0113 - Armaras Rückkehr
sind.«
»Haben Sie sich zu beklagen?«
»Würde es etwas nützen?«
»Nein«, sagte ich.
»Dann habe ich nichts vorzubringen. Ich werde in den Untergrund gehen.«
»Tun Sie das. Und bleiben Sie da.«
»Das war aber nicht nett, John, was Sie da eben gesagt haben«, schmollte Glenda Perkins. »Noch dazu, wo ich Ihnen mitteilen wollte, daß ich gerade Kaffee gemacht habe und eine Tasse für Sie fertig wäre.«
»Wenn das so ist, entschuldige ich mich selbstverständlich.«
»Ich werd’s mir reiflich überlegen, ob ich die Entschuldigung annehme.«
»Was ist, wenn Sie’s nicht tun? Gießen Sie meinen Kaffee dann in die Klomuschel?«
»Oh, ich sehe schon, Sie haben heute Ihren giftigen Tag, und als kluge und tüchtige Sekretärin weiß ich, wie ich mich in dieser Zeit zu verhalten habe.«
Glenda brachte mir den Kaffee. Er roch herrlich, und er schmeckte auch so.
»Begraben wir das Kriegsbeil?« fragte ich. »Rauchen wir die Friedenspfeife?«
»Okay.«
Wir unterhielten uns eine Weile. Glenda Perkins berichtete mir den Hausklatsch. Ich erfuhr, was über diesen und jenen Yard-Kollegen getratscht wurde, wer sich mit wem liiert hatte, welche Verbindungen in die Brüche gegangen waren.
»Sehen Sie«, sagte ich zu Glenda und nickte. »Deshalb lautet mein Motto: niemals Liebe am Arbeitsplatz. Denn darunter leidet irgendwann mal der Job. Und der hat Vorrang.«
Leider, dachte Glenda Perkins wohl in diesem Augenblick, denn sie hatte eine ganze Menge für mich übrig. Das war mir zwar bekannt, aber ich nützte diese Zuneigung nicht aus.
Erstens wegen Jane Collins nicht.
Und zweitens deshalb nicht, weil ich meinem Grundsatz nicht untreu werden wollte.
Sehr zum Leidwesen von Glenda.
Nachdem ich den Kaffee getrunken hatte, begab sie sich wieder ins Vorzimmer. Doch zehn Minuten später klopfte sie schon wieder.
»Ja?«
»Ein Telegramm für Sie, John.«
»Von wem?«
»Von Jane Collins aus Algier.«
Ich nahm das Telegramm entgegen und schlitzte es mit dem Brieföffner auf.
SIND GUT IN ALGIER ANGEKOMMEN STOP SUKO NOCH WOHLAUF STOP ICH LIEBE DICH STOP JANE
***
In Algier hatten Jane Collins und Suko eine Privatmaschine gechartert – eine Piper Cherokee. Der Pilot war bereit, die beiden für einen Haufen Geld nach In Salah zu fliegen. Einen weiteren Aktionsradius habe seine Maschine nicht, behauptete er. Von In Salah nach Arak sollten Jane und Suko dann den Bus nehmen.
Nach einer abenteuerlichen Fahrt über Stock und Stein, eingekeilt zwischen Schafen und Ziegen, erreichten sie schließlich die Wüstenoase.
Es war Markt in Arak, und von überall her waren die Kamelbesitzer gekommen, um hier ihre Geschäfte abzuwickeln.
Normalerweise glich so ein Markt einem riesigen Volksfest, doch diesmal war es anders. Jane Collins und Suko fiel auf, daß die Stimmung gedrückt war.
Niemand lachte.
Es gab keine heiteren Gesichter.
»Verstehst du das?« fragte Suko die Detektivin. »Ich habe das Gefühl, an einer Beerdigung teilzunehmen.«
»Irgend etwas scheint hier vorgefallen zu sein«, sagte Jane.
»Die Leute sehen aus, als hätte ihnen jemand erklärt, daß sie nur noch kurze Zeit zu leben haben.«
»Irgend jemand wird uns schon sagen, was das zu bedeuten hat«, meinte Jane Collins.
Sie suchten Raghubirs Herberge auf und quartierten sich da ein.
»Ist bei euch alles in Ordnung?« erkundigte sich Suko bei dem hageren Mann.
Raghubir blickte den Chinesen ernst an. »Wieso fragen Sie?«
»Uns kommen alle Leute so gedrückt vor. Man begegnet lauter Leichenbittermienen.«
Raghubir zuckte mit den Schultern. »Ich möchte nicht darüber sprechen.«
»Ich kann Sie nicht zwingen«, sagte Suko enttäuscht.
Sein und Janes Zimmer lagen nebeneinander. Suko stellte nur seine Reisetasche in den einfachen Raum und klopfte dann schon an die Nachbartür.
»Herein!« rief Jane.
»Ich wollte nur mal sehen, wer hier wohnt«, sagte Suko grinsend.
»Oh, ich muß gestehen, ich bin angenehm überrascht. Mein Name ist übrigens Suko. Ich bin Ihr neuer Nachbar, Madam. Wenn ich auch nicht danach aussehe – ich komme aus London. Bis vor kurzem war ich in Begleitung einer entzückenden Privatdetektivin, aber die ist mir abhanden gekommen. Sie haben sie nicht zufällig irgendwo gesehen?«
»Leider nein«, sagte Jane schmunzelnd.
»Macht auch nichts. Sie wird sich schon wiederfinden. Inzwischen könnten wir beide ja etwas… Nein? Sagen Sie bloß nicht, ich wäre zu schön für Sie.«
Jane Collins lachte herzlich. »Oh, Suko. Ich
Weitere Kostenlose Bücher