0114 - Verschollen in der Jenseitswelt

Titel: 0114 - Verschollen in der Jenseitswelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa

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Gerät, das in der Lage war, aufgrund geistiger Steuerimpulse aus Kristallenergie ein Dimensionenschiff zu erschaffen.
    Die zähen Gesteinsmassen schlossen das Gerät ein und erkalteten.
    Ohnmächtige Wut über den Angriff und ihre eigene Hilflosigkeit überkam die Dämonen. Sie waren überrascht worden, überrascht und angegriffen auf ihrem ureigensten Territorium. Das schrie nach Rache und Vergeltung.
    Dabei ahnten sie nicht einmal, daß noch etwas geschehen war. Etwas, mit dem niemand auch nicht im entferntesten gerechnet hatte, gleich ob Mensch oder Dämon, und das alle bisherigen Pläne radikal über den Haufen warf.
    Ein unscheinbares, silbriges Etwas war im Moment der Explosion aus seinem Aufbewahrungsort im Innern des zerstörten Dämonenschiffes ins Freie geschleudert worden. Die Scheibenform sorgte dafür, daß es gut und weit flog. Und dann war da noch etwas, das es anzog. Die Ausstrahlung von bekannten Bezugspersonen, die in enger emotionaler Verbindung zu seinem spurlos verschwundenen Besitzer standen. Wäre der Besitzer noch in erreichbarer Nähe gewesen, wäre der unscheinbare silberne Gegenstand zu ihm zurückgekehrt, völlig selbsttätig und mit magischen Kräften, die ihresgleichen suchten. Doch der Besitzer, der Meister, war fort - in einer fremden Dimension verschwunden. So suchte sich der Gegenstand seinen Weg zu jenen, die ihm am nächsten standen.
    Das Amulett des Leonardo de Montagne blieb in der Wand eines unscheinbaren, grauen Wohngebäudes stecken.
    ***
    »Es ist seltsam«, sagte Nicole nach einer Weile.
    Bill Fleming richtete sich auf seinem harten Bett auf, das ihm, wie er jetzt schon ahnte, einen schmerzenden Rücken bescheren würde. In seinem Apartement und in den Hotels, die er auf seinen Reisen heimzusuchen pflegte, gab es nur weiche Matratzen. Er war harten Untergrund nicht mehr gewöhnt.
    Nachdem die Stille eintrat, hatten sie sich endlich zum Schlaf niedergelegt, um am anderen Morgen den neuen Geschehnissen gewappnet entgegentreten zu können. Die matte Helligkeit war geblieben und war, wie Bengtsen versichert hatte, normal. In den grauen Flachbauten wurde es niemals dunkel. Warum, wußte niemand zu sagen.
    Sowohl Bill als auch Nicole hatten darauf verzichtet, sich auszukleiden. Beide fühlten sich irgendwie beobachtet. Den Schweden hatte nichts gestört; er hatte seine Kleidung in eine Ecke gefeuert, sich in die graue Einheitsdecke gerollt und schon nach wenigen Minuten begonnen zu schnarchen. Nicole hatte einen kurzen Seitenblick riskiert, mehr nicht. Ihr stand der Sinn nach allem anderen als nach Sex. Ihre Gedanken kreisten immer noch um Zamorra.
    Shirley McConners hatte sich nicht einmal gerührt. Sie mußte noch wach sein, saß auf ihrem Bett, an die Wand gelehnt, und starrte in die endlose Feme.
    »Was ist seltsam?« fragte Bill. Er sprach leise, um Bengtsen nicht zu wecken. Der Schwede schnarchte gemütlich vor sich hin.
    »Du erinnerst dich sicher, daß das Amulett eine ganz bestimmte Strahlung aussendet«, begann die hübsche Französin. Fleming nickte, was Nicole nicht sehen konnte, weil der Historiker eine Etage höher lag. Rechtzeitig fiel ihm das auf und veranlaßte ihn zu einem undeut lich genuschelten »Ja. Aber es gibt nur wenige, die diese Strahlung feststellen können«, fügte er nach ein paar Sekunden hinzu. »Ich beispielsweise bin nicht empfänglich.«
    »Aber ich«, behauptete Nicole. »Ich spüre es zwar nicht so heftig, wie ich es von Zamorra glaube, aber zuweilen empfinde ich doch ein schwaches, fast nur angedeutetes Kribbeln im Nacken, wenn es in meiner Nähe ist.«
    »Und?« fragte Bill, der sich nicht denken konnte, worauf Nicoles weitschweifige Einleitung hinausführen sollte.
    Die Französin schwieg fast eine Minute. Dann sagte sie so leise, daß der Historiker es kaum hören konnte:
    »Es kribbelt.«
    ***
    Bill sprang hoch, als säße er auf einer Viper. Dabei hatte er nur vergessen, daß knapp achtzig Zentimeter über ihm die Decke des Raumes begann. Prompt krachte er mit hoher Startgeschwindigkeit dagegen und fiel wieder zurück. Viel weicher war das Lager allerdings auch nicht.
    Automatisch flogen seine Hände hoch und preßten sich gegen die schmerzende Stelle, an der er mit dem Kopf gegen die Decke geschlagen war. Davon wurde der Schmerz auch nicht besser.
    »Sag das noch mal!« schrie er.
    »Hä?« fuhr Bengtson erschrocken hoch, durch den Doppelknall und den Schrei aus dem Schlaf gerissen.
    »Es kribbelt«, wiederholte Nicole seltsam ruhig.