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0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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Übersinnlichen, aber der blutigen Gräfin bist du nicht gewachsen. Bald werde ich wieder die Herrin von Transsylvanien sein.«
    ***
    Frantisek Gabö rülpste dezent, als er die Schenke »Zum krummen Janos« verließ. Der Landstreicher hatte alte Kontakte aufgefrischt und sich in Czerkössy gründlich umgehört. Er wußte jetzt mehr als je zuvor über die Hexen von Czerkössy, es gab keinen Zweifel daran, daß die blutige Gräfin wieder aufgetaucht war.
    Die Menschen in der Stadt - einige Ignoranten ausgenommen - duckten sich vor Angst. Die Hexen gingen hocherhobenen Hauptes durch die Straßen. Eine Ära des Schreckens und der Finsternis sollte beginnen.
    Frantisek Gabö hatte Freunde besucht und war in verschiedenen Kneipen gewesen. Er redete viel. Er stritt auch gar nicht ab, mit Professor Zamorra hergekommen zu sein. Doch er sagte, er sei nur zum Schein auf Zamorras Angebot eingegangen, für ihn Erkundigungen einzuziehen, um dem reichen Ausländer das Geld aus der Tasche zu ziehen.
    Er würde ihm nur belangloses Zeug und kompletten Unsinn erzählen, schließlich wolle er keine Scherereien haben. Unter dem Deckmantel der Verschwiegenheit fragte Frantisek Gabö dann, was wirklich los sei.
    Dabei trank er einiges und gab auch ein paar Runden aus, ganz gegen sein sonstiges Schnorrerprinzip.
    Kurz nach 22 Uhr wollte er ins Hotel zu Zamorra und Bill Fleming zurückkehren, sie würden ihn sicher schon erwarten. Er hätte schon früher kommen können, aber sein großer Durst hatte ihn aufgehalten.
    »Guter Mond, du gehst so stille hinter Nachbars Bimboom hin«, sang er halblaut. Dann wechselte er zu einer flotteren Melodie über: »Der Mann im Mond, der ist arm dran, weil er keinen schlucken kann. Da sieht man mal, daß sich’s nicht lohnt, wenn man so weit von der Kneipe wohnt.«
    Der Landstreicher mit dem zerlöcherten und oft geflickten Rock und dem speckigen Hut schritt durch eine Seitengasse, um den Weg zum Hotel abzukürzen. In dieser Gasse gab es nur eine einzige trübe Laterne. Die Schatten alter Häuser verdunkelten sie.
    »Du hast es wohl mit dem Mond, Frantisek«, sagte eine Frauenstimme auf rumänisch.
    Der Landstreicher verstummte, er zuckte heftig zusammen. Eine massige, untersetzte Gestalt trat hinter einer mehr als einen Meter hohen Haustreppe mit zwei Aufgängen hervor, wo sie geduckt gewartet hatte. Erzsebeth Kun, die Oberhexe von Czerkössy.
    »W-a-wa-was willst du von mir?« stotterte der Landstreicher.
    »Sag mir lieber, was du von mir willst, Frantisek. Du hast dich heute doch so angelegentlich nach uns Hexen von Czerkössy erkundigt. Was meinst du, wenn ich dich mal bei unserer Herrin vorstelle, der blutigen Gräfin?«
    »Nein, besser nicht. Ich… ich bin eben ein neugieriger Mensch, der sich für ausgefallene Themen interessiert, liebe Erzsebeth. Natürlich hätte ich niemals auch nur ein Sterbenswörtchen an Fremde verraten.«
    »Natürlich nicht.« Die Oberhexe kicherte böse. Mit in die Seiten gestemmten Fäusten rückte sie näher. Sie trug ein schwarzes Kopftuch, eine dunkle Bluse, einen Faltenrock und derbe Schuhe. »Was dein Sterbenswörtchen betrifft, das wirst du bald von dir geben, ich traue dir nämlich nicht.«
    »Aber liebe Erzsebeth, was sollte denn ich, ein harmloser Landstreicher, gegen die mächtigen Hexen von Czerkössy ausrichten können? Oder gar gegen die blutige Gräfin, die nicht einmal die Hölle halten konnte? Von mir braucht ihr doch nichts zu befürchten.«
    »Allerdings nicht, du wirst nämlich sterben. Außerdem bin ich nicht deine liebe Erzsebeth, du schnapsnasiger Tippelbruder.«
    »Ich bin Weintrinker und -schnorrer«, antwortete Frantisek Gabö würdevoll.
    Er wirbelte auf dem Absatz herum, viel schneller, als man es ihm zugetraut hätte, lief er davon. Erzsebeth Kun deutete mit gespreiztem Zeige- und Mittelfinger auf seinen Rücken. Sie rief drei Worte.
    »Jabö ziskaja tö!«
    Frantisek Gabö stieß einen Schmerzensschrei aus, er brach zusammen, ein äußerst schmerzhafter Hexenschuß hatte ihn getroffen. Stöhnend rieb er sich den Rücken, er konnte sich nicht einmal erheben. Erzsebeth Kun näherte sich ihm langsam.
    Drei weitere Hexen traten aus Einfahrten und Hauseingängen. Frantisek Gabö hätte überhaupt keine Chance gehabt, zu entkommen.
    »Na, Freundchen?« fragte die Oberhexe und stieß ihn mit dem Fuß an. »Halt nur die Klappe, sonst verbiege ich dir mit einem Hexenspruch die Zunge. Jadwiga Vaszary erwartet dich bereits sehnsüchtig.«
    »Gnade!«

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