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0112 - Das Hexendorf

0112 - Das Hexendorf

Titel: 0112 - Das Hexendorf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Walter Appel
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fordibscht.«
    »Jetzt hör mir bloß mit dem Gejammere auf!« sagte Bill Fleming zu dem schmerbäuchigen Landstreicher. »Du hast dich aus freien Stücken für dieses Abenteuer entschieden.«
    »Ja, weil Sie mir ein gutes Gehalt und freie Gost und Logis und dazu noch eene Prämie geboten haben. Wenn ich die Hände frei hätte, würde ich mich ohrfeigen dafür, daß ich ein solcher Ochse gewesen bin. Een greuzbraver Landstreicher sollte solchen Streichen eben fernbleiben, nich.«
    Die Männer schwiegen. Nur Frantisek Gabö schniefte ein paarmal. Am Boden wimmerte der gefesselte junge Mann und zerrte an seinen Fesseln. Unendlich langsam und qualvoll wegen der Ungewißheit verstrich die Zeit.
    Die Mitternacht kam, die Geisterstunde. Da ertönte draußen in den Gängen ein tolles Gekreische und Gejohle, die Tür wurde aufgestoßen, und das Gespenst Jadwiga Vaszarys stolzierte herein.
    Die Augen der hochgewachsenen schwarzhaarigen Frau mit dem tiefausgeschnittenen Kleid glühten. Sie lächelte grausam, der riesige Wolfshund Zsoltan folgte ihr. Lang hing die rote Zunge aus dem Rachen. Im Gegensatz zu Jadwiga Vaszary war der dämonische Höllenhund nicht nur ein Schemen.
    Er knurrte böse. Junge und alte Hexen drängten in den Folterkeller, auch vier Zombies waren mit von der Partie. Die Hexen hatten erhitzte Gesichter, ihre Augen funkelten. Am liebsten hätten sie sich gleich auf die Gefangenen gestürzt und sie zerrissen.
    Jadwiga Vaszary baute sich vor Zamorra auf.
    »Jetzt erblickst du mich, wie ich früher aussah«, sagte sie, denn sprechen konnte dieses Gespenst. Zamorra verstand seine Worte, hätte aber nicht sagen können, welcher Sprache es sich bediente. »Aber Nicole Duvals Körper ist auch nicht zu verachten, vielleicht ist er noch schöner als der meine. Auf jeden Fall ist er jünger und nicht von Orgien und Ausschweifungen in Mitleidenschaft gezogen. Doch du erhältst deinen Teil später, Zamorra, deine Freunde auch. In dieser Nacht soll der da sterben.«
    Sie wies mit dem Fuß auf den gefesselt am Boden liegenden jungen Mann, der hinter seinem Knebel verzweifelt aufstöhnte und die Augen verdrehte. Jadwiga Vaszary rief einen Befehl, die Hexen kreischten und lärmten wie toll, und die Zombies packten den Unglücklichen.
    Sie schleppten ihn zu der Eisernen Jungfrau hin, einer Holzfigur mit Torso und Kopf, die sich aufklappen ließ. Innen war sie mit fingerlangen Eisendornen bestückt. Ein Zombie zog dem jungen Mann, der nicht älter als zwanzig, einundzwanzig sein konnte, den Knebel aus dem Mund.
    »Gnade!« schrie der Jüngling. »Gräfin, ich will es nie wieder tun! Ich werde Euch mein Leben lang dienen, ich tue alles, was Ihr von mir verlangt! Aber tötet mich nicht auf diese Weise!«
    »Das hättest du dir überlegen sollen, bevor du eine meiner jungen Hexen beleidigtest. Trotz Liebeszauber hast du sie abgewiesen, im Gebet hast du Zuflucht gesucht. Dafür verdienst du den Tod! In die Jungfrau mit ihm!«
    Der Schreiende wurde in die Eiserne Jungfrau hineingestellt. Die Hexen verstummten, gierig betrachteten sie die Szene. Nur das Gebrüll des Todgeweihten war zu hören, der Höllenhund hechelte.
    Die blutige Gräfin lächelte. Dann winkte sie den Zombies, die Eiserne Jungfrau wurde geschlossen.
    ***
    Wenn Zamorra sein linkes Handgelenk verdrehte, konnte er auf die Armbanduhr sehen. Die Leuchtziffem verrieten ihm, daß es schon auf zwölf Uhr mittags zuging. Die Fackeln waren in den eisernen Haltern verbrannt, die Kohlen in den Eisenbecken verglimmt. Kein Lichtschimmer drang in den unterirdischen Folterkeller.
    Hunger und Durst plagten Zamorra, Bill Fleming und Frantisek Gabö. Die Hexen und Folterknechte hatten ihnen in der Geisterstunde kein Haar gekrümmt. Die Leiche des jungen Mannes war weggeschafft worden. Um Zamorra und seine beiden Gefährten hatte sich seither niemand mehr gekümmert, sie hingen in ihren eisernen Fesseln.
    Zamorra zerrte immer an der Verankerung der Kette, deren Ring sein rechtes Handgelenk umschloß. Vor Stunden hatte er festgestellt, daß der in die Wand geschlagene Eisenbolzen ein ganz klein wenig wackelte.
    Zamorras Arm schmerzte, seine Hand und das Gelenk waren wund, doch er gab seine Bemühungen nicht auf. Wenn er den Eisenbolzen aus der Wand ziehen konnte, hatte er gute Aussichten, auch die andere Hand zu befreien.
    Es mußte ihm einfach gelingen, es durfte nicht anders sein. Zamorra bot seine letzten Kräfte auf. Er hatte das Spiel des Eisenbolzens bereits soweit

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