0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong
einziger Gedanke.
Ich jagte durch eine Flucht von Zimmern, bis ich plötzlich ganz in def Nähe wieder heftige Geräusche hörte.
Einen Augenblick lauschte ich. Dann kannte ich die Richtung.
Ich riß mit einem gewaltigen Griff einen dicken Vorhang zur Seite. Dahinter öffnete sich ein anderes Gemach.
Phil prügelte sich mit drei Chinesen herum, währ end Tschen Fu, die schöne Frau mit dem häßlichen Charakter, eine Gelegenheit suchte, Phil eine große Vase auf den Schädel zu schlagen.
Ich steckte meine Pistole ein und sprang mit zwei Sätzen an die Kämpfenden heran.
Einer hörte mich und warf sich herum. Er kam mir mit seinem Kinn richtig in die Schlagrichtung.
Meine Knöchel taten weh, als ob ich sie gebrochen hätte. Dafür ging der Geschlagene augenblicklich und lautlos zu Boden.
»Danke, Jerry!« brüllte Phil, während er mit einem Jiu-Jitsu-Griff einen seiner restlichen Gegner von sich abschleuderte.
»No, Miß!« rief ich und fegte die Vase zur Seite, die gerade über Phils Kopf schwebte.
Sie sprang mich an wie eine Löwin. Ihre scharfen Fingernägel fuhren mir in den linken Unterarm. Wenn ich ihr nicht einen gedämpfteren Haken zugemessen hätte, wäre meine linke Pulsader von ihren schönen Zähnen nicht sehr glimpflich behandelt worden.
Mit den anderen beiden wurden wir schnell fertig. Sie waren Schlägertypen, aber ohne Intelligenz und ohne die Ausbildung, die einem G-man mitgegeben wird, bevor man ihn der Unterwelt auf den Nacken setzt.
Wir suchten Gardinenschnüre und anderes Material, was sich zum Fesseln unserer Freunde verwenden ließ.
Gerade als ich einem die Füße zusammenband, sprang Tschen Fu auf einmal auf. Ihre Ohnmacht hatte sie also nur vorgetäuscht.
Ich erwischte sie, bevor sie die Veranda erreicht hatte. Mit einer Hand riß ich sie zurück, mit der anderen ergriff ich ihre beiden Handgelenke und hielt sie fest.
»Wenn Sie wieder beißen, würde ich Ihnen eins auf die Zähne klopfen müssen«, sagte ich vorbeugend. »Seien Sie also lieber vernünftig!«
Sie sprühte mich mit Blicken an, aus denen der blanke Haß sprach.
Ich fesselte sie und rollte sie auf eine Couch. Unterdessen kümmerte sich Phil schon um die beiden Angeschossenen. Als er fertig war, sah er auf die Uhr und sagte:
»Kurz vor zehn. Ich muß sagen, für die frühe Abendstunde geht es in Hongkong schon ganz schön unterhaltend her.«
Ich hielt ihm die Zigarettenpackung hin. Nachdem wir uns beide bedient hatten, sagte ich:
»Ich halte es nicht für ratsam, hier zu bleiben, Phil. Man weiß nicht, ob in der Nachbarschaft nicht unsere Schüsse gehört worden sind. Wir dürfen auf keinen Fall Schwierigkeiten mit der hiesigen Polizeibehörde kriegen.«
»Dann nehmen wir das Mädchen mit und verschwinden mit dem Wagen, wenn er noch vor dem Hause steht.«
»Das wird er wohl. Der Fahrer war unter den Leuten, die wir auf die Bretter geschickt haben.«
Phil bückte sich und lud sich die fauchende Tschen Fu über die Schulter. Ich ging zur Haustür und sah vorsichtig hinaus.
Die Nacht war still und dunkel. Weit und breit war weder ein Lichtschein noch sonst irgend etwas zu entdecken, was auf die Anwesenheit von Menschen hätte schließen lassen.
Ich winkte Phil.
Wir gingen über den Kiesweg nach vorn zur Straße, auf der wir hochgefahren waren. Die schwarze Limousine stand noch genauso, wie wir sie verlassen hatten. Aber der Zündschlüssel fehlte.
»Bleib hier«, sagte ich. »Ich hole den Schlüssel. Der Fahrer wird ihn haben.«
Ich huschte zurück ins Haus und kam gerade zurecht, um einen Befreiungsversuch der beiden zu verhindern, die wir wegen ihrer Verwundungen nicht sehr hart gefesselt hatten.
Der Fahrer lag stöhnend auf der Matte in dem Zimmer, wo sie über Phil hergefallen waren. An seinem Kinn schwoll langsam eine blaue Beule an.
Ich suchte in seinen Hosentaschen und fand den Zündschlüssel. Zwei Minuten später saß ich bereits am Steuer und fuhr langsam den Berg hinab.
Auf halber Höhe begegnete uns ein Mannschaftswagen mit Polizisten.
»Sieht ganz so aus, als ob wir im richtigen Augenblick verschwunden wären«, sagte Phil.
»Wo sollen wir mit ihr eigentlich hinfahren?« fragte ich.
»Was hältst du von der Höhle des Löwen?« fragte Phil zurück.
»Du meinst die Chinese Export Company?«
»Ja. Dort wird man uns noch am allerwenigsten vermuten, wenn Chin Tse herausbekommt, daß es seiner schönen Sekretärin nicht gelungen ist, uns über die Klinge springen zu lassen.«
»Gut. Hast
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