0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste
höchst gefährlich aussehenden improvisierten Waffen in den Händen sahen. Ich hoffte, sie würden aufgeben. Ich habe nichts gegen Schlägereien, bis zu einem gewissen Grad. Aber wenn solche Kämpfe zu entarten drohen, fällt mir jedes Mal ein, dass ich ein Polizist bin und dass es nicht meine Aufgabe ist, Leuten Schaden zuzufügen.
Leider waren die Gangster Südfranzosen, und ich glaube, Südfranzosen sind fast so stolz wie Spanier. Sie wagen es nicht, sich feige zu zeigen, selbst wenn sie im Grunde genommen Angst haben.
Also rückten auch Ragniers Freunde gegen uns an.
Links von mir Stand ein Tablett mit Tassen, das bisher alle Erschütterungen überstanden hatte. Ich feuerte einen Fußtritt dagegen ab. Die Tassen schwirrten auseinander wie ein platzendes Schrapnell. Der Gegner stoppte verwirrt seinen Vormarsch. Der Rückenspezialist und letzte Kampfpartner von Phil gab ein paar Kommandos. Zwei Mann schwärmten nach links und rechts aus. Sie wollten uns von der Seite fassen.
»Angriff ist die beste Verteidigung«, sagte ich leise zu Phil.
Ich ging in die Knie, um hinunterzuspringen. In diesem Augenblick entstand vor der Tür Bewegung. Die Zuschauer wurden nach links und rechts zur Seite 30 gedrängt. In unglaublich kurzer Zeit strömte eine Unmenge von Flics, den französischen Polizisten, in das Café. Sie hielten ihre weißen Knüppel in den Händen. Bei unseren Gegnern verschwanden die Messer wie weggezaubert. Es nützte ihnen nichts, die Flics schlugen sofort mit diesen Stöcken, die sie so elegant zur Verkehrsregelung zu benutzen verstehen, auf sie ein.
Wir ließen die Flaschenreste fallen. Es nützte uns nichts. Die Flics zogen uns von der Theke und beklopften uns, als wären wir ungezogene Kinder.
»Was soll der Quatsch?«, schrie ich. »Wir ergeben uns ja!«
Einer zog mir seinen Stock über den Rücken, dass mein Kreuz dröhnte. Ich fuhr herum und stieß ihn vor die Brust. Das machte sie ernstlich böse, und ein Flic zog mir seinen Schlagstock so genau über den Schädel, dass mir das Licht ausging.
***
Als ich wieder zu mir kam, lag ich auf dem Fußboden eines rumpelnden Autos in schöner Gemeinschaft mit Phil und unseren vier Freunden, die sich alle nicht in viel besserer Verfassung befanden als wir. Auf allen Köpfen schwollen die Beulen. Drei Flics musterten uns finster und wippten die Stöcke in den Händen.
Die ganze Fuhre wurde vor dem Polizeirevier von Antibes ausgekippt. Der Polizeiinspektor, der uns in Empfang nahm, war derselbe, den wir bei dem Tod Surviels gesehen hatten, aber er schien uns nicht zu erkennen. Sein Englisch war schlecht.
»Papiere!«
Wir gaben ihm Pass und Ausweise als Mitglieder der Interpol-Konferenz. Es schien ihn zu erschüttern, dass seine Leute zwei FBI-Angehörige bei einer Caféhausschlágerei hochgenommen hatten. Er schüttelte immer wieder den Kopf.
»Wie konnten Sie nur, Messieurs«, jammerte er.
»Die Burschen haben angefangen«, sagte ich.
»Monsieur Ragnier sagt es anders«, berichtigte er. »Sie haben ihn angegriffen.«
»Er hat eine Dame beleidigt.«
»Bedauerlich, aber ist das ein Grund, das ganze Pere Lámese in einen Trümmerhaufen zu verwandeln?«
»Sie nahmen Messer!«
»Und Sie Flaschen, Messieurs! Es tut mir leid, aber ich muss Sie in Haft behalten, bis ich den Konsul eingeschaltet habe. Es ist die Frage des Schadenersatzes zu klären. Abführen!«
Wir kamen in einen gründlich vergitterten Raum, der sich nicht gerade durch Sauberkeit auszeichnete, aber in unserem Landstreicherzustand passten wir nicht schlecht hinein. Mein Gesicht war noch blutverschmiert. Phils Anzug war an mehreren Stellen einge'rissen, und in seinem Gesicht schwollen einige Stellen an.
Ungefähr eine Stunde saßen wir in dem Kittchen. Dann rasselten die Schlüssel, und wir wurden herausgeholt. Ein Flic führte uns in das Chefbüro zurück. Außer dem Inspektor erwartete uns dort Frederic Colleg, und ich muss sagen, dass er vor Wut schnaubte.
»Sie benehmen sich unmöglich«, fauchte er uns an. »Ich werde noch heute Nacht einen Bericht über Sie nach Washington kabeln. Sie sind eine Schande für das FBI. Es ist einfach unglaublich, als Gäste in diesem Lande eine Schlägerei zu inszenieren.«
»Hören Sie, Colleg, es steckt mehr dahinter. Es handelt sich um…«
»Um eine' Schürze!«, schrie er. »Sie brauchen mir das nicht erst zu versichern. Ich weiß es bereits. Sie haben sich mit einer Kellnerin des Cafés eingelassen. Der Besitzer hat sie daraufhin
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