Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0111 - Lockruf aus dem Jenseits

0111 - Lockruf aus dem Jenseits

Titel: 0111 - Lockruf aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
Vom Netzwerk:
funkensprühenden Gräser über der Ebene lag.
    »Ich halte das nicht mehr lange aus…«, stieß Nicole hervor. »Tut doch etwas…«
    »Ganz ruhig bleiben«, murmelte Zamorra. »Solange das Vieh nicht angreift, lassen wir es in Ruhe. Bin gespannt, was unser Dämon dann tut…«
    Da richtete sich die Spinne ruckartig auf, der massige Kopf schwang herum und wies in die Richtung der Menschen. Jetzt erst hatte Zamorra Gelegenheit, ihn in seiner vollen Häßlichkeit zu bewundern. Die gefährlich aussehenden Beißzangen öffneten sich. Die langen, behaarten Beine mit den Widerhaken federten.
    »Sie greift an«, warnte Peter. Er zog sein schmales Fahrtenmesser aus dem Futteral. Zamorra wunderte sich nicht, wieso der Student das Instrument bei sich führte, er nahm es einfach als gegeben hin.
    »Willst du mit dem Ding auf die Spinne los?« fragte Birgit erschrocken.
    »Abwarten«, murmelte Peter. Er ließ die Spinne nicht mehr aus den Augen.
    Da schnellte sich das Rieseninsekt vorwärts, jagte mit einem wilden Sprung scheinbar schwerelos durch die Luft, direkt auf Franz Wrantisek zu. Der Student schrie auf. Er versuchte, sich zur Seite zu werfen, um dem heranrasenden Insekt auszuweichen. Nicole stieß einen gellenden Schrei aus. Der Student konnte der Spinne nicht mehr ausweichen. Sie prallte dumpf auf ihn. Ein peitschender Knall ertönte, Sekunden später ein langgezogener Schrei.
    Peter Brandt sprang. Er warf sich gegen den massigen Spinnenleib, die Hand mit dem Messer fuhr herab, genau dorthin, wo sich die Einschnürung zwischen Kopf und Leib befand. Brandt hatte genau kalkuliert. Die Klinge brach durch knirschendes Chitin und trennte es auf. Eine gelbe, zähflüssige Masse drang hervor; Insektenblut. Die Spinne sank in sich zusammen.
    Peter griff in den borstigen Leib, irgendwohin, versuchte, den Spinnenkörper hochzuwuchten. »Faß doch mal einer mit an«, stieß er hervor.
    Zamorra überwand seinen inneren Ekel vor dem Insekt und packte mit an. Gemeinsam schafften sie es, den Spinnenkörper von seinem Opfer fortzuwälzen.
    Eine Überraschung erwartete sie.
    Denn Franz Wrantisek war verschwunden. Statt dessen lag Dr. Hans Artner im gläsernen Gras - ohne Bewußtsein, aber unverletzt…
    ***
    Schmatzend öffnete und schloß sich das häßliche Echsenmaul Ghoons. Der Dämon war zufrieden. Er weidete sich an Schrecken und Entsetzen seiner Opfer. Es kostete ihn nur geringe Mühe, ständig neue Situationen zu schaffen und Veränderungen eintreten zu lassen.
    Einer starb, und Ghoon freute sich. Der echsenartige Dämon empfand es als berauschendes Erlebnis.
    ***
    »Ist das wieder der Dämon?« fragte Wolfgang Ritter mißtrauisch. »Und wo ist Franz geblieben?«
    Zamorra hatte eine ungefähre Ahnung, was mit dem Studenten geschehen sein mochte, doch er schwieg darüber. »Dies dürfte der echte Dr. Artner sein«, verkündete er. »Alles andere wäre einfallslos. Wer versteht etwas von Erster Hilfe?«
    Unwillkürlich war er in die Rolle des Gruppenleiters geglitten. Und aus diesem Grunde dachte er nicht daran, Tätigkeiten dieser Art selbst auszuführen, hatte vielmehr den anderen Beschäftigung zu verschaffen. In dieser eigenartigen Situation mußten sie ständig mit neuen Aufgaben betraut werden, durften keine Zeit bekommen nachzudenken. Zamorra hatte schon mehrmals erlebt, daß Menschen in ähnlichen Situationen wahnsinnig geworden waren.
    Zwei Studenten machten sich daran, Artner ins Leben zurückzurufen. Zamorra ließ kurz das Amulett über ihn pendeln, doch er reagierte nicht. Der Dozent war »echt«.
    Zamorra überlegte. Seine Gedanken kreisten fieberhaft, während sein Arm um Nicols Schultern lag, ihr Schutz und Wärme gab. Irgendwie mußten sie aus dieser Dämonenwelt wieder verschwinden, zurückfinden in ihre eigene Dimension. Doch der Professor glaubte zu wissen, daß der Durchgang, den sie benutzt hatten, längst nicht mehr bestand, daß der Dämon ihn verschlossen oder verschoben hatte. Denn er wollte sein Ergötzen an den Qualen und Bemühungen der Menschen haben. Und er würde sich bemühen, Zamorra nicht zu unterschätzen. Zamorra war unter den Dämonen als Gefahrenherd Nummer eins gefürchtet; der Gegner würde sich hüten, einen Fehler zu begehen, wenngleich er die Welt auf seiner Seite hatte.
    Es mußte eine geradezu unwirkliche Dimension sein. Zamorra schnitt mit Peters Messer einen der Farne ab. Nur langsam glitt die Klinge durch das Gewächs, schien förmlich gebremst zu werden. Zamorra hielt den Farn

Weitere Kostenlose Bücher