0114 - Mädchen, Gangster, blaue Küste
sie Schwierigkeiten mit der anderen Seite bekommen könnten.«
»Dieser Fall ist noch nicht erledigt, Bodin.«
»Ich weiß, und ich werde in Paris dafür sorgen, dass er in andere Hände als in die dieses Polizeichefs gelegt wird.«
»Fragen Sie den Helden, ob wir nach Hause gehen können. Ich bin hundemüde.«
»Schon gut, Cotton. Ich werde Sie mit einem dieser Polizeiwagen nach Cannes fahren. Wir holen dann Phil und die anderen aus dem Präsidium. Monsieur le Chef hat es noch nicht für nötig gehalten, die entsprechenden Anweisungen zu geben. Er spielt Sherlock Holmes und verbittet sich jede Störung.«
Wir fuhren nach Cannes. Während der Fahrt sagte Colleg, der bisher kaum ein Wort gesprochen hatte: »Ich bedaure, Ihnen Unrecht getan zu haben, Cotton, aber ich kann Ihre Haltung trotzdem nicht billigen. Sie hätten diese Angelegenheit der französischen Polizei überlassen sollen. Man kann den Berufsehrgeiz auch übertreiben. Ich sehe eine Menge Ärger voraus. Sie haben die Franzosen sehr vor den Kopf gestoßen. Wenn Sie ihnen Ihre Beobachtungen in vernünftiger Form gemeldet hätten, wäre der Fall auch ohne Ihre aktive Mitwirkung aufgeklärt worden.«
Es war hoffnungslos mit ihm, und ich hielt es für zwecklos, ihm zu erklären, dass meine Beobachtungen, wie er es nannte, nicht einmal ausgereicht hatten, mich selbst zu überzeugen, und dass es nur der Instinkt gewesen war, der mir geraten hatte, nicht locker zu lassen.
Bodin gelang es nach einigem Palaver und nachdem eine Funksprechverbindung mit dem Polizeichef hergestellt worden war, unsere Leute aus dem Polizeigewahrsam herauszuholen. Phil, die Engländer und die Schweden befanden sich in prächtiger Stimmung. Auf irgendeine Weise hatten sie es fertigbekommen, ein paar Flaschen Trinkbares in ihre große Gemeinschaftszelle zu bekommen.
»Wir feiern unseren Sieg«, lachte Phil. Ich glaube, er war ein wenig angesäuselt. Die Engländer sangen immer wieder: »It’s a long way…«
Colleg drehte sich der Magen herum, als er das Benehmen der Elite der internationalen Polizei mit ansehen musste.
Tony Olden entdeckte, dass zwei der eingeschmuggelten Flaschen noch halb voll waren. Er drückte sie dem lächelnden Schließer des Polizeigefängnisses in den Arm.
»Bringen Sie das rüber zu den Burschen, die von uns Keile bezogen haben. Sie sollen sich daran trösten.«
Endlich gelang es, den übermütigen Verein zu verfrachten und nach Nizza zurückzubringen. Phil und ich gingen auf unser Zimmer. Er ließ sich auf sein Bett fallen.
»Hätte nie gedacht, dass ich an dieser Küste noch so viel Spaß bekommen würde«, lachte er.
»Du wirst noch mehr Spaß bekommen«, sagte ich. Ich nahm den Hörer vom Zimmertelefon. Die Zentrale meldete sich.
»Bitte, geben Sie ein Telegramm durch. Ich sage Ihnen den Text an: An John D. High, FBI-District, New York. Erbitten Erlaubnis zur Verfolgung eines Ringes von Mädchenhändlern - stop -Zusammenarbeit mit hiesiger Polizei notwendig - stop - Vermuten Beteiligung amerikanischer Staatsangehöriger - stop - Phil Decker, Jerry Cotton.«
Am anderen Morgen um neun Uhr weckte mich ein Page.
»Telegramm für Sie, Sir!«
Ich riss es auf und las: »Erlaubnis erteilt - stop - Genehmigung zunächst für drei Wochen - stop - Interpolzentrale wurde informiert - stop - Gute Jagd -John D. High.«
***
Vier Tage später brachten wir Frederic Colleg und unsere Freunde zum Flugzeug. Colleg verabschiedete sich mit einem frostigen Händedruck. Tony Olden sagte: »Ein Glück hast du, Cotton. Hör zu! Wenn du den Burschen noch einmal triffst, der mit mir ins Wasser gefallen ist, spendiere ihm einen Drink, und wenn du dich mit ihm schlagen musst, denke daran, dass er nicht schwimmen kann, und erledige es auf dem Trockenen.«
Wir zogen vom Negresco in ein bescheideneres Hotel um. Es lag am Cap d’Antibes unmittelbar an der Küstenstraße, nicht sehr weit von der Stelle, an der Surviels Boot zerschellt war.
Bodin suchte uns am anderen Tag auf.
»Ich habe Nachricht von Paris, dass amerikanische Polizisten an dem Fall Angers-Ragnier mitarbeiten werden. Sind Sie diese Polizisten?«
»Genau! Woher haben Sie diese Nachricht?«
Er lächelte. »Sie interessiert mich. Ich bin mit den Nachforschungen beauftragt worden.«
»Den Göttern sei Dank!«, rief ich. »Wir fürchteten schon, wir müssten uns mit dem dicken Polizeichef herumschlagen.«
»Nein«, lachte Bodin. »Es ist mir zwar nicht gelungen, ihn in das Pyrenäendorf versetzen zu
Weitere Kostenlose Bücher