0114 - Verschollen in der Jenseitswelt
erbaut worden war. Zur gleichen Zeit war Zamorra auch in den Besitz des Amulettes gelangt. Das Amulett des Leonardo de Montagne bestand aus einer silbrigen Scheibe, die bequem an einem Kettchen auf der Brust zu tragen war. Im Zentrum befand sich ein Drudenfuß, umgeben von den zwölf Tierkreiszeichen, die ihrerseits von einem Silberband mit seltsamen Hieroglyphen umschlossen wurden, welche bis heute jedem Übersetzungsversuch getrotzt hatten und keiner irdischen Schriftkultur zu entstammen schienen. Die Herkunft des Amuletts war von Geheimnissen umgeben; man sagte, daß selbst der Zauberer Merlin auf irgendeine Art und Weise seine Kräfte mit ins Spiel gebracht hate.
Das Amulett verfügte über ungeheure magische Kräfte und Fähigkeiten. Es war zu einer Art Wunderwaffe geworden, die Zamorra in seinem Kampf gegen Dämonen und Hexen, Vampire, Werwölfe und was es mehr an Kreaturen der Finsternis gab, gute Dienste geleistet hatte. Ohne seine Hilfe hätte der Professor längst den Kampf gegen die Schwarzblütigen aufgeben müssen. Diesen Kampf, der zu einem großen Teil seine Lebensaufgabe geworden war, der er sich verstärkt widmete.
Bei diesem Kampf fand er tatkräftige Unterstützung durch seine Sekretärin und Geliebte Nicole Duval, die in allen Dingen, angefangen beim Kaffeekochen über logisches Denken bis zum Judosport, perfekt war und überdies blendend aussah, sowie durch den Amerikaner Bill Fleming mit seinem ausgesprochenen Sinn für praktisches Handeln. Gemeinsam hatten sie schon zahlreiche Abenteuer überstanden und waren zu einem hervorragenden Team geworden, das sich prächtig verstand.
»Du meinst, du willst mit dem Amulett einen Versuch starten? Mann, wie stellst du dir das vor?« fragte Bill verwundert. »Du weißt ja nicht einmal, ob es ein anderer Planet irgendwo draußen in Weltraumtiefen ist oder eine Art Paralleluniversum, sofern es etwas derartiges gibt.«
Er machte eine Köpfbewegung zum Swimming-pool. »Was sagt denn Nicole zu deinem Wahnsinnsplan?«
Zamorra schmunzelte. »Die weiß noch nichts davon, mein Lieber. Ich wollte die Angelegenheit erst einmal selbst durchdenken.«
»Genauer gesagt: du wolltest nicht ausgelacht werden«, brummte Bill Fleming und hob seine Stimme. »He, Nicole, Cherie, kannst du mal dem Wasser entsteigen?«
Nicole Duval tauchte unter und schwamm an den Rand des Beckens. Dort kam sie wieder zum Vorschein, prustete, schüttelte heftig den Kopf, daß die Haare flogen und das Wasser hinaussprühten, und kletterte dann die kleine weiße Leiter empor.
Bill Fleming pfiff leise. »Bezaubernd siehst du aus, Girl!«
Er untertrieb nicht. Das langbeinige, schlanke Mädchen mit dem feingeschnittenen Gesicht sah in dem weißen, äußerst knapp geschnittenen Bikini prachtvoll aus und ließ die Herzen der beiden Männer höher schlagen. Der Bikini war mit Goldstreifen abgesetzt, die zu ihren Augen paßten. Diese waren überhaupt das Faszinierendste an ihr. Dunkelbraun, mit goldenen Sprenkeln versehen, waren sie in der Lage, in gewissen Stimmungssituationen ihre Farbe zu verändern wie ein Chamäleon.
Leichtfüßig näherte sich die hübsche Französin den beiden Männern, kniete nebem Zamorras Liegestuhl nieder und küßte flüchtig seine Stirn. Zamorra fuhr auf. »He - du bist ja naß!«
»Dergleichen geschieht, wenn man frisch aus dem Wasser kommt«, hauchte Nicole mit unschuldigem Augenaufschlag. »Es ist herrlich, Chef, und so schön warm. Schwimmen wir gleich noch eine Runde gemeinsam?«
»Überredet«, nickte Zamorra. »Dir kann ich ja keinen Wunsch abschlagen, mein Schatz.«
Nicole hob die Brauen. »Keinen? Bill, du bist Zeuge, daß er es gesagt hat.« Sie achtete nicht darauf, daß Zamorra entsagungsvoll aufstöhnte, und fuhr fort: »Dann könntest du mir eigentlich das schöne Kleid schenken, das ich bei Legrande gesehen habe!«
Zamorra ließ sich in liegende Stellung zurückfallen. »Oh, Bill«, jammerte er. »Diese Frau ist mein Ruin. Ich werde sie entlassen müssen. Sie bezieht ein fürstliches Gehalt, überzieht ständig das Spesenkonto, bekommt jeden Morgen einen Aufweckkuß von mir und ist damit noch immer nicht zufrieden. Was tut man dagegen?«
»Mir das Kleid kaufen«, warf Nicole ein.
Der Professor schüttelte entschieden den Kopf. »Kommt nicht in Frage«, erklärte er kategorisch. »Der Bikini reicht dir völlig. Anstößige Stellen sind bekleidet, und den Rest deiner Schönheit soll man nicht verdecken. Eva trug im Paradies auch
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