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0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

0112 - Acht Minuten nach Mitternacht

Titel: 0112 - Acht Minuten nach Mitternacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Acht Minuten nach Mitternacht
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vorbeifuhren, in dem Humphreys Office lag, kam jemand durch die Drehtür. Es war ein Mann, den ich zwar gut kannte, aber durchaus nicht liebte, der dicke und unverschämte Lewis Kantor, der am Vorabend eine so handfeste Zurechtweisung eingesteckt hatte. Er sah nicht rechts und er sah nicht links. Auch er steuerte auf den Parkplatz zu, und wir warteten, bis er seinen Plymouth geholt hatte. Dann stellte ich meinen Jaguar ab.
    »Wo dieser Lump wohl herkam?«, knurrte Phil. »Wenn es nicht so absurd wäre, würde ich sagen, er war bei Humphrey.«
    »Erstens gibt es in diesem Bienenstock mehrt als vierhundert verschiedene Büros, und zweites sehe ich keinen Grund, warum der Gauner ausgerechnet Humphrey aufgesucht haben sollte.«
    »Humphrey war Masters Anwalt, Masters kannte Willets, und Willets wiederum hängt mit Kantor und Genossen zusammen. Da hast du eine Antwort auf deine Frage.«
    »Trotzdem«, sagte ich und hob die Schultern. Humphrey mochte ein alter, verschrobener und ängstlicher Knabe sein. Nur eines war er nicht, nämlich ein Gangster.
    Dafür hätte ich beide Hände ins Feuer gelegt.
    Das Vorzimmermädchen des Anwalts blinzelte durch ihre randlose Brille und tat so, als ob sie mich nicht mehr kenne. Mr. Humphrey selbst sah schlecht aus.
    »Was wollen Sie denn schon wieder?«, empfing er uns unliebenswürdig.
    »Wir möchten wissen, ob Ihr entschwundenes Erinnerungsvermögen inzwischen zurückgekehrt ist. Nicht nur Masters, sondern auch Jonny Philps und seine Mutter haben unterdessen dran glauben müssen. Wenn Sie mir schon neulich alles gesagt hätten, was Sie wissen, so wären die beiden vielleicht noch am Leben.«
    Der Anwalt kramte mit nervösen Fingern in seinen Papieren. Er versuchte, den Anschein zu erwecken, als ob er gewaltig beschäftigt sei und keine Zeit habe. In Wirklichkeit war es Angst, nackte Angst, die ich in seinen Zügen lesen konnte.
    »Vielleicht, Mr. Humphrey, wäre es Ihrer eigenen Gesundheit zugänglicher, wenn Sie uns reinen Wein einschenken«, fuhr ich unerschütterlich fort.
    »Wir haben die Macht, Sie zu schützen. Wenn die Gangster, die Masters hineingelegt und dann ermordet haben, anfangen, Ihnen zu misstrauen, so gebe ich keinen Penny mehr für Ihr Leben. Überlegen Sie sich das mal.«
    »Sie phantasieren. Es gibt absolut nichts, was ich Ihnen erzählen könnte. Wenn mir wirklich etwas zustößt, so ist das einzig und allein Ihre Schuld. Man könnte glauben, ich wisse wirklich etwas. Es ist schon mancher nur darum umgelegt worden, weil Verbrecher annahmen, er stecke mit einem G-man unter einer Decke.«
    »Schön haben Sie das gesagt, aber ich glaube es Ihnen nicht. Ich nehme Ihnen das nicht ab, Mr. Humphrey.« Ich starrte ihn an, aber er wich meinem Blick aus. »Haben Sie vielleicht Furcht vor Lewis Kantor?«
    Das war der Schuss ins Blaue, aber er kam nicht an.
    »Lewis Kantor? Ich kenne keinen Lewis Kantor. Der Name sagt mir absolut nichts, und nun, meine Herren, bitte entschuldigen Sie mich, ich bin ein sehr beschäftigter Mann.«
    »Hoffentlich sind Sie das noch recht lange«, meinte ich spöttisch, stülpte voller Wut meinen Hut ins Genick, drehte ihm den Rücken und steuerte mit Phil durch den Vorraum nach draußen.
    Das unmögliche Mädchen hörte einen Augenblick auf, seine Schreibmaschine zu bearbeiten.
    »Guten Morgen, meine Herren. Auf Wiedersehen«. Sie lächelte, und ich überlegte mir, warum sie wohl plötzlich so freundlich geworden war.
    »Hieltest du es nicht für eine gute Idee, diesen Humphrey beschatten zu lassen?«, schlug Phil unterwegs vor.
    »Wenn wir ihm wirklich einen Besuch von Kantor nachweisen können, so haben wir ihn in der Zange.«
    »Ich möchte wissen, wie du das anstellen willst«, erwiderte ich ärgerlich. »Wir können niemanden vor seine Tür setzen, ohne dass es ihm und anderen Leuten auffällt. Außerdem ist es gar nicht gesagt, dass Kantor ihn selbst besuchen wird. Er kann auch jemanden schicken. Er kann telefonieren. Er kann schreiben. Möglicherweise kennt er den Burschen überhaupt nicht und hat nur Angst, weil er sowieso ein Feigling ist und sich die Finger nicht verbrennen möchte.«
    »Vielleicht, vielleicht, vielleicht!«, knurrte Phil. »Dieser ganze Fall und alle unsere Ermittlungen hängen in der Luft. Wir wissen nur, dass Masters eine faule Ölsache geschoben hat und das Willets in derselben Branche arbeitet. Alles andere ist Kombination.«
    ***
    In Big Bobs Trainingsraum war Betrieb. Zwei junge Leute waren eifrig beim Sparring

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