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0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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ächzte der Landstreicher. »Erbarmen.«
    »Das sind für uns Fremdworte. Still jetzt!«
    Erzsebeth Kun sprach halblaut, sie konnte sich mit ihren Hexenschwestern auch auf größere Entfernungen verständigen. Es dauerte nicht lange, dann wurden Hufgetrappel und Räderrollen laut. Ein Leichenwagen, von zwei Rappen mit schwarzen Federbüschen auf den Köpfen gezogen, bog um die Ecke. Dieser Leichenwagen war eine schwarzlackierte Kutsche mit einer Laterne an jeder Seite, die jetzt aber nicht brannten, einem verschnörkelten Dach und einem mit Vorhängen verhangenen Fenster an jeder Seite.
    Zwei Särge paßten in diesen Leichenwagen, rechts gab es eine Tür, die Rückseite ließ sich aufklappen. Auf dem Bock des Leichenwagens saß Nicole Duval, eine lange Peitsche in der Hand. Nicole trug ein tiefausgeschnittenes rotes Samtkleid, an der links eine silberne Brosche in der Form eines Totenkopfes steckte.
    Nicoles Augen funkelten, ein harter Zug umgab ihren Mund.
    Mit harter Hand zügelte sie die Pferde bei den vier Hexen und dem am Boden liegenden Landstreicher.
    »Brrr!«
    Sie zog die Wagenbremse und kletterte vom Bock. Eine der Hexen durchsuchte Frantisek Gabös Taschen, fand außer einem Klappmesser aber nichts, was sich als Waffe verwenden ließ. Sie warf das Klappmesser in die Gosse.
    Von den Hausbewohnern zeigte sich niemand. Selbst die auf die Gasse führenden Fenster blieben dunkel. Die Hexen von Czerkössy hatten einen Zauber über die Gasse gelegt, und wer es wagte, allzu neugierig zu sein, würde es bitter bereuen.
    Geheimnisvolle Wisperstimmen flüsterten den Hausbewohnern zu, sich zurückzuhalten. Wenn sie dennoch an die Fenster traten, erfaßte sie eine eisige Kälte. Aber das war bei weitem noch nicht das Schlimmste, die Hexen würden es merken.
    Nicole Duval sprach einige Worte über dem am Boden liegenden Frantisek Gabö. Danach war er fähig sich zu erheben.
    »Auf mit dir«, sagte Nicole Duval, die völlig vom Geist der blutigen Gräfin beherrscht wurde. »Steig in den Wagen ein.«
    Sie öffnete die Seitentür, ein Wink, ein gezischtes Wort, und die Kerzen in den Glaslatemen drinnen im Leichenwagen flammten auf. Frantisek Gabö rappelte sich hoch, er fühlte sich so nüchtern wie schon lange nicht, als hätte er den ganzen Spätnachmittag und Abend keinen Tropfen getrunken.
    »Laßt mich doch laufen«, bat er. »Ich werde nichts verraten.«
    »Willst du dich wohl beeilen!«
    Der Landstreicher klappte den Tritt nach unten und stieg in den Leichenwagen. Zwei Särge standen drin, beide schwarz, ohne ein Kreuz und ohne Verzierung, mit Messinggriffen versehen. Der Deckel des einen Sarges stand offen, der andere war geschlossen.
    Nicole Duval beschrieb mit den Fingern wellenförmige Linien in der Luft, und der geschlossene Sargdeckel hob sich. Er schwebte zur Seite. Frantisek Gabö erschrak furchtbar, denn in dem Sarg lag stumm und steif, blaß die Hände auf der Brust gefaltet, Professor Zamorra.
    Seine Augen waren geschlossen, er wirkte wie tot.
    »Ei fordibscht«, entfuhr es Frantisek Gabö. »Der Professer! Hergott von Bistritz, jetzt schlägt’s dreizehn!«
    »Wage es nicht, noch einmal diesen Namen zu nennen!« sagte Erzsebeth Kun böse. »Zamorra lebt noch, das Vergnügen, ihn umzubringen, wird Jadwiga Vaszary persönlich übernehmen. In der Folterkammer ihres Schlosses. Willst du dich freiwillig in den anderen Sarg legen, Gabö, oder sollen wir nachhelfen?«
    »Nur nich drängeln«, sagte der Landstreicher mürrisch. »Ich bin ja schließlich geen D-Zug, nich?«
    Nicht alle Hexen verstanden seine sächselnden Worte. Frantisek Gabö hob den Sargdeckel ab, warf einen letzten Blick auf Zamorra, sagte »Na, dann gude Nacht, Gollege!« und legte sich in den Sarg.
    Nicole Duval stieg in den Wagen, sie murmelte Worte über dem Sarg, und Frantisek Gabö spürte, wie sein Körper völlig starr und steif wurde. Die Augen fielen ihm zu, er konnte kein Glied mehr rühren. Aber er hörte weiter alles, was gesprochen wurde.
    »Ich fahre sie zum Schloß«, sagte Nicole Duval.
    Sie legte die Deckel auf beide Särge, die Kerzenflammen erloschen, als sie sie ansah. Nicole verließ den Wagen, und die Tür wurde geschlossen. Frantisek Gabö fühlte sich alles andere als wohl in seiner Haut, er wünschte sich, er hätte sich nie mit Professor Zamorra und Bill Fleming eingelassen.
    Seine letzte Hoffnung galt Bill Fleming. Er konnte nicht wissen, daß Bill sich bereits in den Gewölben unter Schloß Vaszary befand.
    Der

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