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0113 - Armaras Rückkehr

0113 - Armaras Rückkehr

Titel: 0113 - Armaras Rückkehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friedrich Tenkrat
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sprechen morgen darüber«, sagte Selima.
    »Laß ihn erzählen«, sagte Raghubir zu seiner Frau. Er wandte sich an den Jungen. »Ihr wart mit der Karawane unterwegs…«
    »Ja.«
    »Und dann?«
    »Seit drei Tagen war dieses rote Leuchten am Himmel. Vater sagte, das wäre ein böses Omen… Wir gerieten in einen furchtbaren Sandsturm. Er tobte mit einer Wildheit über uns hinweg, wie nicht einmal Kabu es je erlebt hatte. Und Kabu hatte schon vieles in der Wüste erlebt …«
    »Hat der Sandsturm Opfer gefordert?« fragte Raghubir.
    »Der Sandsturm nicht.«
    »Aber?«
    »Der Sturm legte eine verfluchte Oase frei. Einen Hort des Bösen. Die Herberge eines grausamen Dämons namens Armara!« sagte Sidi.
    »Wie lange willst du dir diese Fantastereien noch anhören, Raghubir?« fragte Selima. »Merkst du nicht, daß der Junge im Augenblick nicht richtig im Kopf ist? Laß ihn ruhen. Sprich morgen mit ihm.«
    Raghubir sah seine Frau ernst an. »Alles, was Sidi sagt, ist wahr, Selima. Er spinnt sich das nicht zusammen.«
    »Er redet von einem Ungeheuer. Von einer verfluchten Oase. Wie kannst du ihm das nur glauben?«
    »Kennst du denn die Legenden nicht, die man sich an den Lagerfeuern von der verfluchten Oase und von Armara erzählt?«
    »Nein.«
    »Aber ich kenne sie. Armara hat vor langer Zeit die Sahara beherrscht. Er hat unzählige Karawanen vernichtet, hat Angst und Schrecken in weitem Umkreis verbreitet. Er war ein grausamer Teufel. Ein Ungeheuer. Eines Tages schickte Allah einen mächtigen Sandsturm. Dieser verwüstete die verfluchte Oase und begrub Armara unter sich. Aber bis heute hält sich das hartnäckige Gerücht, daß der Dämon nicht tot ist. Es heißt, daß ein neuer Sandsturm kommen wird, der Armara wieder befreit. Und dazu muß es heute gekommen sein!«
    Selima schüttelte den Kopf. »Das kann ich nicht glauben, Raghubir.«
    »Der Junge ist der lebende Beweis… Sidi, erzähl uns, wie Armara aussieht.«
    Der Junge beschrieb den Dämon in seiner gesamten Scheußlichkeit.
    »Zweifelst du immer noch?« fragte Raghubir seine Frau. »Er hat ihn gesehen. Der Dämon ist wiederauferstanden. Armara ist zurückgekehrt. Und er hat sich bereits die erste Karawane geholt.«
    Sidi berichtete stockend, was für grauenvolle Szenen sich draußen in der Wüste abgespielt hatten.
    Raghubir war erschüttert. »Weißt du, was das beste wäre?« sagte er zu seiner Frau.
    »Was?«
    »Wenn wir Arak so schnell wie möglich verlassen würden.«
    »Wohin sollten wir denn gehen?«
    »Nach In Salah. Nach Reggane. Nach Adrar. Je weiter weg von hier, desto besser.«
    »Und was würde aus dieser Herberge? Sie ist unsere Existenz, Raghubir. Wir können sie nicht aufgeben. Sie ist alles, was wir besitzen. Nein, ich verlasse Arak nicht. Ich bleibe. Und du bleibst auch.«
    Raghubir seufzte schwer. »Dann möge uns Allah beistehen«, sagte er mit düsterer Miene.
    ***
    Ich saß in meinem Büro und arbeitete lustlos.
    Ich weiß natürlich, daß es auch wichtig ist, über abgeschlossene Fälle Berichte anzufertigen, aber da das in meinen Augen eine unproduktive Arbeit für Stubenhocker ist – zu denen ich mich bei Gott nicht zähle –, schiebe ich den Schreibkram immer so weit wie möglich hinaus, wobei mir selbstverständlich jedesmal klar ist, daß er mir irgendwann dann doch auf den Kopf fällt.
    Nachdem ich hier und da noch ein paar Feinheiten angebracht hatte, legte ich den Bericht beiseite.
    Ich lehnte mich seufzend zurück, zündete mir eine Zigarette an, blies den Rauch zur Decke, blickte ihm nach und dachte an Jane Colins und Suko.
    Bei dem Chinesen war sie in den besten Händen. Ich war davon überzeugt, daß es ihnen mit vereinten Kräften gelingen würde, Noah Rennie von seiner Marihuanafarm herunterzuholen und unschädlich zu machen.
    Janes Ideenreichtum und Sukos Schlagkraft würde der Marihuanagangster wohl kaum etwas Gleichwertiges entgegenzusetzen haben.
    Es klopfte.
    »Ja?«
    Meine Sekretärin Glenda Perkins steckte ihren schwarzen Dauerwellen-Lockenkopf zur Tür herein. Ich mußte mich an diese neue Frisur erst gewöhnen.
    Einen Augenblick hatte ich gedacht, ein fremdes Mädchen wäre es.
    »Keine Arbeit?« fragte Glenda lächelnd.
    »Schöpferische Pause«, gab ich zurück. »Muß auch sein.«
    »Steht uns so etwas zu? Das wußte ich gar nicht.«
    »Gilt nur für Oberinspektoren. Nicht für Sekretärinnen«, sagte ich schmunzelnd.
    »Jetzt weiß ich, wieso so viele meiner Kolleginnen für den Privilegienabbau

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