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0111 - Lockruf aus dem Jenseits

0111 - Lockruf aus dem Jenseits

Titel: 0111 - Lockruf aus dem Jenseits Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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langen Eckzähne preis. Auch nachdem Ghoon sie freigegeben hatte, war sie ein Vampir geblieben, hatte diese Fähigkeiten behalten.
    Der Dämon überlegte. In der Welt der Menschen wäre jetzt ihre Zeit gekommen, längst mußte auf der Erde die Nacht, die Dunkelheit hereingebrochen sein. Doch in Ghoons Welt gab es nur Dunkelheit, wenn der Dämon es wollte, wenn es seinen Plänen entgegenkam.
    Ein Plan reifte in ihm. Er würde Ina zurückschicken. Es würde ein Schock für die Menschen sein, einem Vampir zu begegnen, der auch bei Tageslicht seiner blutigen Tätigkeit nachging… Denn in der Dämonenwelt Ghoons spielten Begriffe wie Tag und Nacht keine Rolle, hatten keinen Einfluß auf die Kreaturen der Finsternis.
    Ghoon beugte sich vor, kniete neben dem bewußtlosen Mädchen nieder. Seine Klauenfinger strichen durch ihr Gesicht, hinterließen eine häßliche Schramme, die sich sofort wieder schloß. Das war Beweis genug für Ghoon. Ina war zum vollkommenen Vampir geworden.
    Hinter dem Echsenwesen raschelte etwas. Der Dämon fuhr herum, starrte in Pirrx‘ Gesicht, das direkt vor ihm in der Luft zu schweben schien.
    »Ich hatte dich gewarnt«, kicherte der Gnom. »Die Schmerzen schreibe nicht Zamorras Amulett, sondern dir selbst zu. Du bist dumm, Ghoon.«
    »Verschwinde!« kreischte Ghoon.
    Doch dieser Aufforderung bedurfte es nicht mehr. Der Gnom hatte sich bereits verflüchtigt.
    Ghoon erhob sich. Seine Klauenhand war auf die reglose Vampirin gerichtet.
    »Wache auf!« befahl er. »Und kehre zurück zu deinen früheren Gefährten…«
    ***
    Zamorra richtete sich stöhnend auf. Streckte seine Arme aus und ergriff Nicole und Birgit, die sich in seiner direkten Nähe befanden.
    »Fort, rasch fort von hier!« befahl er. »Sobald wie möglich…«
    Sein Wunsch war verständlich. So sehr sich sein Inneres auch dagegen sträubte, die Leiche einfach so zurückzulassen, so sagte ihm sein Verstand doch, daß es unmöglich war, Franz Wrantisek zu bestatten. Abgesehen davon, daß es unheilige Erde war, auf der sie standen, so hätte er nicht einmal mit geschlossenen Augen und äußerster Selbstbeherrschung die sterblichen Überreste des Studenten zu berühren vermocht. Und so wie ihm erging es auch seinen Gefährten. Nur zu gern folgten sie der Aufforderung, beeilten sich und schritten schnell und raumgreifend aus, um eine möglichst große Entfernung zwischen sich und dem Toten zu bringen. Doch in ihrer Erinnerung brannte sich das entsetzliche Bild fest, sorgte immer wieder von neuem für entsetzen. Zamorra begann, Spinnen zu verabscheuen.
    Schweigend marschierten sie. Erst nach einer guten Viertelstunde brach Peter Brandt das Schweigen. »Ihr Amulett, Professor«, vernahm Zamorra die Baßstimme des bärtigen Studenten.
    Er wandte den Kopf. Das Amulett! Fast hätte er es vergessen, einfach nicht mehr daran gedacht durch die Beschäftigung mit dem Schreckensbild des Toten. Und doch war es eigentlich undenkbar, war es doch schon nahezu zu einer Symbiose zwischen Zamorra und dem Amulett gekommen…
    Peter Brandt reichte es ihm. Zamorra nahm es nachdenklich in die Hand und blieb stehen. Er entsann sich, daß es eine schwarze, brennende Wunde in der Stirn der Vampirin hinterlassen hatte. Doch das mußte bedeuten, daß es wieder aktiv war, seine Kräfte wieder zu entfalten vermochte! Daß der hemmende, neutralisierende Einfluß verschwunden war…
    Die singenden Gräser…!
    Wie ein Blitz schoß der Gedanke durch Zamorras Gehirn, brannte sich fest. Vielleicht waren die gläsernen Pflanzen jener Faktor gewesen, der die magischen Energien des Talismans ausschaltete. Nachdem sie zerstört, dahingeschmolzen waren, vernichtet von der furchtbaren Kraft reinen Feuers, konnte ihr Einfluß das Amulett nicht mehr behindern. Zamorras bisher finster umwölkte Stirn erhellte sich, fast hätte er einen Jubelruf ausgestoßen. Mit einem Amulett, das wieder voll einsatzbereit war, war er gut gewappnet, nahezu unschlagbar.
    Und doch beschloß er, vorsichtig zu sein. Sie befanden sich in einer fremden Welt, und niemand konnte sagen, was als nächstes geschehen würde. Vielleicht liefen sie bereits wieder in eine andere Zone neutralisierender Energien…
    Zamorras Finger strichen über die eigentümlichen Schriftzeichen. Und da… leichte Schlieren zogen sich über den Drudenfuß, ließen ihn verblassen. Sekundenlang schälten sich die Umrisse eines Echsenschädels aus den dünnen Nebelschleiern, wurden abgelöst von der Gestalt eines Gnomen, der bald

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