0114 - Verschollen in der Jenseitswelt
Art Wintergarten blühten, noch die nahezu kahle Umgebung draußen.
»Zamorra, die Kahlheit wurde von den Dämonen hervorgerufen, die unseren Planeten mit einem furchtbaren Bann belegten«, berichtete Paal. »Seit dieser Zeit gibt es nur noch in den siebentausendsiebenhundertundsiebenundsiebzig Kuppeln tierisches und pflanzliches Leben, und wird auch nur eine Kuppel zerstört, zerbricht unsere magische Abwehr gegen den Bannfluch der Schwarzen. Darum versuchen sie ständig, diese Welt anzugreifen, doch wir sind auf der Hut. Benötigst du eine Erfrischung, Auserwählter?«
Der dachte an einen Cognac und daran, daß es auf der Erde auch total verwüstete Landstriche gab, von denen so mancher auf das Konto von Dämonen ging. Hier zeigten sich die nächsten Parallelen.
Paal ließ seine Hand aufschnellen, und die schillernde Kugel schwebte knapp einen Millimeter über der feinen Schuppenhaut. Bei jeder Bewegung des Wesens im silbernen Anzug entstand ein schabendes Geräusch, das Zamorra unange nehm berührte. Das war jedoch das einzig Negative, das ihm an seinen derzeitigen Gastgebern aufgefallen war. Und er würde es ertragen können.
Die schillernde Kugel wechselte sekundenlang die Farbe und strahlte dann wieder in Opal. Im nächsten Moment entstand vor Zamorra ein flacher, schwebender Tisch, auf dem sich eine gläserne Karaffe mit goldbrauner Flüssigkeit nebst einem Trinkglas befanden.
»Bitte, Auserwählter. Dein Cognac.«
Zamorra gab es auf, sich über irgend etwas zu wundem. Seine Hand zitterte nicht, als er sich vorbeugte, die Karaffe ergriff und das Trinkglas zur Hälfte füllte. Stilgerecht war es zwar nicht, nur sah er darüber großzügig hinweg, wärmte mit beiden Händen das Getränk etwas vor und nahm dann einen kleinen Schluck.
»Prachtvoll…«
Besser konnte französischer Cognac nicht munden. Und das war durch Magie geschaffen worden?
»Auserwählter, du wolltest Näheres über das Amulett erfahren«, griff Paal das Gespräch wieder auf, als Zamorra das Glas auf die schwebende Tischplatte setzte und sich wieder zurücklehnte. Die Ellbogen auf beide Lehnen gestützt, winkelte er die Unterarme an, ließ die Fingerspitzen beider Hände sich berühren und erwartete Paals Erklärungen, die Beine bequem übereinandergeschlagen.
»Woher das Amulett stammt, wissen wir nicht, auch ist uns die Schriftsprache, der die Hieroglyphen entstammen, völlig imbekannt. Unsere Überlieferungen nennen es das ›Medaillon der Macht‹, das sich in einer für uns fremden Dimension befindet und nur von einem Auserwählten benutzt werden kann. Wer die Schriftzeichen lesen kann, vermag die Macht des Amuletts restlos auszunutzen und wird zum Herrn über Leben und Tod. Vor Äonen, so heißt es, gab es einmal einen Angehörigen unseres Volkes, der das Medaillon der Macht eine kurze Zeit besaß. Auf welche Weise er es wieder verlor, ist uns unbekannt, doch seit jener Zeit wächst die Kraft der Dämonen und ihr Einfluß. Sie breiten sich immer mehr aus, töten und morden und sind nur unter großen Mühen noch zurückzuhalten. Erst vor kurzem besannen wir uns der alten Legenden und beschlossen, das Amulett wieder zu besorgen. Denn ohne es können wir auf die Dauer nicht mehr bestehen, sind verloren und den Angriffen der Dämonen ausgeliefert. Schon besitzen sie einige von unseren Dimensionenschiffen, verfügen sogar über eine Welt, die Energiekristalle beherbergt. Ihre Macht wächst ständig. Bald schon werden wir untergehen, wenn uns nicht Hilfe gewährt wird. Das Flammenschwert muß erweckt werden! Es ist so alt wie das Medaillon der Macht und stammt ebenso wie dieses aus einer anderen Welt. Es liegt in tiefem Schlaf und vermag nur durch das Amulett erweckt zu werden. Dann aber wird es eingreifen und über jene richten, die gegen das Gesetz und böse sind. Das Flammenschwert ist unsere Hoffnung. Darum versuchten wir, das Medaillon der Macht wiederzüentdecken. Daß es bereits im Besitz eines Auserwählten war, erfüllte uns mit Freude. Doch nun müssen wir erfahren, daß es abermals verloren ist, in die Hände der Dämonen fiel…«
Er schwieg.
Zamorra sah über seine Fingerspitzen hinweg.
»Viel ist es nicht, was du weißt«, erwiderte er. »Ich hatte mir mehr davon versprochen. Man sagt, mein Vorfahre Leonardo de Montagne, ein großer Magier, habe das Amulett erschaffen oder zumindest besessen und benutzt, sogar die Kräfte Merlins, des Zauberers, sollen eine Rolle dabei spielen…«
»Merlin?« fragte Paal zurück.
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