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0111 - Geschäfte mit Menschen

0111 - Geschäfte mit Menschen

Titel: 0111 - Geschäfte mit Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschäfte mit Menschen
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Toten in den Ambulanzwagen. In irrsinnigem Tempo rasten sie vor mir her die gewundenen Serpentinen hinab. Als käme es jetzt noch darauf an…
    ***
    Ryan Milton empfing Phil Decker und mich am nächsten Vormittag mit einem verdrossenen Gesicht, dem man anmerkte, das eine Menge Ärger in den letzten Stunden zu verdauen gewesen war. Als Districtschef des Federal Bureau of Investigation in Los Angeles hatte Milton keinen leichten Stand. Viele Fälle spielten bis in die obersten Kreise international bekannter Persönlichkeiten hinauf, und ich konnte mir denken, dass man von allen Seiten versuchte, Ryan Milton in die Parade zu fahren. Mit Hilfe »erstklassiger« Verbindungen, durch Protektion und die ganze üble Vetternwirtschaft, die sich rings um Los Angeles und Hollywood breit gemacht hatte.
    Er warf Mitte der Fünfzig, verhältnismäßig klein, dabei untersetzt und mit schütterem Grauhaar geziert. Den Rock hatte Milton hinter sich über der Stuhllehne hängen. Die Ärmel seines hellgelben Seidenhemdes waren aufgerollt. An der Zimmerdecke quirlte ein riesenhafter Ventilator. Ryan Milton saß genau im Schnittpunkt der beiden Luftströme, aber dennoch lief ihm der Schweiß in Sturzbächen über die Stirn. Fahrig betupfte er sein Gesicht mit einem feuchten Tuch.
    »Gut, dass Sie kommen«, rief er schnaufend. »Ich wollte gerade Ihr Hotel anrufen lassen. Ordentlich untergekommen?«
    Phil legte die Aktentasche vor sich auf die Schreibtischkante.
    »Ganz nett, Mister Milton. Ein unterhaltsames Städtchen, dieses Los Angeles.«
    »Ich wollte, ich könnte meine Koffer packen«, grollte Ryan Milton. »Washington…« Eine Sekunde starrte er träumerisch vor sich hin. Dann gab er sich innerlich einen Ruck und fuhr sich erneut mit dem Lappen über Stirn und Mund. »Hab schon die Zeitungen gelesen. Kaum im Land, beginnen die Schwierigkeiten für Sie, was?«
    Das galt mir. Milton schien nicht sehr entzückt, meinen Namen in der Morgenpresse zu lesen. Aber was kann man schon gegen die Reporter ausrichten? Lieutenant Dempster würde sie haarklein unterrichtet haben, das stand fest. Wenn er schon um den Ruhm gebracht worden war, als Erster die Leiche zu finden, dann konnte er sich bei den Zeitungsboys nur durch einen ausführlichen Lagebericht revanchieren. Um seine eigene Arbeit anständig herausstreichen zu können.
    »Ein dummer Zufall«, versuchte ich abzuschwächen. »Der City Police wird es natürlich in die Nase stechen, dass ausgerechnet ein G-man neben dem Toten stand, aber kann ich’s vielleicht ändern?«
    »Nicht einen einzigen Abend darf man ihn allein loslassen«, meinte Phil todernst. »Er sollte einen Whisky trinken im ›Pelican Club‹, Mister Milton.«
    »Lassen wir das.« Ryan Milton winkte hastig ab. »Der Fall geht uns nichts an. Ich habe hier irgendwo…« Schon begann er wieder zwischen den Aktenstapeln zu wühlen. »Wo ist denn bloß, zum Teufel? Ah, hier…« Mit stillem Triumph reichte er mir das Blatt.
    »Schnelle Arbeit«, sagte ich höflich. »Die Kollegen in Los Angeles sind auf Draht.«
    »Ich weiß nicht, weswegen Sie zufrieden sind, Mister Cotton. Im Grunde genommen haben wir gar nichts erreicht. Zwei Adressen, das ist alles.«
    »Hier hat Brand demnach öfters verkehrt?«
    »Die üblichen Hafenkneipen«, versicherte Ryan Milton. »Es können ebensogut weitere zwei Dutzend sein. Zu dumm, dass Sie ihn nicht mehr lebend antrafen. Wahrscheinlich kämen wir dann schneller ans Ziel.«
    Phil holte unsere Unterlagen aus der Mappe. Aufmerksam blätterte er sie durch, als habe er sie vorher noch nie gelesen. Wir kannten den Fall in- und auswendig. Falls man überhaupt von einem regelrechten Fall sprechen wollte.
    »Es muss eine Lücke an der mexikanischen Grenze geben, Mister Milton. Ein Einzelner könnte vielleicht unbemerkt in die Staaten hereinkommen, aber in solchen Mengen niemals. Die illegale Einwanderung ist organisiert. In Pasadena waren es zwei Chinesen, die ohne gültige Papiere aufgegriffen wurden. Aus ihnen ist nicht ein vernünftiges Wort herauszubekommen. Bisher haben sie trotz aller Verhöre geschwiegen. In San Francisco nahm eine Streife einen vierundzwanzigjährigen Ungarn fest, der angab, von drei Unbekannten gegen Entrichtung einer Summe von fünfhundert Dollar irgendwo im Süden mit einem Motorboot amerikanischen Boden betreten zu haben. Da seine geographischen Kenntnisse mehr als bescheiden sind, ist mit solcher Lageangabe natürlich nichts anzufangen. Er wurde von vier anderen

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