0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste
Hals.
Einer hielt ihn von hinten umklammert, und der andere pumpte ihn voll, ohne dass Phil viel dagegen tun konnte.
Ich verpasste meinem Armverdreher einen linken Haken. Er ließ los, ohne allerdings umzufallen. Ich stürzte vor, um den Mann zu erledigen, der Phil verprügelte, aber ich achtete nicht auf jenen Burschen, den Phil von meinem Rücken heruntergeholt hatte und der noch auf dem Boden herumkrabbelte. Der Mann schnappte nach meinen Beinen. Ich fiel der Länge nach hin.
Zwei Schritte vor mir sah ich die Füße von Phils Peiniger, warf die Arme vor, wurde aber selbst zurückgezerrt.
Ich trat heftig um mich, gewann etwas Boden, schlug die Finger in die blauen Hosenbeine und zog dem Kerl die Füße nach hinten weg. Er fiel, und als er gewissermaßen an Phil vorbei fiel, brachte der Gute trotz der Behinderung durch den vierten Gegner im Rücken einen raschen Haken bei ihm unter, sodass der Knabe ziemlich erschüttert unten ankam.
Meine Situation wurde in der gleichen Sekunde wieder ungemütlich. Der Mann, der mich heruntergeholt hatte, ließ meine Füße los, schnellte nach vorn und landete zum zweiten Mal auf meinem Rücken. Das schien seine Spezialität zu sein. Er hämmerte auf meinem Hinterkopf herum, als wäre ich ein Amboss und er ein Schmiedehammer. Ich drehte den Schädel zur Seite, aber das hatte nur zur Folge, dass er meine Backenknochen traf.
***
Bisher war die Einrichtung kaum beschädigt worden, aber das sollte sich rasch ändern. Als Phils ehemalige Gegner mich angingen, fiel der erste Stuhl noch aus Versehen um. Der zweite zerkrachte schon unter einem der Knaben, als er sich einen Uppercut einfing und mitsamt dem Stuhl zu Boden ging. In der gleichen Sekunde purzelte Phils Kunde über einen Tisch und nahm ihn mit sich zu Boden.
Es sah aus, als stünde die Partie nun pari, und ich erwartete eigentlich, dass die Jungs aufgeben würden, aber sie waren aus hartem Holz, und sie rauchten vor Wut. Der Rückenspezialist, der der Breiteste von ihnen war, stand wieder auf den Füßen und schnaubte heran wie ein Stier. Ich war noch beschäftigt, also warf sich Phil dazwischen. Der Kerl drängte ihn gegen die Theke. Phil verschaffte sich mit kurzen Haken Luft, ohne alles vermeiden zu können, was sein Gegner vom Stapel ließ.
Hinter der Theke lauerte immer noch Ragnier, der sich bisher aktiv nicht beteiligt hatte. Jetzt sah er Phils Hinterkopf vor sich und erspähte seine Chance. Er ergriff die nächste gefüllte Flasche beim Hals, beugte sich vor und hob den Arm, um Phil den Schädel einzuschlagen.
Mit einem mächtigen Satz sprang ich auf die Theke, aber jetzt so, dass ich mit den Füßen oben stand. Ein gezielter Tritt traf Ragniers Arm. Die Flasche flog schräg davon, und ich stürzte mich von oben auf den Mann.
Ich brach über ihn herein wie eine Lawine. Wir streiften dabei das Flaschenregal, und ’ne Menge Pullen prasselten herunter.
Ragnier schrie etwas auf französisch, nur ein paar Worte, bevor ich ihm das Maul stopfte. Ich knallte ihm zwei volle Sachen gegen die Kinnlade. Er verdrehte die Augen und streckte sich.
Ich tauchte hinter der Theke wieder hoch, um Phil beizustehen, aber der Kleiderschrank hatte sich von selbst zurückgezogen. Er und seine drei Kumpane standen ein paar Schritte von der Theke entfernt. Zwei von ihnen hielten bereits Messer in den Händen, und die beiden anderen nahmen sie eben aus den Taschen. Es waren bösartig aussehende Dinger, viel größer als normale Taschenmesser.
»Ragnier hat es ihnen befohlen«, keuchte Phil, ohne den Kopf zu drehen. »Er schrie: ,Nehmt die Messer!’«
»Ein geordneter Rückzug wäre jetzt klüger«, sagte ich.
»Keinen Schritt«, knurrte Phil. »Dem Dicken möchte ich es noch besorgen.«
Ich warf einen Blick zum Ausgang. Vor der Schaufensterscheibe hatten sich eine Menge Neugierige versammelt, die mit dem Interesse von Sachverständigen unserer Schlacht zusahen. Jetzt, da Ragniers Gehilfen die Messer gezückt hatten, bestand die Gefahr, dass sie auch noch Blut fließen sehen würden.
Ich griff mir zwei Flaschen und zerschlug sie an der Thekenkante. Grüner Likör floss aus und roch intensiv nach Pfefferminz. Die Hälse und den zackigen Rest behielt ich in den Händen. Ich stieg wieder auf den Thekentisch.
»Komm rauf!«, sagte ich zu Phil. Er zog sich hoch, ohne unsere Gegner aus den Augen zu lassen, und ich gab ihm einen der Flaschenreste.
Die Herren der anderen Partei wechselten Blicke miteinander, als sie uns mit diesen
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