0111 - Geschäfte mit Menschen
»Wenn Mason wirklich mit der Gang zu tun hatte, dann gehörte er zu den Männern, die illegale Einwanderer in die Staaten einschleusten. Soll sich aber das Fluggeschäft wirklich lohnen, müssen sie wenigstens viersitzige Maschinen verwenden. Wenn nicht noch größere.«
»Überprüfen Sie auch die Firmenflugzeuge«, riet Phil.
»Wird sofort veranlasst. Vierundzwanzig Stunden werden wir jedoch benötigen. Das Dumme ist, dass es bisher keine Stelle gibt, die Privatpiloten registriert. Hat einer erst mal seinen Schein in der Tasche, kann er überall einen Pilotenjob annehmen. Na, wir werden ja sehen.«
Milton wischte ich das Gesicht und nickte uns zu, als wir gemeinsam das Office verließen.
Der Aufmarsch ging planmäßig vonstatten. Alle fünf Minuten verließ ein Fahrzeug den Hof des FBI-Hauptquartiers und verschwand unauffällig im nachmittäglichen-Verkehrsgewühl. Wenn wir Glück hatten, würden wir von Miltons Leuten keinen sehen. Ihre Anweisungen lauteten, uns eine Viertelstunde im Ranroad Building Zeit zu lassen. Dann erst sollten sie das Hochhaus durchsuchen. In fünfzehn Minuten mussten wir es geschafft haben. Reichlich Zeit, um herauszubekommen, ob Allan Brand tatsächhch dort gewohnt hatte, als er noch in Los Angeles war.
Diesmal übernahm ich das Steuer des grünen Fairlaine. Milton hatte uns zwar einen schwarzen Dienstwagen aufhängen wollen, aber wir entschlossen uns doch nach reiflichem Überlegen, dem Leihwagen treu zu bleiben. Allein die mauseschwanzähnliche Funkantenne am Heck der Bereitschaftswagen konnte uns auf weite Sicht verraten.
Als wir am Central Stadion vorbeikamen, stellten wir unsere Uhren nach Bahnhofszeit. Die Ronson Street war für einen Fremden schwierig zu finden. Ich musste höllisch auf passen, um im Verkehr nicht die richtigen Abbiegungen zu überfahren. Langsam wurde die Gegend schlechter. Schmutzige Hausfassaden türmten sich zu beiden Seiten der Straße in den stahlblauen Sommerhimmel. Allerlei Unrat lag im Rinnstein, verwahrloste Kinder spielten auf der Fahrbahn, und vor den kleinen Kneipen lungerten zwielichtige Gestalten herum.
»Auf der rechten Seite«, erinnerte Phil. »Halt dort drüben am Feuerhydranten Wir gehen besser zu Fuß, Jerry.«
»Der erste Cop verpasst uns eine Anzeige« , grinste ich. »Ausgerechnet an einem Hydranten parken. Darauf sind sie verdammt scharf, Phil.«
»Die sollen froh sein, wenn der ganze Dreck hier eines Tages in Flammen auf geht.«
Ich fand eine Lücke zwischen einem Müllwagen, dessen Besatzung zu einem Kaffee in den Quick-Lunch hinübergegangen war, und einem Handkarren, auf dem gesalzenes Popcorn in durchsichtigen Tüten feilgeboten wurde. Ich schloss den Wagen ab.
Der Ranroad Building war von außen betrachtet eine Enttäuschung. Kein ordentlicher Wolkenkratzer, eher ein zu hoch geratenes Wohnhaus, sechzehn Etagen genau, mit einer Front, die verschnörkelten Zierat auf wies, als hätten die Erbauer um die Jahrhundertwende einen indischen Palast daraus machen wollen. Rauch und fettiger Großstadtdunst hatten einen echten grauen Überzug über die Steinquadern gebreitet.
Wir sahen uns vorsichtig um. Zwanzig Meter vom Hauptportal des Gebäudes entfernt lehnte G-man Fleisher gegen einen bunt bekleisterten Zeitschriftenkiosk und studierte die »Time«. Er sah nicht einmal auf, als wir dicht an ihm vorbeikamen.
Zwei breite Doppeltüren aus fleckigem Glas bildeten den Zugang zur Eingangshalle. Ein paar vertrocknete Palmen standen in riesigen Holzkübeln an den Stützsäulen aus grün gestrichenem Gusseisen. Drei Eahrstühle im Hintergrund gaben der Sache einen leichten Anstrich von fortschrittlichemWohnkomfort. Links an der Wand war eine ungeheure-Tafel angebracht, auf die man mit ausgestanzten Buchstaben sämtliche Bewohner des Hauses verewigt hatte. Wir studierten sie aufmerksam. Alle sechzehn Stockwerke. Jede Etage wies etwa zehn Apartments auf. Bei einigen waren zwei oder gar drei Wohnungen zusammengelegt, und dann stand der Name einer Firma auf dem Schild verzeichnet. Ein paar Rechtsanwälte, zwei Ärzte und ein Graphologe, der für einen Dollar Honorar ausführliche Charakterbeurteilungen anfertigte. Auf Wunsch konnte man gleich darauf warten.
»Gibt es hier so was wie einen Verwalter?«
»Keine Ahnung«, sagte Phil achselzuckend. »Ja, links um die Gangecke herum. Da steht der Pfeil.«
Ich klopfte gegen die Tür. »Building Office« , stand in schiefen Ölfarbbuchstaben auf das Milchglas gemalt. Phil drückte die Klinke
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