Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0111 - Geschäfte mit Menschen

0111 - Geschäfte mit Menschen

Titel: 0111 - Geschäfte mit Menschen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Geschäfte mit Menschen
Vom Netzwerk:
zu untersuchen.
    Der einzige Schönheitsfehler war Lieutenant Dempters schwarzer Chevrolet. Mit heulender Sirene und aufgeblendeten Scheinwerfern kam er in Höllenfahrt die Serpentinen heraufgejagt. Fünf Männer sprangen aus dem Wagen. Dicht hinter ihnen folgte ein zweites Fahrzeug mit den Sachverständigen.
    Dempster zählte zu den untersetzten, kräftigen Erfolgsmenschen, denen Schwierigkeiten nur ein Ansporn mehr sind, sich durchzusetzen. Er mochte fünfundvierzig sein, wulstige Lippen gaben ihm ein leicht brutales Aussehen, und die buschigen Brauen trugen auch nicht gerade dazu bei, ihn mit einem Heilsarmeesänger zu verwechseln.
    »Wer hat ihn gefunden?«, bellte er mit rostigem Bariton, als der Streifenführer Meldung erstattete. Er sah zu mir hin. »Sie…?«
    »Ich bin Cotton.Vom FBI«, stellte ich mich vor. »Kam zufällig hier vorüber.«
    Er verkniff das Gesicht und grinste. Wortlos reichte er mir meinen Ausweis zurück. Mit schweren Schritten stakte er die paar Meter die Schneise hinab. Sein Wagen folgte, drehte um und ließ die Scheinwerfer aufflammen.
    Der Elektroblitz des Fotografen zuckte auf. Zwei Detectives maßen die Spuren aus, zogen das leinene Messband über die Schneise, dass ich wie ein Storch im Salat darüber hinwegstaken musste.
    »Tommy Gun«, knurrte Lieutenant Dempster nickend. »Saubere Arbeit, was? Zufällig wissen Sie wohl nicht, wer das besorgt hat, Mister Cotton? Würde uns manche Scherereien ersparen.«
    »Zufällig nicht.«
    »Obwohl Sie ganz zufällig vorbeikamen? Merkwürdig, eh…?«
    »Herrjeh, ihr Burschen glaubt immer, wir vom FBI seien direkt moralisch verpflichtet, überall über Leichen zu stolpern. Hören Sie zu, Lieutenant; ich war im ›Pelican Club‹ und habe für neun Dollar Privatspesen gemacht. Dafür lernte ich eine Riesenschlange kennen, einen Besoffenen mit platinblonder Millionärstochter, den Clubmanager und einen Lebensmüden, das ist alles.«
    »Für das Privatvergnügen eines G-man gerade ausreichend«, meinte Lieutenant Dempster grinsend. »Haben Sie den Mann hier gesprochen?«
    »Was man an Bars halt so redet. Aber er wusste, dass sie ihn umlegen würden. Verdammt, ja, ich habe nicht weiter auf seine Redereien geachtet. Nahm an, es sei in der Whiskylaune geschehen. Wenn man hinter jeden herrennen wollte, der glaubt, er würde den neuen Tag nicht erleben, was meinen Sie, hätten wir dann noch zu tun?«
    »Schon gut. Ich hab Ihnen ja keinen Vorwurf machen wollen, Mister Cotton«, lenkte Dempster beschwichtigend ein. »Aber Sie werden wohl einsehen, dass ich mich frage, ob ein G-man und eine Leiche nicht irgendwelche gemeinsamen Berührungspunkte haben.«
    »Sicher. Den Whisky, Lieutenant. Aber sonst nichts… Der Fall geht mich nichts an. Das ist Ihr Job. Hier sind die Patronen aus der Mordwaffe. Haben Sie was dagegen, wenn ich mich nun in die Falle lege? Das Protokoll kann ich ja morgen Vormittag in Ihrem Office unterzeichnen. Ich wohne im ›Central‹ am Sunset Boulevard. Wenn Sie mich anrufen, fragen Sie nach Phil Decker, falls ich nicht im Hause sein sollte.«
    »Ein Kollege, was?«
    »Stimmt. Und noch einen Tipp für Sie, Lieutenant. Fühlen sie Dick Fletcher vom ›Pelican Club‹ vorsichtig auf den Zahn. Der Tote muss ihn gekannt haben. Oder zumindest wusste er von Dingen, die Fletcher in ungünstiges Licht setzen konnten. Wörtlich hat er zu mir gesagt: ›Fletcher ist ein Schwein‹.«
    »Ein piekfeiner Club«, gab Lieutenant Dempster zu bedenken. »Alles erstklassiger Geldadel, Mister Cotton. Selbst der Polizeipräsident von Los Angeles verkehrt dort gelegentlich.«
    »Na und…?«
    »Hol Sie der Teufel. Ich werde mich doch nicht beim Präsidenten in die Nesseln setzen…«
    »Wo Sie sich hinsetzen, ist mir ziemlich schnuppe, Lieutenant. Ich seh schon, wie der Hase hier läuft. Sie wollen vorwärtskommen und befördert werden, stimmt’s? Die üblichen kommunalpolitischen Intrigen… Das hängt mir langsam zum Hals heraus.«
    »Sie haben gut lachen, Mister Cotton. Einem G-man kann keineran den Karren fahren. Aber unsereins…? Kennen Sie vielleicht den Betrieb bei der City Police?«
    »Bis hier oben hin. Na, sehen Sie zu, wie Sie zurechtkommen. Ich haue ab.«
    Er sah mir nach, mit eingefallenen Schultern, eine frische Zigarette zwischen den dicken Lippen, ohne sie anzuzünden. Wenn er es auch nicht laut werden ließ, so wusste ich doch, dass er mich mit den saftigsten Flüchen zur Hölle wünschte.
    Die beiden Träger schoben die Bahre mit dem

Weitere Kostenlose Bücher