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0114 - Verschollen in der Jenseitswelt

0114 - Verschollen in der Jenseitswelt

Titel: 0114 - Verschollen in der Jenseitswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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»Im Nacken. Sagt dir das nichts?«
    »Oouuuuuh…«, heulte Bill auf. »Was, zum Teufel, glaubst du, ist wohl der Grund dafür, daß ich mir eine Mordsbeule eingefangen habe?« Er strich sich noch einmal über den Volltreffer und verzog schmerzlich das Gesicht zu einer häßlichen Grimasse. Natürlich war ihm klar, was das Kribbeln bedeutete.
    Das Amulett war in der Nähe!
    Mit einem Satz war er aus dem Bett, kam federnd auf und hatte dabei trotz der Schmerzen schon wieder vergessen, was mit seinem Kopf los war. Prompt trieb ihm die Erschütterung des Auftrittes die Tränen in die Augen. »Oh, verflixt…«, murmelte er.
    Bengtsen knurrte verärgert. »Seid ihr verrückt, oder was ist los? Macht ihr immer wegen Nackenkribbeln so ein Theater? Das ist ja schlimmer als in…« Wo, sagte er nicht und wollte sich wieder enger in seine Decke rollen.
    »Das Amulett, Lars«, murmelte Bill. »Du erinnerst dich, was wir dir über Zamorra erzählten?«
    Jetzt zeigte Lars Bengtsen doch Interesse. Er riß die Augen weit auf und sah die beiden anderen an. »Natürlich. Dieses Zauberdings, das…«
    »Das Zauberdings, richtig«, nickte Bill bestätigend. »Nicole behauptet, es müsse in der Nähe sein.«
    Bengtsen schürzte die Lippen. Seine Augen suchten den Raum ab. »Ich sehe nichts«, bekannte er.
    Nicole stand auf und drehte sich einmal um sich selbst. Bill und Lars sahen ihr aufmerksam zu. Der Historiker konnte sich noch gut an die Nicole aus früheren Zeiten erinnern, damals, als Zamorra seinen Feldzug gegen die Mächte der Finsternis begann. Damals hatte Nicole derlei Kreaturen und Geschehnisse für Humbug gehalten, hatte alle möglichen pseudowissenschaftlichen Erklärungen an den Haaren herbeigezogen, um nicht an den Okkultismus glauben zu müssen. Hatte sich förmlich dagegen gesträubt. Im Laufe der Zeit hatte sie sich dann überzeugen lassen. Heute jedenfalls glaubte sie nicht nur sie wußte.
    Die hübsche Französin streckte die Arme aus, spreizte die Finger und drehte die Hände so, daß die Handteller nach vom deuteten. Dann setzte sie sich langsam in Bewegung.
    Wie beim Wünschelrutengehen, dachte Bill perplex, der immer noch die Bilder der damaligen Nicole vor sich sah. Hätte er ihr damals prophezeit, was sie jetzt tat, hätte sie die berühmte Autofahrergeste gemacht und gesagt: »Du spinnst, aber großkalibrig.«
    Nicole ging zielbewußt auf eine der freien, kahlen Wände zu, die von innen ebenso grau aussahen wie von außen. Trister konnte nicht einmal eine Gefängniszelle sein, weil es darin wenigstens noch TV gab. Die Nützlichkeit letzteren zivilisatorischen Zugeständnisses wagte Bill im stillen zu bezweifeln; er zählte einen Fernsehempfänger eher zur Haftverschärfung.
    Vor der Wand blieb Nicole stehen und enttäuschte Bills Erwartungen, der geglaubt hatte, sie würde sie berühren.
    Statt dessen glitt etwas aus der Wand heraus und schwebte gemächlich auf die Französin zu, silbern schimmernd und von einem schwachen Leuchten umgeben. Bill sah, daß Lars erstaunt den Mund öffnete.
    »Was - das ist das Amulett?« fragte der Schwede überrascht. »Das sieht ja nach nichts aus…«
    Ansprüche stellst du, dachte Bill. »Sieh es dir mal von nahem an, und du wirst staunen«, brummte er.
    Nicole drehte ihre Hände in Normalstellung zurück, führte sie zusammen und umfaßte die Scheibe. Schlagartig bekam die ihr Normalgewicht zurück und war nicht mehr in der Lage, frei zu schweben. Einen Moment betrachtete das Mädchen die zerrissene Kette, dann schob sie das Amulett schulterzuckend in die Gesäßtasche ihrer Glitzerhose.
    Bill grinste.
    »Setz dich jetzt nur nicht zu heftig darauf, es könnte sich verformen«, erklärte er mit dozierend erhobenem Zeigefinger. »Denke immer daran, daß innere Wärme auch Silber zum Schmelzen bringt und es sich dann leicht verformt…«
    »Scheusal«, murmelte Nicole wenig überzeugt. »Wenn du behauptest, ich hätte…«
    Bill wurde übergangslos todernst. »Hallo«, sagte er bestürzt. »Sieh mal!«
    Er ging auf Shirley McConners zu, die sich um nichts gekümmert hatte, und griff nach ihrem Puls.
    Jetzt erschien es ihm nicht mehr verwunderlich, daß sie sich in keiner Weise an der Unterhaltung beteiligt und immer starr gegen die gegenüberliegende Wand gesehen hatte.
    »Sie ist tot«, sagte der Historiker leise.
    ***
    Professor Zamorra erwachte erst aus seiner schweren Betäubung, als längst alles vorüber war. Immer noch befand er sich in der glasartigen Hohlkugel. Doch

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