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0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste

Titel: 0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delfried Kaufmann
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wird.«
    In diesem Augenblick näherte sich uns der Empfangschef des Hotels.
    »Bitte, entschuldigen Sie die Störung«, murmelte er und machte drei Verbeugungen. »In der Halle ist jemand, der Sie zu sprechen wünscht. Er weigert sich, zu gehen, und ich nehme an, dass Sie es sind, die er sucht, obwohl er keine Namen nennen konnte.«
    »Woher wissen Sie dann, dass er uns meint?«
    Der Empfangschef räusperte sich. »Er sprach von den Männern, die sich heute in Antibes geprügelt hätten. Wir sagten ihm, dass wir nichts darüber wüssten, aber er behauptete, man müsste es den Herren ansehen, und da ich mich erinnerte, dass Sie, Verzeihung, einige Spuren im Gesicht hatten, als Sie das Hotel betraten, dachte ich, dass Sie vielleicht gemeint seien.« Und mit einer neuen Verbeugung versicherte er: »Aber wenn Sie sich belästigt fühlen, werde ich noch einmal versuchen, den Burschen loszuwerden.«
    »Nein, nein. Führen Sie mich zu ihm.«
    In der Empfangshalle des Negresco stand ein verschüchterter, aber trotzig blickender Boy von vielleicht zwölf Jahren in zerrissenem Hemd, kurzen Hosen und alten Sandalen an den Füßen. Der Portier hielt ihn im Genick und sah aus, als wollte er ihn zum Frühstück verschlingen.
    »Dieser Lümmel hat gedroht, er würde das Hotel zusammenschreien, wenn wir Sie nicht holten«, seufzte der Empfangschef.
    »Lassen Sie ihn los!«, befahl ich dem Portier. Er löste widerwillig seine Hand. Der Junge wandte den Kopf und streckte ihm blitzschnell die Zunge heraus. Dann strahlte er mich aus dunklen Tollkirschenaugen an.
    »Bin ich der Mann, den du suchst?«, fragte ich.
    Er antwortete auf Französisch. Bodin übersetzte: »Er sagt, Sie hätten großartig im Pere Lamese gekämpft. Haben Sie sich geschlagen?«
    »Später! Fragen Sie ihn, warum er gekommen ist. Ein Autogramm von mir ist nicht viel wert.«
    Bodin sprach mit dem Boy. Dann unterrichtete er mich.
    »Der Junge ist aus Antibes. Er will wissen, ob Sie mit Ragnier Streit wegen Mademoiselle Marie bekommen haben. Offensichtlich meint er Miss Angers. Er sagt, dass Ragnier das Mädchen heute Morgen in seinem Wagen fortgebracht habe. Sie habe kein Gepäck bei sich gehabt und habe geweint.«
    Bodin fragte und sagte dann: »Ganz früh, um fünf Uhr morgens. Niemand sei auf der Straße gewesen. Er habe es vom Fenster aus gesehen. Er wohnt dem Pere Lamese gegenüber. Zwei Männer hätten Miss Angers an den Armen geführt.«
    »Fragen Sie ihn, ob es die gleichen Männer gewesen seien, mit denen wir uns geschlagen haben.«
    »Nein, er hätte diese Männer nie vorher gesehen«, sagte Bodin nach Befragen des Jungen.
    »Ich wünschte, er könnte uns sagen, wohin sie gebracht worden ist.«
    Bodin übersetzte meinen Wunsch. Ich hörte die französischen Worte der Antwort des Jungen. Es war eine lange Antwort, und er machte lebhafte Gesten mit den Armen dazu. Ich fühlte plötzlich, dass mir Schweißtropfen auf der Stirn standen.
    Inspektor Bodin richtete sich auf.
    »Das ist etwas verworren«, sagte er, »aber vielleicht hilft es uns etwas. Der Junge hat das Haus verlassen und ist auf dem Fußweg zu den Hügeln hochgelaufen. Er kennt dort eine Stelle, von der aus man die Küstenstraße nach Nizza und Cannes übersehen kann. Er behauptet, er habe Ragniers Wagen in Richtung Cannes fahren sehen. Dann hat er das Auto aus den Augen verloren. Aber gegen Mittag sei Ragnier zurückgekommen und zum Hafen gefahren. Er habe sein Auto dort per Zufall gesehen und hätte sich in der Nähe aufgehalten. Wenig später sei eine Barkasse in den Hafen eingelaufen. Ragnier sei an Bord gegangen. Er sei zehn Minuten an Bord geblieben und dann in Begleitung des Kapitäns zurückgekommen. Der Boy sagt, er kenne den Kapitän und das Boot. Es gehöre zu einem Fischkutter, der Hochseefischerei betreibt. Der Kahn habe schon einmal im Hafen von Antibes gelegen. Leider kann sich der Junge nur ungenau an den Namen erinnern. Er meint, es wäre ein zweiteiliger Name gewesen wie Antion-Jacques oder Pierre-Emile.«
    »Lassen Sie sich das Schiff beschreiben.«
    Der Junge beschrieb den Fischkutter als einen gedrungenen, seetüchtigen Kahn, verrottet und nur noch stellenweise lackiert. Er habe ’ne Hilfstakelage für Segel besessen und einen hohen, schmalen, Schornstein.
    »Und wohin ist der Kapitän mit seiner Barkasse abgedampft?«
    »In Richtung Cannes.«
    »Eine Karte!«, verlangte ich vom Empfangschef.
    Wir breiteten sie auf einem Tisch in der Halle aus.
    »Das Schiff muss also in den

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