0114 - Verschollen in der Jenseitswelt
Strahlen der heißen violetten Sonne über das Land tasteten.
***
Sieben Dämonen erwachten aus ihrer Trance. Der geistige Block zerflatterte, ließ aus einer Gemeinschaftsintelligenz wieder sieben einzelne Wesen werden. Von den Vorfällen der Nacht hatten sie nichts mehr bemerkt, die beiden Wächter hatten sie nicht mehr warnen können. Das Erwachen aus der Verbundenheit erfolgte automatisch.
Sieben Dämonen wußten im Moment des Erwachens, daß der neue Tag angebrochen war. Sie hatten ausgegriffen zu anderen Welten und Dimensionen und Hilfe verlangt. Diese Hilfe war ihnen zugesagt worden. Deshalb wog der Verlust des Schiffes nicht so schwer. Schwerer schon das Sterben ihrer Gefährten. Es würde schwierig für sie werden, zu siebt, die vielen Sklaven zu beaufsichtigen. Sie brauchten ständige Kontrolle, sonst ließ ihre Arbeitsleistung nach, sonst kamen sie auf revolutionäre Gedanken. Das durfte nicht geschehen. Schlimm genug war es schon, daß einer am vorhergegangenen Tag entdeckt hatte, daß die Energiekristalle tödlich waren, eine entsetzliche Waffe, vor der es für die Dämonen keinen Schutz gab.
Es war eine gefährliche Situation.
Croo sandte seine Impulse aus.
»Wir müssen jeden Versuch einer Revolution im Keim ersticken«, teilte er sich den anderen mit. »Bestimmt haben sie in der Nacht in ihren Wohnbauten miteinander über das Erlebte gesprochen, wissen jetzt, wie sie uns angreifen können. Und wir werden nicht verhindern können, daß sie mit den Kristallen in Berührung kommen, denn immerhin sollen sie sie für uns aus den Felsen brechen.«
»Das ist wahr«, erwiderten die anderen.
»So werden wir vorbeugend zuschlagen«, forderte Croo. »Wenn wir die Anzahl der Sklaven drastisch reduzieren, haben wir es leichter mit der Kontrolle und können sie mit der Reduzierung einschüchtem. Später, wenn wir auf unserem alten Bestand wieder sind, können wir die Anzahl der Sklaven jederzeit wieder erhöhen.«
»Es sei«, erwiderten die anderen.
»So laßt uns beginnen. Die Reduzierung erfolgt vor Arbeitsbeginn.«
Und wieder stimmten die sechs anderen Dämonen zu. Doch dann erst erhob sich Verwunderung unter ihnen.
»Wo sind Anch und Vuygh?«
***
Es wurde zusehends heller. Die Finsternis schwand und machte dem Licht der sengenden Sonne Platz. Zamorras Blick ruhte einen Moment auf den schillernden Lichtreflexen, die die Silberanzüge Warfen, dann hob er das Amulett vom Boden auf.
Täuschte er sich, oder ging ein hörbares Aufatmen durch die Wesen?
Zamorra wog die flache Scheibe in der Hand. Ein sanftes Vibrieren ging von ihr aus, warm und beruhigend. So, als wolle jemand sagen: Schön, daß du wieder da bist.
Doch hatte das Vibrieren auch noch eine andere Bedeutung. Es warnte vor dem Vorhandensein von Dämonen.
Nicole trat zu ihm. »Von jetzt an müssen wir jede Sekunde damit rechnen, auf Dämonen zu treffen«, sagte sie leise. »Lars… er sagte, sie tauchen erst auf, wenn es hell ist.«
Zamorra nickte. »Wir werden uns danach richten müssen.« Mit ein paar Schritten ging er zu Paal hinüber, der ihm aufmerksam entgegensah.
»Ich weiß, daß ich der Auserwählte bin«, sagte der Professor. »Was ich nicht weiß, ist, was ich jetzt zu tun habe, das Flammenschwert zu wecken.«
»Darf ich das Amulett berühren?« fragte Paal.
Zamorra hob die Brauen. Dann aber streckte er es dem Silbernen entschlossen entgegen. Die feinschuppige Hand berührte es, umschloß den Rand.
»Warte einen Moment«, bedeutete Paal dem Professor.
Dann streckte er die andere Hand aus. Die schillernde Kugel leuchtete etwas intensiver. Ein rötlicher Schimmer mischte sich hinein.
Paal ließ Kugel und Amulett los.
Beide Gegenstände schwebten jetzt frei in der Luft. Langsam, zögernd, bewegten sie sich aufeinander zu, wie Hunde, die einander beschnuppern wollen, sich aber nicht über den Weg trauen. Fasziniert sahen Zamorra und Nicole dem Geschehen zu. Und wieder verspürte Nicole das seltsame Gefühl, als beobachte sie jemand, schaue über ihren Nacken. Ein feiner Schauer lief über ihren Rücken.
Immer näher kamen sich Amulett und Kugel. Zamorra hielt den Atem an. Was würde geschehen, wenn sich die beiden Gegenstände berührten? Ein Lichteffekt? Ein Verschmelzen? Oder - gar nichts?
Er war überrascht, als beide gleichzeitig unsichtbar wurden, als sich ihre Ränder berührten. Seine Hand schnellte vor - und griff ins Leere!
Nicht unsichtbar geworden - verschwunden!
»Was soll das?« fragte er scharf.
Aare
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