0112 - Acht Minuten nach Mitternacht
und die anderen sahen zu. Ich hatte Phil gebeten, im Wagen zu warten. Ich hielt es für besser und unauffälliger, wenn ich alleine nach oben ging. Bob sah mich und machte eine Kopfbewegung, die ich verstand. Ich durchquerte den Raum und wartete in seinem Privatzimmer. Nach knapp zehn Minuten kam er herein.
»Verdammte Kiste, das mit Jonny«, brummte er. »Meinen Sie, dass ich daran schuld bin? Vielleicht hat jemand spitz gekriegt, dass ich mich nach ihm erkundigte.«
»Das glaube ich nicht«, beruhigte ich ihn, gegen meine Überzeugung »Der Mord wird wohl einen anderen Grund gehabt haben. Jonny war eine recht undurchsichtige Figur. Ich glaube, er hatte eine ganze Menge auf dem Kerbholz.«
»Ich habe mir schon Vorwürfe gemacht«, meinte Bob, »aber wenn Sie denken…«
»Was machen Willets und seine beiden Freunde, Kantor und Gittler?«
»Sam muss jeden Augenblick kommen. Die anderen habe ich seit neulich nicht gesehen, aber auch sie werden gelegentlich auftauchen.«
»Gibt es sonst was Neues?«
»Nichts als Gerüchte, die so unglaubhaft sind und sich derartig widersprechen, dass es nicht lohnt, sich damit zu beschäftigen.«
»Ich will Sie nicht in Ungelegenheiten bringen, Bob, aber wenn Ihnen etwas zu Ohren kommt, das weitere Nachforschungen rechtfertigt, so lassen Sie es mich wissen. Wenn Sie uns helfen, so wird es Ihr Schade nicht sein.«
»Verlassen Sie sich auf mich; Jerry. Ich kann Ihnen keine großen Hoffnungen machen, aber schließlich verkehren bei mir eine Menge Leute, die auch eine Menge reden. Man schnappt hier etwas auf und man schnappt da etwas auf. Hätte ich ein Mädchenpensionat, so würde ich bestimmt eine ganze Anzahl davon hinauswerfen, aber so lange sie nichts anderes tun, als boxen und ihre Dollars abladen, habe ich keinen Grund dazu. Man kann sich seine Kunden ja nicht aussuchen, und wenn plötzlich ein paar Gangster auf den Gedanken kommen, ihre Selbstverteidigungskünste zu üben und wieder auf die Höhe zu bringen, so habe ich nichts dagegen.«
»Okay, Bob, und noch eines, seien Sie vorsichtig. Die Burschen, hinter denen ich her bin, lassen nicht mit sich spaßen.«
Er grinste.
»Wollen Sie mir das erzählen?«, sagte er, und damit war unsere Unterhaltung beendet.
Wir gingen wieder nach draußen, und der erste, der mir in die Finger lief, war Sam Willets. Er begrüße mich enthusiastisch, aber ich hatte das Gefühl, als ob dieser Enthusiasmus zu groß war, um ehrlich zu sein. Er redete über dieses und jenes. Er sprach schnell und zusammenhanglos, als sei er gar nicht bei der Sache. Dann plötzlich meinte er:
»Ich habe es mir überlegt. Es gefällt mir heute hier nicht. Wollen wir einen Drink zusammen nehmen?«
»Mit-Vergnügen, Sam.« Er wollte also etwas von mir, und zwar etwas, bei dem Zeugen unerwünscht waren.
Sollte vielleicht Gaby den Mund nicht gehalten haben? Man weiß bei Frauen nie.
Wir verkrümelten uns also und gingen in WIILI’S Bar vor Anker. Ich hatte es gemanagt, Phil einen Wink zu geben, den dieser verstand. Er nickte und blieb im Auto sitzen.
Zuerst redeten wir über das Wetter und das Baseballspiel vom nächsten Sonntag, aber das waren nur Vorgeplänkel.
»Hören Sie, Jerry. Ich möchte Ihnen so gerne einen Tipp geben, aber ich weiß nicht, wie Sie es aufnehmen werden. Ich will auch nicht, dass Sie mich nach dem woher und warum fragen. Wenn Sie mir nicht so sympathisch wären, könnte ich ja einfach den Mund halten, aber ich möchte nicht, dass Sie zu Schaden kommen, Sie und Ihre nette, kleine Freundin.«
Er blickte mich erwartungsvoll an. Ich konnte ohne weiteres erkennen, wie nervös er war. Seine Hände öffneten und schlossen sich krampfhaft.
»Schießen Sie los, Sam. Ich bin ganz Ohr.«
»Verreisen Sie auf ein paar Wochen und nehmen sie Ihre Evelyn mit Es gibt Leute, denen Ihre Anwesenheit mehr als lästig ist, und ich kenne diese Leute gut genug, um zu wissen, dass sie etwas unternehmen werden.«
»Kantor und Genossen?«, fragte ich und grinste ihn an. »Kantor ist für mich ein Niemand. Der kann mir im Mondschein begegnen.«
»Seien Sie nicht leichtsinnig, Jerry. Ich bestätige durchaus nicht, dass Kantor derjenige ist, welcher. Ich weiß überhaupt nichts Genaues, aber ich halte es für meine Pflicht, Sie zu warnen.«
»Ist das alles?«, fragte ich brüsk. »Haben Sie mir sonst nichts zu sagen?«
»Nein. Ich wollte Sie nur warnen, und ich meine es gut.«
»Das glaube ich sogar und ich will Ihre Bedingungen gerne erfüllen und keine
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