0114 - Verschollen in der Jenseitswelt
unternehme, bin ich ohnehin bald tot. Ich beginne diese Welt bereits in den Knochen zu spüren. Wenn ich nur wüßte, warum sie uns benötigen, warum sie so versessen auf die Kristalle sind. Ich an ihrer Stelle würde um diese tödlichen Dinger einen weiten Boden machen.«
Nicole lächelte wissend.
»Sie brauchen sie als Energielieferanten«, sagte sie.
Lars Bengtsen beugte sich vor, den Mund halb geöffnet. »Noch mal: wozu brauchen sie sie?«
Nicole wiederholte ihre Worte. »Und woher ich das weiß?« Sie berichtete kurz über ihre Erlebnisse. »Es ist also nicht unbedingt ein Zufall, daß wir hier landeten. Über kurz oder lang wären wir auf jeden Fall in diese Dimension vorgestoßen. So gesehen, haben wir eigentlich nur eine Menge Zeit eingespart. Die Explosion zeugte davon, daß ziemliche Energievorräte in den Kristallen stecken. Die Schwarzen verwenden sie, um ihr Dämonenschiff damit anzutreiben. So, wie wir Kohle in Strom umwandeln. Und da die Kristalle auch nicht ewig herhalten und ich mir lebhaft vorstellen kann, daß so eine Reise durch die Dimensionen eine Menge Strom verbraucht, benötigen sie ständig neue Kristalle. Selbst schürfen können sie sie offenbar nicht, wie der Kontakt zwischen Dämon und Kristall beweist. Offensichtlich kommen sie auch nicht mittels ihrer magischen Kräfte an die Energiesteine heran, also müssen andere Arbeitskräfte heran. Es ist natürlich, daß in einer Welt, einer Kultur, die die Magie als Mutter aller Dinge verwendet, die Technik verkümmert. Roboter oder sonstige Schürfmaschinen haben sie demzufolge nicht, müssen also auf Hilfskräfte zurückgreifen. Wie es in ihrer dämonischen Natur liegt, versklaven sie daher Menschen.«
»Das klingt ganz einleuchtend«, murmelte Bengtsen. »Dennoch ist es für mich fast unvorstellbar, wie spielend Sie mit Begriffen wie Magie umgehen. Es ist einfach unglaublich.«
Bill mischte sich ein. »Nur, weil magische Ströme sich nicht mit einem Oszillografen messen lassen?« fragte er spitz »Die Menschheit muß lernen, wieder an das zu glauben, das sie seit Jahrtausenden zu vergessen sucht, oder sie ist verloren.«
»Es ist schwer«, widersprach Bengtsen. »Es ist sehr schwer für technisch orientierte Lebewesen, an außersinnliche Kräfte zu glauben.«
»Sie glauben aber an Gott?« fragte Fleming schnell.
Bengtsen zögerte einen Moment, dann antwortete er langsam: »Ich bin Christ Das muß Ihnen als Antwort genügen.«
Bill nickte ebenso langsam. »Es genügl mir tatsächlich«, entgegnete er.
Einige Minuten vergingen schweigend Nicole sah zu der anderen Frau hinüber zu Shirley McConners. Sie war der Unterhaltung gefolgt, ohne besonderes Interesse zu zeigen. Nicole wußte nicht wie sie sie einschätzen sollte. Vielleichl hatte McConners ihren Uberlebenswillen bereits verloren.
Schließlich ergriff der Historiker wieder die Gesprächsführung. »Wie groß sind die Kristalle, die ihr aus den Felsen herausbrecht?« fragte er.
»Faustgroß etwa«, erklärte Lars Bengtsen. »Manche ein paar Zentimeter größer, manche etwas kleiner. Aber in Durchschnitt…«
Bill sah Nicole an.
»Die Kristallansammlungen im Schif: waren ziemlich groß«, sagte sie. »Da: heißt, daß eine Menge der Kristalle installiert werden muß. Es wird alst einige Zeit in Anspruch nehmen.«
Lars nickte. »Ich habe beobachtet, dal das schwarze Flimmern, eine Art magischen… äh… Schutzfeldes um da: Schiff, schwächer war als sonst. Die Energievorräte müssen also sehr erschöpft sein. Zudem tun die Schwarzen bei Nacht so gut wie nichts. Ich weiß nicht, was sie dann machen. Sie schlafen nicht und arbeiten nicht. Der Teufel mag’s wissen…«
»Sie werden also erst bei Tagesanbruch damit beginnen, die Magazine wieder zu füllen«, folgerte Nicole. »Das gibt uns eine gute Chance anzugreifen. Wie viele Schwarze gibt es?«
»Drei… nein, neunundzwanzig. Einer ist ja tot.«
»Sieben haben wir im Schiff gesehen«, zählte Nicole weiter. »Nach Adam Riese und Eva Zwerg haben wir es also mit sechsunddreißig Schwarzen zu tun. Wie viele Menschen gibt es hier? Gut das Vierfache. Bei diesem Zahlenverhältnis muß es möglich sein, die Schwarzen mit Hilfe der Kristalle wirksam anzugreifen und ins Schiff zu gelangen. Sind wir erst einmal im Innern, haben wir so gut wie gewonnen.«
Wieder trat minutenlanges Schweigen ein.
»Wir müssen nur alle zugleich zuschlagen«, fuhr Lars dann fort. »Ich will versuchen, morgen auf dem Weg zum Steinbruch den Plan
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