0111 - Geschäfte mit Menschen
Hovell?«
»Hovell? Wer ist das?« Er war ehrlich verwundert. Nein, Hovell kannte er nicht.
Phil versuchte, ihn vage zu beschreiben. Entweder aber stimmte die Beschreibung nicht in allen wesentlichen Eigenarten mit Hovell, wie der Verwalter ihn kannte, überein, oder er hatte ihn wirklich niemals zu Gesicht bekommen.
»Wie sieht der andere sonst aus? Größe, Alter, Merkmale und Job?«
Er beschrieb ihn uns, doch keiner konnte sich etwas Rechtes darunter vorstellen. Allem Anschein nach handelte es sich nicht um Eddy Hovell. Das wäre ein Reinfall für uns.
»Erzählen Sie, was in Brands Wohnung so vor sich geht. Welchen Eindruck Sie davon haben. Hat er viele Freunde?«
»Massig. Immer waren welche bei ihm. Falls Mister Brand nicht gerade für eine Weile auf Reisen war. Das kam häufiger vor, Officer.«
»Und wohin?«, fragte Phil.
»Weiß ich nicht. Ich habe ihn nie danach gefragt. Sie kommen und gehen ja wie die Bienen, Officer.«
Er grinste breit und selbstgefällig, als wollte er sich Anerkennung für seine hervorragende Beobachtungsgabe zollen.
»Sie bleiben hier, klar?Versuchen Sie nicht zu Brand hinaufzutelefonieren.«
»Gemacht.Verlassen Sie sich auf mich. Aber was liegt denn überhaupt gegen Mister Brand vor?«
Phil tippte ihm seinen ausgestreckten Zeigefinger gegen die Brust.
»Hat zu viel Steuern gezahlt. Jetzt wollen wir ihm den Überschuss zurückbringen, verstehen Sie?«
»Haha…« Gluckernd begann er zu lachen, und er lachte noch, als ich hinter uns die Tür ins Schoss zog. Fünf Minuten hatten wir verloren. Wenn wir uns nicht beeilten, würden Miltons Leute das Gebäude besetzen.
Der mittlere Fahrstuhl war frei. Wir zogen die Tür hastig zu, als eine Gruppe Besucher auf den Lift zustrebte, ließen sie wütend gegen die Glasscheibe donnern und betätigten dein Etagenwähler. Mit erheblicher Geschwindigkeit begannen wir zu steigen.
»Muss eine Weile in Los Angeles gewohnt haben«, meinte Phil überlegend. »Wer, zum Teufel, ist der andere Kerl?«
»Wir werden sehen. Ein verdammter Fuchsbau, Phil. Drei Treppenhäuser und unzählige Gänge in jeder Etage. Gerade das Richtige für Männer wie Allan Brand und Hovell. He, da sind wir ja schon.«
Der Flur war schlecht beleuchtet. Es roch schal nach verbrauchter Luft und nach aufgewärmtem Essen. Der Läufer wies unzählige Löcher auf, war abgetreten und verschmutzt. Zwei Männer kamen uns entgegen, warfen uns einen schnellen Blick zu und fuhren mit dem gleichen Lift in die Tiefe.
Apartment vier lag am hinteren Ende, des rechts abzweigenden Ganges. Neben der Klingel war eine schmale Visitenkarte angeheftet. Ich beugte mich vor und versuchte die kleine Druckschrift zu lesen.
»G. Rollins, Generalmanager of the Mexican Fruit Company, Trujillo and Martinez, Mexico City.«
»Was soll denn das?«, knurrte Phil unruhig. »sind wir falsch, Jerry?«
»Nummer vier«, deutete ich auf die Messingzahl oberhalb des Türrahmens. »Klingel mal.«
Wir hörten nichts. Hatten sie die Klingel abgestellt? Auch nach einem Blick durchs Schlüsselloch waren wir nicht klüger.
»Moment mal…«, sagte Phil und nahm einen kleinen Spezialschlüssel aus der Tasche. Zehn Sekunden lang widerstand ihm das Schloss. Dann fasste der Bart.
Die Apartmentstür schwang lautlos nach innen auf.
Ich nahm die Smith & Wesson aus dem Schulterhalfter, drückte mich seitwärts in den Flur und wartete, bis Phil nachgekommen war. Der Vorraum war schlecht beleuchtet. Durch eine angelehnte Zimmertür fiel ein wenig Tageslicht in die Diele. Außer einem schäbigen Teppich und der billigen Garderobe war nichts zu besichtigen. Zwei Mäntel hingen an den Haken, ein hellbrauner Hut…
Phil hielt nun ebenfalls seine Waffe in der Faust. Er deutete mit dem Kinn auf die angelehnte Tür. Lautlos schlichen wir näher. Ich trat sie mit einem kräftigen Stoß völlig auf.
Vermutlich der Wohnraum. Zwei Schränke standen auf der einen Seite, eine Sitzecke aus Couch und drei Sessel zierte die andere Wand, es gab eine fahrbare Hausbar, ein Fernsehgerät, das merkwürdigerweise eingeschaltet war. Nur den Ton hatte man soweit zurückgedreht, dass nichts zu hören war.
Auf dem Rauchtisch standen mehrere übervolle Aschenbecher. Zwei geleerte Brandyflaschen bildeten im Verein mit niedrigen Schnapsgläsern ein trostloses Stilleben. Die Hälfte der Zigarettenasche war auf dem Boden verstreut, halb gerauchte Zigaretten, abgebrannte Streichhölzer und einige alte Tageszeitungen. Die Fenster waren dicht
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