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0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

Titel: 0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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entlassen, und Sie haben ihn dafür niedergeschlagen. Ich frage mich wirklich, wie ein Mann Ihres Schlages jemals vernünftige Arbeit für das FBI leisten konnte.«
    »Ich habe den Verdacht, dass das Mädchen mit Gewalt entführt worden ist.«
    »Blödsinn! Absoluter Blödsinn! Der Chef dieses Cafés hat selbst vor dem Inspektor ausgesagt, dass Sie einen solchen Unsinn daherredeten. Er hat eine Lohnabrechnung vom heutigen Tage vorgelegt, in der diese Miss Angers bestätigt, dass sie ihren Restlohn erhalten und keine weiteren Ansprüche hat. Haben Sie schon mal gehört, dass ein entführtes Girl vorher solche Bestätigungen schreibt?«
    Der Inspektor, der unsere rasche Unterhaltung sicherlich nicht in Einzelheiten mitbekam, verstand doch, um was es ging, und hob einen Zettel hoch, der auf seinem Schreibtisch lag. Ich sah, dass er von einer weiblichen Hand beschrieben war, und sah auch die Unterschrift: Mary Angers.
    »Na, nun klappen Sie Ihr großes Maul zu, Sie Super-G-man«, triumphierte Colleg.
    »Der Zettel beweist nichts«, sagte ich ruhig.
    »Aber Sie haben bewiesen, dass Sie höchstens als Viehhirt für den Westen taugen. Sie gehen jetzt sofort mit mir in Ihr Hotel. Ich habe dem Inspektor erklärt, dass das FBI für den Schaden aufkommt, den Sie angerichtet haben, aber ich werde dafür sorgen, dass die Summe bis zum letzten Cent vom Gehalt abgezogen wird.«
    Ich muss Ihnen gestehen, dass ich ziemlich den Kopf hängen ließ. Colleg hatte jeden Anschein des Rechts für sich, und ich war nicht in der Lage, ihm zu beweisen, dass er dennoch unrecht hatte. Er verfrachtete Phil und mich in ein Taxi, das draußen wartete. Er selbst setzte sich mit dem grimmigen Gesicht eines Lehrers für schwer erziehbare Jugendliche auf den Beifahrersitz. Als wir vor dem Negresco ausstiegen, sagte er eisig: »Gehen Sie auf Ihr Zimmer und sorgen Sie dafür, dass Sie wieder in einen menschenwürdigen Zustand geraten. Ich erwarte Sie pünktlich um neun Uhr im kleinen Saal zu der Party. Wenn Sie nach Ihren Beulen gefragt werden, so antworten Sie, dass Sie einen Autounfall hatten. Verstanden?«
    Es war acht Uhr, als wir damit begannen, unsere Wunden zu verbinden. Zehn Minuten später rief Bodin an.
    »Wo stecken Sie, Cotton?«, fragte er. »Ich habe mehrfach versucht, Sie zu erreichen. Ich habe meine Liste über die Bootshäuser am Cap d'Antibes fertiggestellt.«
    »Bodin, wir müssen um neun Uhr zu einem Empfang. Können Sie kommen? Vielleicht haben wir Gelegenheit, miteinander zu sprechen. Mary Angers ist verschwunden. Angeblich hat Ragnier ihr gekündigt, aber ich glaube, dass man sie beseitigt hat aus Furcht, sie könne uns Hinweise geben.«
    »Au diable«, fluchte er. »Können wir etwas unternehmen?«
    »Glauben Sie, dass Sie die Behörden bewegen können, die Sache offiziell zu untersuchen? Wir dürfen jetzt keine Rücksichten mehr nehmen. Das Mädchen ist gefährdet, wenn es nicht überhaupt schon zu spät ist, etwas für sie zu tun.«
    »Ich werde es versuchen«, versprach Bodin.
    ***
    Um neun Uhr fanden wir uns im kleinen Empfangssaal ein. Alle Kollegen der Delegation waren im Smoking erschienen. Colleg stand an der Tür und machte die Honneurs. Tony Olden aus Chicago, der im Smoking aussah, 32 als habe er ihn gestohlen, bewunderte meine angeschwollene Nase, die außerdem eine lila Färbung anzunehmen begann.
    »Wo hast du sie dir geholt?«
    »Ich steckte sie in das Schlafzimmer einer Dame. Sie schlug die Tür zu und die Nase geriet dazwischen«, antwortete ich grimmig.
    »War die Dame hübsch?«, fragte er grinsend.
    »Es hat sich nicht gelohnt.«
    Die eingeladenen englischen und schwedischen Kriminalisten sprachen durchweg ein verständliches Englisch. Wir standen herum und nahmen eine nicht unbeachtliche Menge von Drinks, aber es kam keine rechte Stimmung auf. Colleg hielt eine Ansprache, in der er die Interpol-Zusammenarbeit feierte. Der Chef der Engländer antwortete mit drei trockenen Sätzen, und einer der Schweden sagte nur: »Skai for the FBI and Scotland Yard.«
    Um zehn Uhr kam Bodin.
    »Ich habe mit dem Polizeichef von Nizza telefoniert. Er war skeptisch, aber er versprach, die Angelegenheit untersuchen zu lassen.«
    »Routineuntersuchung also«, seufzte ich. »Das nützt nichts!«
    »Können wir über die Bootshausbesitzer sprechen?«
    »Ja, wir können es tun, aber Mary Angers hat nichts mehr davon. Wenn sie sich überhaupt noch im Land befinden sollte, so wette ich, dass das morgen früh nicht mehr der Fall sein

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