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0111 - Geschäfte mit Menschen

0111 - Geschäfte mit Menschen

Titel: 0111 - Geschäfte mit Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschäfte mit Menschen
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»Offiziell ist doch wohl noch geschlossen.«
    »Miltons Leute haben hoffentlich nur gefragt, ob hier jemand unseren Mann gesehen hat, was?«
    »Genau. Nicht ein Wort mehr. Ich habe mit Holbrocks gesprochen, der den Stall hier vorgenommen hat. Das geht in Ordnung, Jerry. Wir brauchen uns keine Sorgen zu machen.«
    »Okay, starten wir also… He, Jonny: Zwei Kurze für uns.«
    Der sommersprossige Mann mit kurz geschnittener Bürstenfrisur kam heran. Ohne die Augen von uns zu lassen, griff er hinter sich ins Regal und stellte eine Flaschen auf die Theke.
    »Wir öffnen um vier nachmittags, Mister.«
    »Meinetwegen, wir haben Zeit.«
    »Die Schanklizenz läuft auch erst ab vier«, meinte der Mann unsicher. »Ich darf Ihnen eigentlich nichts verkaufen.«
    »Und die da?«, deutete Phil auf die übrigen Gäste.
    »Das ist die Kapelle. Die üben vormittags.«
    »Wir auch«, meinte Phil gelassen. »Augenblicklich sind wir beide mitten im Training. Freund. Los, gieß schon ein.«
    »Mich hat schon mal einer reingelegt«, zögerte der Bursche. »Wenn es nochmal passiert, schmeißt der Boss mich raus. Wer sagt mir, dass Sie nicht von der Lokalüberwachung sind?«
    Ich nahm die kleine Lederhülle mit dem Ausweis, schob von oben den Zeigefinger zwischen die Klappe und hielt es dem jungen Mann unauffällig unter die Nase.
    »FBI… Halten Sie aber den Mund. Ihr Whiskyumsatz interessiert uns einen Dreck, verstanden?«
    Die drei Buchstaben zeigten auch hier ihre übliche Wirkung. Mit zitternder Hand langte der Jüngling zur Flasche und goss die Hälfte neben die Gläser. Schade um den anständigen Tropfen… Er war ziemlich blass geworden.
    »Kann ich was für Sie tim?«, murmelte er schwach.
    »Setzen Sie sich hin«, befahl ich. »Wir unterhalten uns bloß ein bisschen, klar? Kippen Sie sich auch einen ein, Freund. Und schielen Sie nicht immer zu Ihrem Kollegen hinüber. Der hilft Ihnen auch nicht.«
    »Ich weiß gar nicht, was Sie von mir wollen?«, sagte er unruhig. »Wollen wir vielleicht was von Ihnen?«, fragte Phil erstaunt.
    Der Bursche war kein Kirchenlicht, das sah man ihm an. Besser, wir kauften ihm gleich die Courage ab, ehe er sich fing und frech wurde. Allan Brand war Gast im ›Hawaii Paradise‹ gewesen, so mussten wir ihn überrumpeln. Ihn, oder irgendjemand anderes, der Brand gekannt hatte.
    Phil holte ein Lichtbild aus der Brieftasche. Er legte es so vor sich auf die Theke, dass die übrigen Gäste am anderen Ende unmöglich sehen konnten, was es war. Eddy Hovell war uns nur dem Namen nach bekannt. Die Beschreibung, die wir besaßen, war ungenau und widerspruchsvoll. Wir konnten nur mit Allan Brand aufwarten, und auch dessen Konterfei war nicht das eines Hollywoodschauspielers. Das kann man von dem Foto eines Toten schlecht erwarten.
    Phil und ich sähen dem jungen Mann scharf ins Gesicht. Keiner sprach ein Wort. Zögernd streckte er die rechte Hand aus, als wollte er das Bild an sich nehmen, zuckte zurück und gab einen gepressten Laut von sich.
    »Kennen Sie ihn?«
    »War häufig hier, Officer. So acht-, zehnmal, glaube ich. Und kurz hintereinander. Sonst würde ich mich wahrscheinlich gar nicht mehr an ihn erinnern können. Hier verkehren unzählige Männer, die Stammgast sind, wissen Sie?«
    »Wissen Sie auch, wie er hieß?«
    Er schüttelte den Kopf. Nein, den Namen wusste er nicht. Phil beschrieb Eddy Hovell, so gut es ging. Ja, auch der sei ein paarmal in seiner Begleitung gewesen.
    »Hatten Sie den Eindruck, die beiden stammten aus Los Angeles?«
    »Bei dem da nicht…« Der junge Mann deutete auf das Foto. »Aus dem Osten, würde ich sagen, Officer. Hört man am Dialekt.«
    »Mit wem kam er sonst in die Bar?«
    »Kann ich nicht sagen. Sie wissen ja, wie das ist, wenn hier Betrieb herrscht. An der Bar redet jeder mit jedem. Da weiß man nie, wer mit wem gekommen ist. Nein, ich glaube, er kam sonst allein. Gab jedesmal einen Vierteldollar Trinkgeld.«
    »Warum sind Sie denn so zusammengefahren, als mein Kollege das Foto auf die Theke schob?«, fragte Phil.
    »Ich…?«, rief der Bursche erschrocken.
    »Wie heißen Sie, Freund?«, setzte Phil hinterher.
    »Dan Brown, Officer.«
    Ich war an der Reihe.
    »Wie lange arbeiten Sie hier schon?«
    »Acht Monate sind’s jetzt her. Aber warum…«
    Phil hob ab wehrend die Hand.
    »Hat in den letzten vierundzwanzig Stunden schon mal jemand nach dem Mann da gefragt?«
    Wir nahmen ihn regelrecht ins Kreuzverhör. Schlag auf Schlag folgten die Fragen, und wir sorgten

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