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0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong

Titel: 0113 - Schwarzer Tee aus Hongkong Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Schwarzer Tee aus Hongkong
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Nummernschild genau hatte sehen können.
    Tschen Fu bemühte sich eifrig, während der Fahrt Konversation zu machen. Sie machte es nicht unintelligent, und Phil kam ihr nach besten Kräften zu Hilfe. Ich ertappte ihn sogar dabei, daß er Komplimente drechselte.
    Die Fahrt dauerte fast eine halbe Stunde und führte durch ein Gewirr von Straßen, die ich mir trotz aller Bemühungen nicht einprägen konnte. Zuletzt hatte ich den Eindruck, als ob die Straße bergan führte, aber auch dessen war ifch mir keineswegs sicher.
    Schließlich hielten wir vor einem kleinen, modernen Haus, das sehr hübsch aussah. Wir befanden uns tatsächlich auf einer Anhöhe. Unten sah man die Lichter von Hongkong und eine dunkle Fläche dazwischen, die ein See oder ein Fluß sein konnte. Es war in der Dunkelheit nicht genau zu erkennen, und außerdem wußte ich nach der langen Fahrt auch nicht mehr, wo wir uns eigentlich befanden.
    Tschen Fu bat uns ins Haus. Ich ging hinter Phil her, der mit Tschen Fu zusammen über den breiten Kiesweg schritt. Die Sekretärin des Alten war tatsächlich ein Mischling, wie ich inzwischen gesehen hatte. Allerdings hatte hier die Mischung von europäischem und chinesischem Blut etwas Großartiges hervorgebracht. Es war keine Frage, Tschen Fu war eine wirkliche Schönheit.
    Ich tastete unauffällig in meine linke Achselhöhle. Die Dienstpistole saß wie üblich im Schulterhalfter.
    Okay, dachte ich. Gegen zwei G-men, die ihre Waffen bei sich haben, werdet ihr aber verdammt viel Mühe haben…
    Ich sah mich unterwegs ein bißchen in dem hübschen Garten um, der vor dem Häuschen lag. Versteckte Gestalten waren nirgends zu entdecken.
    Als wir das Haus betraten, stieß Phil einen bewundernden Ruf aus.
    Der Architekt hatte moderne Bauelemente mit chinesischer Tradition verbunden. Es gab kostbare Wandbehänge und schön geschwungene Türbogen. Die Möbel waren aus teuren Edelhölzern hergestellt und zum größten Teil handgeschnitzte Einzelstücke.
    Wenn sich eine Sekretärin, die wirklich nur diesen Beruf ausübt, so ein Haus leisten kann, dann will ich ab sofort meinen Dienst beim FBI quittieren, dachte ich.
    Tschen Fu bat uns, in einer Sitzgruppe Platz zu nehmen, die weiter hinten in einem großen Raum stand, der einen offenen Zugang zu einer Mischung von Balkon und Veranda hatte.
    Wir setzten uns, und Tschen Fu klopfte gegen einen winzigen Gong, der einen hellen, zirpenden Ton von sich gab.
    Augenblicklich erschien völlig lautlos wie ein nächtlich streunender Tiger ein Chinese von etwa fünfundzwanzig Jahren. Er hatte die Figur eines geübten Ringkämpfers.
    Der junge Bursche trug eine lange seidene Hose und ein Übergewand, das ebenfalls aus Seide bestand. Auf Schuhe schien man in ganz Hongkong häufig zu verzichten.
    »Möchten Sie vorher einen Drink zu sich nehmen?« fragte Tschen Fu. »Ich habe alten schottischen Whisky im Hause.«
    Phil verzog sein Gesicht, um seine Verzückung auszudrücken.
    Tschen Fu sagte etwas Chinesisches zu ihrem Diener. Der verbeugte sich und machte sich in der Ecke an einem Schrank zu schaffen, der sieh als recht beachtlich eingerichtete Bar entpuppte.
    »Sie sind zum ersten Male in Hongkong, nicht wahr?«
    Tschen. Fu hatte sich plötzlich an mich gewandt, nachdem sie bisher ununterbrochen mit Phil geflirtet hatte. Ich nickte.
    »Ja. Aber es gefällt mir ganz gut. Nur dürfte es nicht so entsetzlich heiß hier sein.«
    »Daran kann man sich gewöhnen«, lachte Tschen Fu.
    Wir plapperten harmloses Zeug. Ihr Gesicht war offen, freundlich und hübsch. Dann wurde uns der Whisky serviert.
    Ich konnte leider nicht so sehr auf den Diener achten, weil Tschen Fu mich mit Beschlag belegt hatte. Wir nahmen die Gläser in die Hand.
    »Glück und ein langes Leben!« sagte Tschen Fu.
    Wir hoben die Gläser. Plötzlich wandte sich Phil zu mir und sagte ein bißchen schnell:
    »Auf das schöne Hongkong und seine reizenden Bewohner, Jerry!«
    Er wollte offensichtlich anstoßen. Aber er tat es mit einer solchen Wucht, daß beide Gläser zersprangen. Glassplitter, Eisstückchen und Whisky — alles lag auf dem Teppich. »Schade«, sagte Phil. »Jetzt können wir unseren vergifteten Whisky nicht einmal trinken…« Zum ersten Male bemerkte ich in Tschen Fus Augen ein Erschrecken. Aber blitzschnell hatte sie sich gefaßt und sagte beherrscht:
    »Wie meinten Sie, Mister Decker?« Phil griff quer über das kleine Tischchen, das zwischen ihr und ihm stand, fegte ihr mit einem Schlag das Gla? aus der Hand

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