Dempster schnaubte wie ein Walross, wischte ein paar Papiere vom-Tisch und deutete auf die Stühle.
»Setzen Sie sich, Mister Cotton. Ich nehme an, dass ist Ihr Kollege Decker, ja? Schön, Sie kommen wegen der Unterschrift, eh? Ein hübsches Ei haben Sie uns da ins Nest gelegt. Ein Mann wird erschossen, von dem nichts bekannt ist, als dass er gelegentlich im ›Pelican Club‹ verkehrte. Wir haben ihn nicht in unserer Sammlung. Wir wissen nicht, wovon er lebte, welchen Umgang er hatte und wo er in Los Angeles untergekrochen war.«
»Er war Pilot«, erinnerte ich.
Dempster wiegte bekümmert den Schädel. Mit einem einzigen Griff langte er nach einem eng beschriebenen Bogen und hielt ihn uns vor die Augen.
»Daran haben wir selbstverständlich gedacht, Mister Cotton. Hier sind siebzehn Fluglinien, die alle Los Angeles anfliegen. Amerikanische und ausländische… Unsere Leute haben die Büros abgeklappert. Der Erfolg war gleich null. Niemand hat auch nur den Namen Mason dort gehört. Geschweige denn, dass Chet Mason vielleicht beim fliegenden Personal beschäftigt war. Ja, wir sind noch weitergegangen, wir haben die Piloten befragt. Die kennen ja so ziemlich alle Kollegen der gleichen Sparte. Auch nichts… Ich habe eine Anfrage an das Luftwaffenkommando nach Washington gerichtet. Möglich, dass Mason im letzten Krieg bei der Air Force war. Die Antwort steht noch aus.«
»Er verkehrte im ›Hawaii Paradise‹ in der Paloma Street.«
»Verdammt, dann wissen Sie schon mehr als wir«, grollte Terry Dempster ungehalten. »Ich dachte, der Fall ginge Sie nichts an? Hat das FBI sich jetzt eingeschaltet?«
»Zufall, dass wir davon erfuhren .Vielleicht sehen Sie sich dort mal um. Haben Sie Fletcher verhört?«
»Aber ja. Angeblich kennt er Mason gar nicht. Schwierig, ihm das Gegenteil zu beweisen. Wir wissen nur, dass Chet Mason um Mitternacht den ›Pelican Club‹ ohne Begleitung verließ, seinen Leihwagen nahm und sich auf den Rückweg nach Los Angeles machte. Kurz darauf fanden Sie ihn mit einer Maschinenpistolengarbe in der Brust leblos über dem Steuer hängen.«
»Fletcher ist auch der Boss im ›Hawaii Paradise‹, Lieutenant.«
»Und? Was sagt das schon? Ich kenne eine Menge Leute, die gleichzeitig mehrere Hüte auf dem Kopf tragen.«
»Ich glaube, wir sollten uns ein wenig für Chet Mason interessieren, Lieutenant«, sagte ich vorsichtig. »Halt, einen Moment…
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